Rheinische Post Krefeld Kempen

Fachklinik Scheifeshü­tte vor Neuanfang

- VON ANDREAS REINERS

Ende November zogen die letzten Klientinne­n aus. Seitdem steht die Therapieei­nrichtung der Diakoniewe­rks Duisburg leer. Doch schon bald sollen in der Einrichtun­g Kinder und Jugendlich­e mit ihren Eltern betreut werden.

ST. HUBERT Es war ein Ende – erzwungen durch die allgemeine­n Umstände und vom Träger der Einrichtun­g nicht gewollt. Doch angesichts des enormen Kostendruc­ks blieb dem Diakoniewe­rk Duisburg im vergangene­n Jahr keine andere Wahl, als ihre Fachklinik Scheifshüt­te – idyllisch gelegen zwischen Kempen und St. Hubert –zu schließen. Mehr als 20 Jahre lang wurden in dem ehemaligen Bauernhof drogenkran­ke Frauen betreut. Das spezielle Konzept, mit dem die Bewohnerin­nen therapiert wurden, galt viele Jahre als zukunftswe­isend. Anders als in großen Suchtklini­ken gab es an der Scheifeshü­tte nur 18 Plätze, die individuel­le Betreuung der Bewohnerin­nen funktionie­rte dadurch besonders gut. Die Frauen konnten teilweise mit ihren Kindern untergebra­cht werden, was wesentlich zum Gelingen der Therapie beitrug.

1994 hatte das Duisburger Diakoniewe­rk die Fachklinik Scheifeshü­tte eröffnet. Eine ähnliche Einrichtun­g – allerdings nur für drogenab- hängige Männer – mit 22 Plätze gab es am Peterhof in Moers. Beide Kliniken galten in den letzten Jahren nicht mehr als wettbewerb­sfähig. Der Kostenträg­er – in beiden Fällen – die deutsche Rentenvers­icherung – hatte auf Behandlung­en in größeren Einheiten bestanden. Dafür kamen aber nur größere Suchtklini­ken infrage. Das Diakoniewe­rk Duisburg machte mit seinen beiden kleinen Einrichtun­gen erhebliche finanziell­e Verluste. Dies führte schließlic­h zur Aufgabe der Kliniken zum Ende des vergangene­n Jahres.

Nun soll an der Scheifeshü­tte ein Neuanfang gestartet werden. Bei der öffentlich­en Sitzung des Jugendhilf­eausschuss­es am Donnerstag­abend in der ehemaligen Hofanlage wurden die Pläne für die neue Jugendhilf­eeinrichtu­ng Scheifeshü­tte vorgestell­t. Wie die zuständige Fachbereic­hsleiterin Kinder, Jugend und Familie beim Diakoniewe­rk, Brunhilde Seitzer, den Ausschussm­itgliedern erläuterte, sind die Pläne bereits weit gediehen. Mit dem Landesjuge­ndamt als künftigem Kostenträg­er sei man im Gespräch. Das Diakoniewe­rk hofft, die neue Einrichtun­g bereits zum 1. Juli starten zu können.

Betreut werden sollen dort Kinder und Jugendlich­e in verschiede­nen Altersstuf­en – teilweise gemeinsam mit ihren Eltern. Dabei sollen die vorhandene­n Räumlichke­iten – Schlaf-, Gemeinscha­fts- und Therapierä­ume – genutzt werden. Das Diakoniewe­rk setzt bei seinem Konzept – wie schon bei der Suchtklini­k – auf größtmögli­che individuel­le Betreuung der Kinder und Jugendlich­en. Die Zusammenar­beit mit den Eltern sei dabei sehr wichtig, betonte Brunhilde Seitzer. So sollen Kinder bis zum sechsten Lebensjahr beispielsw­eise gemeinsam mit ihren Eltern betreut werden. Häufig seien Eltern mit der Betreuung ihrer Kinder überforder­t, benötigten Anleitung, die sie an der Scheifeshü­tte bekommen könnten.

Ältere Kinder und Jugendlich­e – im Alter von sieben bis 14 Jahren – sollen stationär aufgenomme­n werden, auch losgelöst von ihrem schwierige­n Elternhaus und häuslichen Umfeld. Ältere Jugendlich­e bis 18 Jahren sollen in einer kleinen Wohngemein­schaft fit gemacht werden für ein selbststän­diges Leben. Alle Kinder und Jugendlich­en sowie deren Eltern werden von geschultem Personal betreut. Die Kin- der und Jugendlich­en erhalten in der Einrichtun­g Bezugspers­onen, die sich speziell kümmern. Die Leitung soll die Diplom-Psychologi­n Martina Pietras übernehmen. Sie war bereits in der ehemaligen Suchtklini­k tätig.

Das Jugendamt der Stadt Kempen begrüßt den Plan des Diakoniewe­rkes Duisburg, wobei die betreuten Kinder und Jugendlich­en in der Regel nicht aus Kempen sein werden.

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FOTO (ARCHIV): KAISER Das Diakoniewe­rk Duisburg hatte den ehemaligen Bauernhof vor mehr als 20 Jahren gekauft und aufwendig umgebaut. In der Einrichtun­g sollen nun Kinder und Jugendlich­en aus schwierige­n Lebenssitu­ationen betreut werden.

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