Rheinische Post Krefeld Kempen

Abschiede und Fragezeich­en

- VON KARSTEN KELLERMANN

Mahmoud Dahoud macht morgen sein letztes Spiel für Gladbach, Andreas Christense­n wohl auch, aber . . . Und was ist mit André Hahn und Julian Korb?

Heute ist ein Tag des Abschieds. 90 Minuten plus ein bisschen sind übrig von der Saison, dann steht die letzte Wahrheit fest: die Abschlusst­abelle. Wahrschein­lich wird es für Borussia vorerst ein Abschied von Europa. Doch gibt es ein Aber, wie üblich in dieser welligen Spielzeit. Da ist noch ein Fragezeich­en, ob es tatsächlic­h ein „Adieu, Europa“wird. Dem Fußball ist vieles zuzutrauen.

Für Mo Dahoud ist es derweil ein Abschied ohne Wenn und Aber. Er hat sich für Dortmund entschiede­n und gegen den Verein, den er als „meine Familie“bezeichnet. Borussia verliert erneut ein großes Talent, das sie behutsam aufgezogen hat, sie entlässt es für gutes Geld in eine neue Welt. „Das wird nicht einfach für mich. Über die Jahre ist eine enge Bindung zu Borussia entstanden. Ich kann noch gar nicht einschätze­n, wie emotional das am Samstag für mich sein wird“, sagte Dahoud. Er wird vor dem Spiel verabschie­det.

Auch Álvaro Dominguez, der im Dezember spektakulä­r und mit einigen Nebengeräu­schen sein Karriereen­de verkündet hatte, sollte einen offizielle­n Abschied bekommen. Doch er ist verhindert, teilte Sportdirek­tor Max Eberl mit. Andreas Christense­n hingegen ist da, der Däne wird noch einmal gebraucht in der Abwehr. Er hat sich zu einem der besten Verteidige­r der Liga entwickelt – und muss nach zweijährig­er Leihe zurück zum FC Chelsea.

Es könnte ein endlicher Abschied sein. Zwar beziffert Eberl die Chancen, dass Christense­n zurückkehr­t, auf „fünf Prozent“, jedoch hat er die Hoffnung nicht aufgegeben. Borussia wird nicht alle Planungen darauf auslegen, dass es vielleicht etwas wird, doch wird die Möglichkei­t gedanklich eine Rolle spielen. „Wir als Verein sind abhängig von vielen Dingen, die wir nicht beeinfluss­en können. Unser großes Plus ist aber die sehr enge Beziehung zwischen Borussia und Andreas. Vielleicht kann

Mo Dahoud die irgendwann noch mal ausschlagg­ebend sein. Wie es dann am Ende kommt, muss man sehen“, sagte Eberl.

Für andere ist es heute kein offizielle­r Abschiedst­ag, doch rückwirken­d könnte es einer werden. „Der ein oder andere, der weniger zum Einsatz kam, wird sich natürlich auch Gedanken über einen neuen Schritt machen. Dafür sind wir grundsätzl­ich offen“, sagte Eberl. Der Manager will den Kader straffen und neue Akzente setzen. Julian Korb ist ein Kandidat für einen „neuen Schritt“. Seit Januar spielte der Rechtsvert­eidiger selten, in der Rückrunde nur neun Minuten, oft war er gar nicht im Kader. Der 25-Jährige könnte Borussia nach elf Jahren verlassen.

Auch Stürmer André Hahn steht im Verdacht, eventuell „eine andere Idee“(Eberl) zu haben. Werder Bremen soll interessie­rt sein. „Zu den Gerüchten äußere ich mich nicht, ich habe noch einen Vertrag und mache mir keinen Stress“, sagte Hahn. Doch er wird seine Perspektiv­en ausloten. Sind vorn alle fit, dürfte das Besondere, das er hat, seine Mentalität und seine physische Präsenz, wohl nicht zu mehr als einer JokerRolle reichen. Dass ihm das auf Dauer nicht reicht, hat er angedeutet.

Defensival­lrounder Marvin Schulz hat wie Korb und Hahn einen 2018 endenden Vertrag – auch er könnte einen neuen Weg gehen nach dieser für ihn wegen der langwierig­en Verletzung verlorenen Saison. Offensivma­nn Djibril Sow ist ein Anwärter für einen Abschied auf Zeit. Eine Ausleihe des Neu-Nationalsp­ielers der Schweiz ist denkbar, damit der junge Mann, der der Unglücklic­he im Elfmetersc­hießen des Pokal-Halbfinale­s war, den nächsten Schritt machen und Spielpraxi­s sammeln kann.

Das jedoch sind Themen für die Wochen nach der Saison. „Wir sind sehr intensiv und offen in Gesprächen mit den Spielern“, sagte Eberl. Die Gegenwart ist Darmstadt. „Wir wollen uns gut verabschie­den“, sagte Hahn. Mit einen Sieg. Bestenfall­s wird damit noch der Europa-Abschied abgewendet. „Alles andere sehen wir dann“, sagte Hahn.

„Das wird nicht einfach für mich. Ich kann nicht

einschätze­n, wie emotional das wird.“

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