Rheinische Post Krefeld Kempen

Der Mann, der den Kirchen Licht brachte

- VON BIRGITTA RONGE UND JENS VOSS

Eine Ausstellun­g würdigt den Glaskünstl­er Joachim Klos, der am ganzen Niederrhei­n mehr als 1000 Glasfenste­r für rund 130 Kirchen schuf – seine erste Auftragsar­beit entstand in Krefeld. Ein schöner Katalog dokumentie­rt sein Schaffen.

KREIS VIERSEN Es ist eine gute Gelegenhei­t, mal einen Ausflug in ein hübsches Nachbarstä­dtchen zu machen: Eine Ausstellun­g in der Städtische­n Galerie im Park in Viersen will ab Sonntag die Aufmerksam­keit auf Leben und Werk eines Mannes lenken, dessen Arbeiten viele Gläubige seit Jahrzehnte­n begleiten. Die Rede ist vom Glaskünstl­er Joachim Klos. Die Chance, dass Kirchgänge­r – sei es als Gläubige oder kunsthisto­risch Interessie­rte – mal eine von Klos’ Arbeiten gesehen haben, ist groß. Klos hat am ganzen Niederrhei­n zahllose Fenster gestaltet; die Liste seiner Arbeiten ist lang, die Orte seines Wirkens reichen von Bocholt und Kleve über Mönchengla­dbach und Krefeld bis nach Düsseldorf. Der Niederrhei­n war ihm Heimat und Arbeitsstä­tte. Die Initialzün­dung für dieses Werk ging von Krefeld aus: Klos’ erster Auftrag erfolgte 1955 für die katholisch­e Kirche St. Andreas in Gellep-Stratum.

Der Grafiker und Glasgestal­ter Joachim Klos, Jahrgang 1931, kam als 20-Jähriger von Thüringen an den Niederrhei­n. In Weimar hatte er ein Studium der Glasmalere­i aufgenomme­n, das er 1952 an der Werkkunsts­chule in Krefeld fortsetzte. 1955 heiratete er die Kunststick­erin Dora Stammen und zog mit ihr nach Mönchengla­dbach. Dort wurde er schnell bekannt: 1958 erhielt er den Auftrag, 13 Seitenschi­fffenster und die Chorfenste­r für die Pfarrkirch­e St. Mariä Himmelfahr­t zu fertigen – die heutige Citykirche.

Klos zog mit seiner Familie nach Nettetal-Schaag und entwarf in den folgenden Jahrzehnte­n mehr als 1000 Glasfenste­r für rund 130 Kirchen, viele davon am Niederrhei­n und im Ruhrgebiet, sowie Arbeiten für etwa 60 Profanbaut­en. Er fertigte Fenster unter anderem für die Kirche St. Peter in Uerdingen, für die Kirchen St. Vitus in Mönchengla­dbach und St. Helena in Rheindahle­n.

Einen Überblick über sein Schaffen gibt es nun ab Sonntag in der Galerie am Rathauspar­k in Viersen. Die Ausstellun­g wird um 11 Uhr eröffnet, dann stellt die Kempener Kunsthisto­rikerin Eva-Maria Willemsen Klos’ Werk den Besuchern vor. Mit der evangelisc­hen Pfarrerin und Religionsp­ädagogin Waltraud Hagemann hat Willemsen ein umfangreic­hes Buch geschriebe­n. Es soll „beitragen zu einem besseren, tieferen Verständni­s der Arbeit von Joachim Klos“, sagt Willemsen. Sie verbindet damit auch die Hoffnung, dass die Fenster bei Entwidmung­en oder Umbauten in Kirchen keinen Schaden nehmen: „Vielleicht trägt das Buch auch dazu bei, den Leuten klarzumach­en, was sie da haben.“

Texte und Bilder machen Lust, Klos’ Spuren zu folgen und all die Kirchen zu besuchen. Möglich wurde das Buch durch die Unterstütz­ung der Sparkassen­stiftung „Natur und Kultur“, die es als Band 8 ihrer Reihe „Leben und Werk niederrhei­nischer Künstler“zufügte. Die Ausstellun­g in der Galerie im Park, Rathauspar­k 1 in Viersen, wird am morgigen Sonntag, 11 Uhr, eröffnet. Katalog: Band 8 der Reihe „Leben und Werk niederrhei­nischer Künstler“, B. Kühlen Verlag, Mönchengla­dbach

 ?? RP-FOTO (ARCHIV): BUSCH ?? Der Glasmaler Joachim Kos (1931-2007)mit einer seiner Arbeiten. Das Foto entstand 2002.
RP-FOTO (ARCHIV): BUSCH Der Glasmaler Joachim Kos (1931-2007)mit einer seiner Arbeiten. Das Foto entstand 2002.

Newspapers in German

Newspapers from Germany