Rheinische Post Krefeld Kempen
Lieferprobleme bei Bepanthen
Bayer spricht von „kurzzeitiger Lieferunfähigkeit“. Die Realität sieht anders aus.
LEVERKUSEN Wenn Kunden die Bepanthen Augen- und Nasensalbe in der Apotheke kaufen wollen, bekommen sie momentan vielerorts die gleiche Antwort: sorry, ausverkauft. „Wir können die Salbe schon seit Wochen nicht mehr im Großhandel bestellen“, klagt eine Apothekerin in Leverkusen-Opladen.
Ein Sprecher des Herstellers Bayer spricht davon, dass es „vorübergehend zu einer kurzzeitigen Lieferunfähigkeit kommen“kann. Ein Großhändler berichtet allerdings, der Leverkusener Pharmakonzern habe die Salbe seit Februar nicht mehr geliefert, andere bekommen nur einen Teil ihrer Bestellung. Es handele sich um ein allgemeines Marktproblem, heißt es bei einem Pharma-Großhändler. Dass es zu Lieferengpässen bei Medikamenten komme, sei generell nicht ungewöhnlich, sagt ein Großhändler, allerdings eher bei verschreibungspflichtigen Medikamenten. „In diesem Fall wundert es mich schon, weil es ja ein Allerweltsartikel ist.“
Bepanthen/Bepanthol gehört mit der Kopfschmerztablette Aspirin zu den bekanntesten rezeptfreien Medikamenten von Bayer. Der Umsatz war zuletzt stark gestiegen: Lag er 2013 noch bei 321 Millionen Euro, waren es im vergangenen Jahr bereits 362 Millionen Euro.
Ein Bayer-Sprecher sagte: „Aufgrund produktionstechnischer Gründe sind mehrere Produkte von Bepanthen und Bepanthol nur eingeschränkt lieferfähig.“Die Ursache des Übels sei ein neuer Salben- und Creme-Mixer, dessen Einrichtung Schwierigkeiten bereite. Darüber hinaus funktioniere die Abfüllung nicht richtig. In den vergangenen Wochen habe man daher nicht die benötigte Menge herstellen können. Zur Höhe des Produktionsrückgangs wolle man sich jedoch nicht äußern. Man arbeite mit Hochdruck daran, die volle Lieferfähigkeit wieder herzustellen, sagte ein Sprecher.
Laut Klaus Schaefer, Sprecher der Apotheker in Leverkusen, ist die Augen- und Nasensalbe bei Augenverletzungen ein Mittel erster Wahl. Direkte Alternativen gebe es nicht. „Ich hatte jetzt erst einen Handwerker, der sich durch einen Splitter die Hornhaut im Auge verletzt hatte“, erzählt er. „Wenn wir die Salbe nicht da gehabt hätten, wäre es für den Mann schlecht gewesen.“