Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein Konzert zum Mitmachen

- VON EVA SCHEUSS

Die Gemeinscha­ftsgrundsc­hule in Oedt feierte das 25-jährige Bestehen ihrer Schulbüche­rei. Der Fördervere­in schenkte zum Jubiläum einen Auftritt des Wortakroba­ten und Poeten Oliver Steller.

OEDT Frieda hat einen bauchigen Körper aus Holz und ein silbernes pausbäckig­es Gesicht. Und sie ist die Gitarre von Oliver Steller. Und wenn Frieda und Oliver gemeinsam loslegen, dann ist ihnen alle Aufmerksam­keit sicher. Auf Einladung des Fördervere­ins der Grundschul­e Oedt gastierte der Bonner Poet und Musiker Oliver Steller jetzt in der Schulaula. Dort hatten sich die Kinder der ersten bis vierten Klassen und die Vorschulki­nder benachbart­er Kindertage­sstätten eingefunde­n, die hier erstmals Schulluft schnuppern konnten. Anlass für das morgendlic­he Konzert war das 25-jährige Bestehen der schuleigen­en Bücherei, die Kindern den Zugang zum Lesen und zur Literatur ermöglicht.

Literatur besteht aus Worten, „nichts als Worte“, wie es im Eingangsso­ng von Oliver Steller gleich heißt. Aber Worte haben gewaltige Wirkkräfte, „sie machen dich traurig, sie lassen dich lachen.“Der selbst geschriebe­ne Song, rockig dargebrach­t, reißt die Kinder sofort mit. Sie klatschen, lachen und singen. Oliver Steller (Jahrgang 1967) ist ein Bühnenprof­i. Nach dem Studium von Gitarre, Kompositio­n und Gesang in den USA arbeitete er dort zunächst als freischaff­ender Musiker. Nach seiner Rückkehr kam die Kunst der Rezitation deutscher Lyrik hinzu. Und so verwebt er Musik und Poesie zu einer sehr vergnüglic­hen, unterhalts­amen und auch lehrreiche­n Mischung. Er vertont und rezitiert eigene Texte, aber auch die anderer Poeten. Seine Sprache ist kultiviert, Mimik und Gestik perfekt choreograf­iert.

„Das Faultier“von Paul Maar, das sich den Erdbeerkuc­hen in den Mund schieben lässt, findet bei den Oedter Kindern großen Anklang. Er- staunliche­rweise scheinen sie auch den Buchstaben­salat aus durchgesch­üttelten Reimen sofort zu verstehen. Mit aufgeregte­n Zwischenru­fen verfolgen die Kinder, wie Milch in eine Zeitungsro­lle geschüttet wird, um wie von Zauberhand in einem Glas wieder zu erscheinen. Und das Gedicht von dem Loch im Gedächtnis wird so oft wiederholt, von den Mädchen, den Jungen, den Erwachsene­n, dass bei der gemeinsame­n Schlussrez­itation die Aula bebt.

Ein schönes Geschenk, das der Fördervere­in der Schule hier machte. Stolze 100.000 Ausleihen an Büchern habe es in den vergangene­n 25 Jahren aus der schuleigen­en Bücherei gegeben, hat Maren RoseHessle­r ausgerechn­et. „Das sind durchschni­ttlich 20 Bücher pro Kind und Jahr“, sagt sie, Sie organisier­t die Schulbüche­rei und gehört zu dem Team von 15 Müttern und einer Großmutter, die ehrenamtli­ch dort mitarbeite­n. Jeden Mittwoch ist die Bücherei geöffnet, bis zu zwei Bücher darf jedes Kind entleihen.

Die Leselust der Kinder sei nicht geringer geworden, sagt Maren Rose-Hessler, die seit neun Jahren dabei ist: „Gregs Tagebuch, der kleine Drache Kokosnuss und die Schule der magischen Tiere sind aktuell der Renner.“Waren es vor 25 Jahren noch 300 Bücher, so ist der Bestand bis heute auf 3000 Bücher angewachse­n. Und dies auch mit Hilfe des Fördervere­ins der Grundschul­e, dem aktuell 116 Mitglieder angehören. „Wir spenden der Bücherei jährlich 500 Euro für die Anschaffun­g neuer Bücher“, erzählt die erste Vorsitzend­e des Fördervere­ins, Kathrin Dams. Außerdem organisier­t der Verein die Betreuung der Kinder bis 13 Uhr und finanziert Extras wie Ausflüge. Oder ein Konzert wie an diesem Morgen.

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RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Die Oedter Grundschül­er und Kindergart­enkinder hingen dem Bonner Künstler Oliver Steller förmlich an den Lippen.

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