Rheinische Post Krefeld Kempen

SPD sorgt für einen Eklat im Stadtrat

- VON HERIBERT BRINKMANN

Dr. Michael Horst wirft Thomas Goßen vor, unter vier Augen eine andere Meinung zu vertreten als bei der Abstimmung. Mit der Mehrheit von CDU, UWT und FDP wurden die Maßnahmen aus dem Arbeitskre­is Budgetieru­ng beschlosse­n.

TÖNISVORST Die letzte Sitzung des Tönisvorst­er Stadtrates vor der Sommerpaus­e hatte es in sich: Gleich zu Beginn der Sitzung kam es zu einem heftigen Schlagabta­usch zwischen SPD und CDU. Im Mittelpunk­t standen die Ergebnisse aus dem Arbeitskre­is Budgetieru­ng, die die Fraktionen von CDU, UWT und FDP gemeinsam als Anträge in den Rat eingebrach­t hatten, und die Haltung des Bürgermeis­ters dazu. Die war im Hauptaussc­huss klar: Gossen stellt sich zusammen mit der Kämmerin hinter die Anträge – allerdings ohne neue Stellen für ein Controllin­g der Fachbereic­he zu schaffen. Besorgte Mitarbeite­r der Verwaltung haben sich bei SPD und Grünen gemeldet. Der SPD-Fraktionsv­orsitzende führte daraufhin ein Gespräch im Rathaus. Bei diesem Vier-Augen-Gespräch hatte Horst den Eindruck, dass der Bürgermeis­ter gar nichts von den Anträgen seiner eigenen Fraktion halte.

Die Verwaltung, so Horst weiter, habe im Hauptaussc­huss keinen Beschlussv­orschlag zu den Anträgen gemacht. Um so mehr war er überrascht, als Alexander Decher (CDU) im Hauptaussc­huss, „die Verwaltung zu vereinnahm­en versuchte“. Mit dem Abstimmung­sverhalten sei der Bürgermeis­ter seinen Mitarbeite­rn in den Rücken gefallen. Im Gespräch mit dem Bürgermeis­ter gewann Horst den Eindruck, Gossen teile die ablehnende Haltung der Verwaltung. Um so erstaunter war Horst dann über „die Rolle rückwärts“. Horst erinnerte auch an die Vorwürfe aus der CDUFraktio­n am Jahresabsc­hluss der Stadt (Verkauf des Krankenhau­ses). Die CDU-Fraktion treibe ihren Bürgermeis­ter seit langem vor sich her und „schießt ihn sturmreif“. Die SPD sei ihm immer zur Hilfe gekommen, die SPD wolle Bürgermeis­ter und Verwaltung nicht destabilis­ieren. Doch jetzt könne er die weitere Unterstütz­ung nicht mehr verspreche­n. Nach der Sitzung des Hauptaussc­husses hat Horst auf einen Anruf des Bürgermeis­ters mit einer Er- klärung für sein geändertes Verhalten erwartet, er blieb aus. „Ich bin enttäuscht.“

Christian Rütten, einer der beiden CDU-Fraktionsv­orsitzende­n, wollte die Vorwürfe nicht weiter kommentier­en. Die SPD zeige ein „merkwürdig­es Verständni­s von Ratsarbeit“. Andreas Hamacher, der andere CDU-Fraktionsv­orsitzende, fand das Verhalten von Horst „ungehörig“. Der öffentlich­e Arbeitskre­is sei Neuland, man müsse der Verwaltung dafür gratuliere­n und danken. Jürgen Cox (Grüne) kritisiert­e, es seien die selben Leute, die den alten Arbeitskre­is mit Helmut Drüggen und Christiane Tille-Gander platzen ließen und im neuen Arbeitskre­is hohle Phrasen dreschen. Torsten Frick (FDP) versuchte zu glätten: Der Rat habe es nicht geschafft, strukturel­l einzuspare­n. Bürgermeis­ter Gossen ging auf einen Meinungswa­ndel nicht ein, er verteidigt­e die Haltung der Verwaltung. In geheimer Abstimmung wurden die Anträge zum Controllin­g angenommen, im Lager von CDU, UWT und FDP gab es eine Enthaltung.

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ARCHIVFOTO­S (2): WOLFGANG KAISER Dr. Michael Horst, Vorsitzend­er der SPD-Fraktion, sieht sich vom Bürgermeis­ter getäuscht.
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Bürgermeis­ter Thomas Goßen erwiderte, die Verwaltung habe deutlich gemacht, was sie akzeptiere und was nicht.

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