Rheinische Post Krefeld Kempen
Fachklinik Scheifeshütte vor Neuanfang
Ende November zogen die letzten Klientinnen aus. Seitdem steht die Therapieeinrichtung der Diakoniewerks Duisburg leer. Doch schon bald sollen in der Einrichtung Kinder und Jugendliche mit ihren Eltern betreut werden.
ST. HUBERT Es war ein Ende – erzwungen durch die allgemeinen Umstände und vom Träger der Einrichtung nicht gewollt. Doch angesichts des enormen Kostendrucks blieb dem Diakoniewerk Duisburg im vergangenen Jahr keine andere Wahl, als ihre Fachklinik Scheifshütte – idyllisch gelegen zwischen Kempen und St. Hubert –zu schließen. Mehr als 20 Jahre lang wurden in dem ehemaligen Bauernhof drogenkranke Frauen betreut. Das spezielle Konzept, mit dem die Bewohnerinnen therapiert wurden, galt viele Jahre als zukunftsweisend. Anders als in großen Suchtkliniken gab es an der Scheifeshütte nur 18 Plätze, die individuelle Betreuung der Bewohnerinnen funktionierte dadurch besonders gut. Die Frauen konnten teilweise mit ihren Kindern untergebracht werden, was wesentlich zum Gelingen der Therapie beitrug.
1994 hatte das Duisburger Diakoniewerk die Fachklinik Scheifeshütte eröffnet. Eine ähnliche Einrichtung – allerdings nur für drogenab- hängige Männer – mit 22 Plätze gab es am Peterhof in Moers. Beide Kliniken galten in den letzten Jahren nicht mehr als wettbewerbsfähig. Der Kostenträger – in beiden Fällen – die deutsche Rentenversicherung – hatte auf Behandlungen in größeren Einheiten bestanden. Dafür kamen aber nur größere Suchtkliniken infrage. Das Diakoniewerk Duisburg machte mit seinen beiden kleinen Einrichtungen erhebliche finanzielle Verluste. Dies führte schließlich zur Aufgabe der Kliniken zum Ende des vergangenen Jahres.
Nun soll an der Scheifeshütte ein Neuanfang gestartet werden. Bei der öffentlichen Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Donnerstagabend in der ehemaligen Hofanlage wurden die Pläne für die neue Jugendhilfeeinrichtung Scheifeshütte vorgestellt. Wie die zuständige Fachbereichsleiterin Kinder, Jugend und Familie beim Diakoniewerk, Brunhilde Seitzer, den Ausschussmitgliedern erläuterte, sind die Pläne bereits weit gediehen. Mit dem Landesjugendamt als künftigem Kostenträger sei man im Gespräch. Das Diakoniewerk hofft, die neue Einrichtung bereits zum 1. Juli starten zu können.
Betreut werden sollen dort Kinder und Jugendliche in verschiedenen Altersstufen – teilweise gemeinsam mit ihren Eltern. Dabei sollen die vorhandenen Räumlichkeiten – Schlaf-, Gemeinschafts- und Therapieräume – genutzt werden. Das Diakoniewerk setzt bei seinem Konzept – wie schon bei der Suchtklinik – auf größtmögliche individuelle Betreuung der Kinder und Jugendlichen. Die Zusammenarbeit mit den Eltern sei dabei sehr wichtig, betonte Brunhilde Seitzer. So sollen Kinder bis zum sechsten Lebensjahr beispielsweise gemeinsam mit ihren Eltern betreut werden. Häufig seien Eltern mit der Betreuung ihrer Kinder überfordert, benötigten Anleitung, die sie an der Scheifeshütte bekommen könnten.
Ältere Kinder und Jugendliche – im Alter von sieben bis 14 Jahren – sollen stationär aufgenommen werden, auch losgelöst von ihrem schwierigen Elternhaus und häuslichen Umfeld. Ältere Jugendliche bis 18 Jahren sollen in einer kleinen Wohngemeinschaft fit gemacht werden für ein selbstständiges Leben. Alle Kinder und Jugendlichen sowie deren Eltern werden von geschultem Personal betreut. Die Kin- der und Jugendlichen erhalten in der Einrichtung Bezugspersonen, die sich speziell kümmern. Die Leitung soll die Diplom-Psychologin Martina Pietras übernehmen. Sie war bereits in der ehemaligen Suchtklinik tätig.
Das Jugendamt der Stadt Kempen begrüßt den Plan des Diakoniewerkes Duisburg, wobei die betreuten Kinder und Jugendlichen in der Regel nicht aus Kempen sein werden.