Rheinische Post Krefeld Kempen
Verbeek schießt sich in Bochum selbst ins Aus
Seine eigenwillige Art wird dem Niederländer zum Verhängnis. Auf ihn folgt der bisherige Lotte-Coach Atalan.
BOCHUM 17 Tage vor dem Ligastart entlässt ein Fußballklub eher selten den Trainer. Zweitligist VfL Bochum tat es trotzdem. Gertjan Verbeek (54) hatte durch umstrittene Aktionen den Unmut verschiedener Lager auf sich gezogen. Lange hielt der Verein wegen der positiven sportlichen Entwicklung zu Verbeek. Der Klub präsentierte nur wenige Stunden nach der Trennung auch gleich den Nachfolger. Ismail Atalan (37), bislang bei Drittligist Sportfreunde Lotte, unterschrieb für zwei Jahre.
Sportvorstand Christian Hochstädter erklärte: „Die fachlichen Qualitäten von Gertjan Verbeek sind unbestritten. Dennoch sind wir nach intensiven Gesprächen im Aufsichtsrat und Vorstand zum Entschluss gekommen, dass wir fortan mit einem anderen Trainer versuchen werden, unsere Ziele zu erreichen. In der jetzigen Konstellation gab es zu große Differenzen bei unseren Vorstellungen.“
Verbeeks Kontrakt lief noch ein Jahr. Anfang 2015 hatte der Niederländer den Job von Peter Neururer übernommen und Bochum vor dem Abstieg gerettet. Danach erreichte er die Ränge fünf und neun.
Kritik löste Verbeek zuletzt im Juni aus, als er den Trainingsauftakt kurzfristig um eine Stunde vorzog. Hunderte Anhänger verpassten die Einheit. Hinzu kam sein angespanntes Verhältnis zur Presse. 2015 betitelte Verbeek einen Journalisten als „Arschloch“, vergangene Woche folgte ein Streit mit einem anderen Medienvertreter. Der raue Umgangston in der Kabine und auf der Geschäftsstelle wurde zuletzt noch intensiver. Mannschaftskapitän Patrick Fabian soll sich beim Auf- sichtsratsvorsitzenden Hans-Peter Villis beschwert haben.
Ismail Atalan, der gerade im etwa eine Autostunde von Bochum entfernten Senden ein Haus gebaut hat, führte Lotte vergangene Spielzeit ins Viertelfinale des DFB-Pokals, schaffte zudem souverän den Klassenerhalt. Statt wie abgesprochen zur geplanten Hospitanz bei Manchester Citys Trainer Pep Guardiola zu fliegen, packte Atalan die Aufgabe an, sich mit dem VfL Bochum mindestens im Zweitliga-Mittelfeld zu platzieren – und weniger Menschen zu verärgern.