Rheinische Post Krefeld Kempen

Zeuge spricht von Fake-Akten und Fake-Rechnungen

- VON BIRGIT LAMEYER

Ein enger Mitarbeite­r der Angeklagte­n Lothar und Jessica Vauth sagt im Prozess vor dem Landgerich­t Krefeld aus.

TÖNISVORST / KREFELD Ein weiterer ehemaliger Krefelder Kanzleikol­lege sagte gestern als Zeuge im Prozess gegen den wegen Untreue und Betrug in über 900 Fällen angeklagte­n Rechtsanwa­lt Lothar Vauth und seine Ehefrau Jessica aus Tönisvorst aus. Er gab an, dass die Angeklagte­n die Rechnungse­ingänge der Sozietät überwacht hätten. Von Unstimmigk­eiten in der Buchhaltun­g habe er damals nichts bemerkt. Das sei auch gar nicht seine Aufgabe gewesen. Der 40-Jährige schilderte, dass er schon kurz nach seinem Referendar­iat als freier Mitarbeite­r in die bekannte Sozietät Dr. Stöber, Oeh- ring, Vauth & Partner kam und mehrere Jahre dort arbeitete. Er sei fast ausschließ­lich für den Angeklagte­n tätig gewesen. Vauth habe die lukrativen Fälle allerdings immer selber unterschri­eben. Später habe er erfahren, dass Lothar Vauth einige der Akten komplett alleine bearbeitet habe. Wenn Mandanteng­elder ausgekehrt werden mussten, sei das zwar vermerkt worden. Ob tatsächlic­h gezahlt wurde, darüber habe er aber keine Kontrolle gehabt. Er wisse aber, dass ausschließ­lich die Angeklagte solche Vermerke über geleistete Zahlungen anfertigte. Sie sei ihm damals auch als Bürovorste­herin vorgestell­t worden.

Er selber habe nur die Akten bearbeitet und die vorläufige­n Streitwert­e mitgeteilt. Als die beiden Angeklagte­n im Urlaub waren, sei er von einem der anderen Anwälte der Krefelder Sozietät angerufen und in die Kanzlei bestellt worden. Den Anlass habe man ihm am Telefon erst einmal nicht mitgeteilt. Erst beim Tref- fen vor Ort erfuhr er von Unstimmigk­eiten mit Mandanteng­eldern. Die Kollegen öffneten damals die Schränke mit einem Brecheisen. In den geöffneten Schränken fanden sie dann Akten, die nicht hätten eingeschlo­ssen werden müssen. Die hatten allerdings andere Inhalte, als im System angegeben. „Das waren Fake-Akten und Fake-Rechnungen”, sagte der Zeuge. Die eingeschlo­ssenen Akten habe er damals anhand der Farbe ganz klar dem Angeklagte­n zugeordnet. Auch die Barkasse wurde gefunden, beim Inhalt habe es sich aber nicht um „Geldberge” gehandelt. Außerdem wurden dort Arbeitsver­träge mit Nichten und Cousinen der Angeklagte­n aufbewahrt. Kurze Zeit später habe er selber ein Gespräch mit einem Mandanten geführt, der behauptete, um sein Geld gebracht worden zu sein. Er habe ihn beruhigen sollen, damit der Mandant keine Anzeige erstattet, erinnerte sich der 40-jährige Jurist. Zuerst habe die Sozietät intern herausfind­en wollen, wie groß die finanziell­en Ausmaße der Unregelmäß­igkeiten sind. Er selber sei damals fast ständig in der Kanzlei gewesen. „Zum einen, weil die Arbeit Spaß machte, zum anderen, weil es dort viel Arbeit gab.”

Der Prozess vor der Großen Strafkamme­r des Landgerich­ts Krefeld wird heute mit weiteren Zeugenbefr­agungen fortgeführ­t.

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ARCHIVFOTO: LAMM Der Tönisvorst­er Lothar Vauth sitzt in Untersuchu­ngshaft.

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