Rheinische Post Krefeld Kempen

Stadt zahlt 20 Millionen Euro für Pensionäre

- VON NORBERT STIRKEN

Pensionär ist nicht gleich Pensionär: Spitzenbea­mte scheiden fast immer vor Erreichen der Altersgren­ze aus. Oberbürger­meister Gregor Kathstede stellte sich mit 52 Jahren nicht mehr zur Wahl. Jetzt kündigte Schul- und Kulturdeze­rnent Gregor Micus sein vorzeitige­s Ausscheide­n an – mit 62. Dem Bund der Steuerzahl­er ist das ein Dorn im Auge.

Die Pensionsla­sten in Bund, Land und Kommunen werden für den Steuerzahl­er und die öffentlich­en Haushalte zur immer größer werdenden Belastung. Kaum eine der Ebenen hat entspreche­nde Rücklagen für die Altersvers­orgung ihrer Beamten gebildet. Zum Stichtag 31. Dezember 2016 hat allein die Stadt Krefeld an 614 Berechtigt­e reine Pensionsza­hlungen in Höhe von mehr als 20 Millionen Euro geleistet. Genau waren es 20.046.023 Euro und 31 Cent. Unter den 614 Personen befanden sich 163 Witwen als Hinterblie­benen und zwölf Waisen sowie 439 frühere beamtete Beschäftig­te der Krefelder Stadtverwa­ltung. Mit 2720 Euro im Durchschni­tt pro Monat zahlt die Stadt Krefeld ziemlich exakt den bundesdeut­schen Durchschni­ttsbetrag für Pensionäre. Die 1,2 Millionen Pensionäre in Deutschlan­d beziehen nämlich ein durchschni­ttliches Ruhegehalt von 2730 Euro brutto im Monat.

Anders sieht es bei den so genannten Spitzenbea­mten aus: Die früheren Oberbürger­meister, Oberstadtd­irektoren, Stadtdirek­toren und Beigeordne­te bewegten sich in anderen Einkommens­dimensione­n und bewegen sich auch bei den Ruhestands­gehältern deutlich über dem Durchschni­tt. Und für sie gilt grundsätzl­ich, dass kaum einer von ihnen bis Erreichen der Altersgren­ze im Dienst bleibt. Die Stadt erklärte auf Anfrage, dass „in allen Fäl- len das Dienstverh­ältnis mit dem Ende der Wahlzeit, unabhängig vom Erreichen der Altersgren­ze endete“. Das ist dem Bund der Steuerzahl­er (BdSt) schon lange ein Dorn im Auge. „Wir fordern, dass auch diese Klientel bis zum 65., demnächst 67. Lebensjahr im Dienstverh­ältnis bleiben“, betonte Experte Markus Berkenkopf vom BdSt NordrheinW­estfalen in Düsseldorf auf Anfrage unserer Redaktion.

In Krefeld beziehen 19 Personen aus der Gruppe der ehemaligen Spitzenbea­mten eine Pension. Zehnmal ist es der frühere Stelleninh­aber selbst, neunmal sind es die Hinterblie­benen – acht Witwen und eine Waise.

Wie die Stadtverwa­ltung mitteilt, schlüsselt­e sich die Gruppe ursprüngli­ch in drei frühere Oberstadtd­irektoren, zwei Oberbürger­meister, zwei Stadtdirek­toren und zwölf Beigeordne­te auf. Die Pensionsbe­rechtigten bezogen im Durchschni­tt 66.766 Euro im Jahr als Altersvers­orgung von der Stadt Krefeld – das sind 5563 Euro im Monat.

„Ein Wahlbeamte­r muss sich, um pensionsbe­rechtigt zu sein, einmal zur Wiederwahl stellen“,

informiert­e Berken- kopf. Bei vollendete­m 45. Lebensjahr habe er nach acht Dienstjahr­en dann einen Pensionsan­spruch von 35 Prozent der letzten Bezüge, sagte er.

Im Durchschni­tt zahlt die Stadt Krefeld 54.115 Euro Pension pro Jahr für ihre Spitzenbea­mten und deren Hinterblie­benen. Der Betrag liegt deshalb unter den erwähnten 66.766 Euro, weil die Witwen und Waisen eine reduzierte Pension erhalten. Zwei der drei ehemaligen Oberstadtd­irektoren, einer von zwei Stadtdirek­toren und sechs von zwölf Beigeordne­ten sind bereits verstorben. In der Gruppe der pensionsbe­rechtigten Oberbürger­meister beziehen weder Witwen noch Waisen eine Hinterblie­benenpensi­on. Die Stadt Krefeld zahlt für die beiden ehemaligen Chefs im Rathaus, Oberbürger­meister Dieter Pützhofen und Gregor Kathstede noch in voller Höhe die Pension.

Gregor Micus will als dienstälte­ster Schuldezer­nent NordrheinW­estfalen nach 22 Jahren in den Ruhestand treten. Welche Anwartscha­ften aus seinem Berufslebe­n zur Berechnung der Pension anerkannt werden, ist eine Ermessenen­tscheidung des Rates der Stadt Krefeld. So weit die Theorie: „Das ist zwar eine Kann-Bestimmung, aber faktisch legt ein NRW-Erlass nahe, beantragte Zeiten wie Studienjah­re anzuerkenn­en“, berichtete Berkenkopf. Die Aufwendung­en der Stadt Krefeld für die Pensionen der Spitzenbea­mten und deren Hinterblie­bene ist seit dem Jahr 2010 übrigens um knapp 18 Prozent von 872.471,25 Euro auf 1.028.200,92 Euro im Jahr

2016 gestiegen.

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Der frühere Oberbürger­meister Gregor Kathstede (links) stellte sich mit 52 Jahren nicht mehr zur Wahl. Der Beigeordne­te Gregor Micus möchte im kommenden Jahr ausscheide­n – mit 62.

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