Rheinische Post Krefeld Kempen

Pfarrer Kamm will ein Netzwerk der Hilfen für Burundi schaffen

- VON WILLI SCHÖFER

Pfarrer Ludwig Kamm geht im Juli in den Ruhestand. Seine Burundi-Hilfe soll weiterlauf­en, dafür wird an einem neuen Netzwerk gearbeitet.

VORST Burundi ist einer der kleinsten Staaten Afrikas, aber eines der ärmsten Länder dieser Welt. Hunderttau­sende sind derzeit auf der Flucht, halten sich größtentei­ls in Nachbarlän­dern auf, wo es ebenfalls für sie keine großen Perspektiv­en gibt. Um die Lebensverh­ältnisse in Burundi ein wenig zu verbessern, vor allem Schulen, Ausbildung­sstätten oder Krankenhäu­ser aufzubauen und weiter zu versorgen, darum kümmern sich viele Vereine, Gruppen und Einzelpers­onen. Einer davon ist der Vorster Pfarrer Ludwig Kamm.

„Mit der Burundi-Hilfe darf nicht Schluss gemacht werden, wenn unser Pastor im Ruhestand ist“, sagte im „Haus Vorst“eine ältere Dame, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Sie war einer Einladung von Pfarrer Ludwig Kamm gefolgt, der am 2. Juli ganz offiziell in den Ruhestand geht und spätestens zum 1. August seine neue Wohnung in Kempen beziehen wird.

Der 69-jährige Ludwig Kamm, der seit vielen Jahren regelmäßig Burundi besucht und mit vielen Spenden aus Tönisvorst das „Zachäus Haus“in Gitega, ein Ausbildung­szentrum mit 80 Plätzen für größtentei­ls körperbehi­nderte Kinder und Jugendlich­e, unterstütz­t, hatte zu einem Burundi-Abend ins Haus Vorst eingeladen. Seine Idee war und ist, dass diese vielen Hilfestell­ungen auch der anderen Vereine in so einer Art Dachverban­d gebündelt werden sollten, um das Netzwerk noch enger und effektiver zu machen.

Etwa 25 Personen folgten der Einladung. Es waren zumeist Vertreter von Gruppierun­gen, so die Vereine „burundikid­s“oder der BrüggenBra­chter Verein „Burundi-Hilfe“, die sich in dem Land, in dem nahezu die Hälfte der Bevölkerun­g jünger als 16 Jahre ist und in dem es eine hohe Kinderster­blichkeits­rate gibt, seit Jahren engagieren.

Ludwig Kamm hatte bei seinen vielen Besuchen dort auch Philipp Ziser kennengele­rnt. Der 34-jährige Bonner wollte an sich nach seinem Studium der Journalist­ik und der Internatio­nalen Beziehunge­n nur ein Jahr freiwillig in Burundi arbeiten. Daraus wurden acht Jahre. Mittlerwei­le arbeitet Ziser hauptberuf­lich für die „burundikid­s“. Auch Ziser sprach sich für ein besseres Netzwerk aus.

In Vorst mit dabei war auch der 71-jährige Pfarrer im Ruhestand, Klaus Buyel (Erkelenz). Ludwig Kamm stellte Buyel als den „Urvater der Burundi-Hilfe“vor. Durch ihn hatte auch Kamm Burundi kennen und schätzen gelernt. Von 1980 bis 1986 war Buyel in Burundi als Missionar tätig. Und danach lebte er dort mit Genehmigun­g des Bischofs neben seiner Gemeindear­beit einmal im Jahr für einen Monat in Burundi, war dort als Busch-Pilot unterwegs, schaffte gebrauchte Krankenwag­en heran, kümmerte sich nach wie vor um viele Menschen, lehrte auch in einem Gymnasium in Burundi oder leitete einen Schulbauer­nhof mit Schweinen. „Ich war dort ein richtiger Schweinepr­iester“, sagte er schmunzeln­d. Nach wie vor fährt Buyel regelmäßig dorthin, hat sogar schon wieder ein neues Zwei-Jahres-Visum in der Tasche. „So eines brauche ich auch, denn ich werde bestimmt jetzt öfters da sein“, meinte Kamm.

Zu den langjährig­en Unterstütz­ern der Hilfen gehört der Tönisvorst­er Allgemeinm­ediziner Sebastian Boekels. Sein Vater Ernst Boekels war der Gründer und langjährig­e Vorsitzend­e des Vorster Medikament­enhilfswer­ks „Action Medeor“, das bei der Versammlun­g ebenfalls durch Vorstand und Apotheker Christoph Bonsmann vertreten war.

Sebastian Boekels meinte bei den weiteren Hilfestell­ungen: „Es muss vor allem ein bessere Ernährungs­grundlage geschaffen werden, denn aufgrund der Mangelersc­heinungen seit Geburt kommt es in der Folgezeit zu lebensgefä­hrlichen Krankheite­n und zu den vielen Todesfälle­n.“

 ?? ARCHIVFOTO: CAROLA FRENTZEN/DPA ?? Weiße Strände im Westen von Burundi am Ufer des Tanganjika-Sees, etwa 60 Kilometer südlich der Hauptstadt Bujumbura.
ARCHIVFOTO: CAROLA FRENTZEN/DPA Weiße Strände im Westen von Burundi am Ufer des Tanganjika-Sees, etwa 60 Kilometer südlich der Hauptstadt Bujumbura.

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