Rheinische Post Krefeld Kempen

Tour de Chance

- VON MICHAEL BRÖCKER VON HENNING RASCHE VON ANTJE HÖNING BAYER-AKTIVE BRICHT . . ., SEITE B 2

Es ist ein teurer Spaß, natürlich. Die Stadt Düsseldorf lässt sich das Tour-Spektakel Millionen Steuerzahl­er-Euro kosten, und alle fragen sich: Lohnt sich das? Nun ja. Finanziell wird es wohl nie eine Schlussabr­echnung geben können.

Es bleibt eine Tatsache, dass große Düsseldorf­er Unternehme­n sich nicht wirklich am Sponsoring beteiligen wollten (Vodafone, Ergo, Apobank, Arag) oder nur mit vergleichs­weise geringen Mitteln engagierte­n (Henkel). Dafür mussten die Stadttöcht­er ran: Messe, Stadtwerke, Rheinbahn, Airport.

Doch OB Thomas Geisel, der wohl noch für kein Projekt in seiner Amtszeit so viel Herzblut entwickelt hat, hat auch ein gutes Argument. Eine Großstadt muss auch Großevents können. Und wenn sich die Düsseldorf­er bei der Tour de France als weltoffene, sympathisc­he und fröhliche Gastgeber präsentier­en, wie sie das an anderen Wochenende­n ja auch tun, dann sendet dies eine Botschaft in die Welt, die positiv in Erinnerung bleibt. Düsseldorf ist eine internatio­nale Stadt, jeder zweite Neubürger hat einen ausländisc­hen Hintergrun­d. Warum sollte die Stadt dieses Flair nicht auch beim weltgrößte­n Radfest zeigen? Auch wenn der Gegenwert nicht in Heller und Pfennig errechnet werden kann.

Genug Ehe für alle da

Das Briefgehei­mnis aus Artikel 10 des Grundgeset­zes ist seit 1949 nicht verändert worden. Noch immer ist dort in den gleichen altbackene­n Worten das Brief-, Post- und Fernmeldeg­eheimnis geschützt. Heute indes versteht man darunter wie selbstvers­tändlich etwas ganz anderes als noch vor knapp 70 Jahren. Heute ist ein Brief im Sinne des Grundgeset­zes auch eine E-Mail.

Und so sollte das mit der Ehe gleicherma­ßen funktionie­ren. Natürlich hat der Parlamenta­rische Rat nicht daran gedacht, dass sich zwei Männer oder Frauen ehelichen könnten. Aber er hat ebenso wenig daran gedacht, dass er mit seinem Artikel 10 einmal eine E-Mail oder einen Chat schützen würde. Daher muss gelten: Ehe im Sinne des Grundgeset­zes ist heute eine Verbindung zweier Menschen – unabhängig von ihrem Geschlecht. Dazu bedarf es keinerlei Klarstellu­ng in der Verfassung. Das Bundesverf­assungsger­icht sollte sich bei der Beurteilun­g der „Ehe für alle“vor allem an einem orientiere­n: dem klaren Willen des Gesetzgebe­rs. Der hat gestern beruhigt festgestel­lt: Es ist genug Ehe für alle da. BERICHT DER BUNDESTAG GIBT SEIN JA-WORT, TITELSEITE

Bayer auf Schlingerk­urs

Der erfolgsver­wöhnte Bayer-Konzern erfährt mächtig Gegenwind. Im April hat er seine Prognose angehoben, nun muss er seine Ziele wieder kassieren. Solch hektischen Schlingerk­urs kennt man von Start-ups, aber nicht von soliden Traditions­firmen. Zunächst wollte Bayer die MonsantoÜb­ernahme im ersten Quartal bei der EU anmelden, nun wurde es der letzte Tag im zweiten Quartal. Für alles gibt es Gründe, doch es zeigt sich auch, dass der Megadeal kein Spaziergan­g ist. Zu bekannten Problemen – Monsanto gilt als Konzern mit dem schlechtes­ten Image der Welt – kommen neue hinzu: Den Kauf der Merck-Arzneien für zehn Milliarden hat Bayer weder verdaut, noch ist er erfolgreic­h – schon soll der Konzern einen größeren Deal stemmen. Der frühere Chef Dekkers wird gewusst haben, warum er die Finger von Monsanto ließ. Finanzchef Dietsch wird auch wissen, warum er 2018 frühzeitig geht. Dass Staaten Monsantos Verkaufshi­t Glyphosat immer kritischer sehen, macht es nicht leichter. Ein Scheitern an Kartellfra­gen würde Bayer Milliarden kosten. Jetzt ist der Konzern zum Erfolg verdammt. BERICHT

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