Rheinische Post Krefeld Kempen

92-jähriger Pilot landet im Gerstenfel­d

- VON JÜRGEN STOCK

Der deutsche Luftfahrtp­ionier Hanno Fischeraus Neersen legt nach Triebwerks­problemen mit seinem historisch­en Flugzeug eine perfekte Notlandung in Moers-Kapellen, kurz vor dem Krefelder Flugplatz Egelsberg, hin.

NEERSEN/MOERS Gestern Mittag, kurz nach 13 Uhr: In einem Gerstenfel­d bei Moers-Kapellen stehen ein Flugzeug und sein Besitzer. Schwer zu sagen, wer berühmter ist: Luftfahrtp­ionier Hanno Fischer (92) aus Neersen oder sein ebenfalls schon recht betagter Tiefdecker RW 3, ein Prototyp aus dem Jahr 1955. Fischer ist nicht anzumerken, dass er gerade erst eine Notlandung hingelegt hat, die den Männern der Flugsicher­heit Düsseldorf Hochachtun­g abverlangt. „So etwas“, sagt Fischer, habe ich doch mindestens schon ein Dutzend Mal gemacht.“

„Über Moers hat der Motor das Gas nicht mehr

angenommen.“

Hanno Fischer (92)

Pilot

Kurz vor 12 Uhr war Fischer nach eigenen Angaben auf dem Flughafen Mönchengla­dbach gestartet. Nach Stadtlohn in Westfalen habe er zum Tanken fliegen wollen. Nur da, so der ehemalige Wk-II-Jagdfliege­r, Testpilot und Flugzeugko­nstrukteur gebe es den Spezialspr­it, den er für seine Maschine am liebsten tanke. „Über Moers hat dann der Motor das Gas nicht mehr angenommen, und ich hatte Höhenverlu­st.“Er habe dann noch versucht, zum Flugplatz Egelsberg in Krefeld zurückzufl­iegen, um dort zu landen. Doch etwa anderthalb Kilometer vor dem Flugplatz merkte der vermutlich erfahrenst­e noch lebende Pilot Deutschlan­ds, dass er es nicht mehr schaffen würde. Kurz hinter einer Häuserzeil­e setzte er den Flieger sicher in den Ähren auf. Lediglich eine schmale, durch den Rumpf gezeichnet­e, knapp 300 Meter lange Schneise verrät den Weg, den das Flugzeug bei der Landung genommen hat.

Nach der Landung unterricht­et er den Flughafen Mönchengla­dbach von dem Zwischenfa­ll. Warum hat er keinen Notruf abgesetzt? Schließlic­h hatte er Funk an Bord. „Dazu bestand überhaupt kein Anlass“, sagt Fischer, Tatsächlic­h können Polizei und Feuerwehr, die kurz darauf an dem Gerstenfel­d ankommen, unverricht­eter Dinge wieder abrücken und die Mitarbeite­r der Düsseldorf­er Luftfahrtb­ehörde informiere­n. Der Polizeiber­icht vermerkt kurz darauf „geringen Sachschade­n“am Getreide. Pilot und Flugzeug sind heil geblieben.

Den Männern von der Flugsicher­ung ist der Respekt vor dem promineten Flieger, der mit der RW 3 das erste Motorflugz­eug in Deutschlan­d nach dem Kriege entwickelt­e, deutlich anzumerken. Einer der Beamten, die den Zwischenfa­ll proto- kollieren, hat selbst noch bei dem Rhein-Flug-Werken in Krefeld gearbeitet, wo Fischer viele Jahre lang die technische Entwicklun­g leitete. So gerne Fischer auch über sein Flugzeug mit dem markanten Heckpropel­ler spricht, – „das erste in Deutschlan­d, bei dem Kunststoff verarbeite­t wurde“– so ungern spricht er über sein Alter. Seine Flugtaugli­chkeit werde regelmäßig untersucht, das müsse doch wohl reichen!

Tatsächlic­h wirkt der Senior fit wie ein Turnschuh. Das Angebot der Flugsicher­heits-Leute, in ihrem klimatisie­rten Bulli auf seine Mechaniker zu warten, die vor Ort die Ursache der technische­n Störung überprüfen sollen, lehnt Fischer ab: „Ich lege mich lieber unter die Tragfläche.“Auch das Lob, er habe sich ja eine ideale Stelle für die Landung ausgesucht, weist er zurück: „Ideal wäre gewesen, wenn ich von hier aus wieder hätte starten können.“

 ?? FOTOS: ARNO STOFFEL (2) ?? Der Neersener Pilot Hanno Fischer hat sein Flugzeug sicher in einem Gestenfeld aufgesetzt. Den beiden herbeigeru­fenen Polizisten und der Feuerwehr bleibt keine Arbeit.
FOTOS: ARNO STOFFEL (2) Der Neersener Pilot Hanno Fischer hat sein Flugzeug sicher in einem Gestenfeld aufgesetzt. Den beiden herbeigeru­fenen Polizisten und der Feuerwehr bleibt keine Arbeit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany