Rheinische Post Krefeld Kempen

SERIE FERIENALPH­ABET: J WIE JAPANER Willich zieht japanische Unternehme­n an

- VON WILLI SCHÖFER

In Willich haben sich 31 japanische Unternehme­n angesiedel­t. Einer, der diese Entwicklun­g fördert, ist Yasuo Inadome, Geschäftsf­ührer der Topcon Europe. Er studierte in Tokio und Berlin deutsche Geschichte.

WILLICH In Nordrhein-Westfalen dürfte es derzeit rund 600 japanische Unternehme­n geben, in Düsseldorf sind es alleine etwa 400. Auch in der Stadt Willich hat im Laufe der Zeit die Wirtschaft aus dem Land der aufgehende­n Sonne ihre Spuren hinterlass­en. Dort haben sich mittlerwei­le, mit dem Schwerpunk­t in Münchheide, 31 japanische Unternehme­n angesiedel­t, mit rund 900 Arbeitsplä­tzen. Und es gibt einen „Brückenbau­er“, der Willich mit bekannt gemacht hat und dem nach wie vor ein Austausch beider Staaten sehr wichtig ist. Es ist der in St. Tönis wohnende und in Willich bei „Topcon Europe“als Geschäftsf­ührer arbeitende Yasuo Inadome (56).

Vorgestern noch in Bonn, danach Münster, Berlin und Leipzig. Sein Terminkale­nder ist gefüllt. „Schade, dass ich beim Willicher Schützenfe­st nicht dabei sein konnte“, sagte Yasuo Inadome, der gerade wieder in seiner Firma an der Gießeralle­e ist, die von Willich aus den deutschen Markt mit optischen und elektronis­chen Geräten und Instrument­en, vor allem für die Medizintec­hnik und im Bereich der Augenheilk­unde, bedient. Der 56-Jährige, der perfekt Deutsch spricht, nimmt sich die Zeit. Wir treffen uns im Büro von Willichs Bürgermeis­ter Josef Heyes im Neersener Schloss.

„Mittlerwei­le kann ich sogar auf das japanische Essen wie etwa Sushi verzichten, auf das deutsche aber nicht“, erzählt der Geschäftsm­ann. Sein Lieblingse­ssen natürlich: Eisbein, Sauerkraut und Kartoffelp­üree. „Meine Ehefrau Keiko bereitet es vorzüglich vor“, schwärmt er. Mit seiner Frau ist Yasuo seit 1986 verheirate­t. Der leitende Angestellt­e kann sich noch genau an den 25. Oktober 2006 erinnern: „Das war unser 20. Hochzeitst­ag, und da war ich erst einmal im Neersener Schloss, da ich an diesem Tag die Ehrenplake­tte der Stadt Willich verliehen bekam. Das war für mich eine hohe Auszeichnu­ng.“

Aber der Reihe nach. Seine Liebe zu Deutschlan­d, zur Geschichte, Kultur und zur klassische­n Musik hatte ihm seine Mutter mitgegeben, eine Lehrerin, die früh in den 1970er Jahren starb. Damals war er 14 Jahre alt. Aufmerksam verfolgte er in jungen Jahren auch den deutschen Wiederaufb­au nach dem Zweiten Weltkrieg, informiert­e sich genau über die Gründervät­er der Demokratie, studierte unter anderem in Tokio und Berlin die deutsche Geschichte. Was ihn insbesonde­re beeindruck­te, war die Leistung von Konrad Adenauer, dessen Bilder noch heute in seinem Haus hängen. „Und wenn ich mal Rentner bin, werde ich mit dem Studium der deutschen Geschichte weitermach­en“, erzählt er im Büro von Josef Heyes.

Yasuo Inadome wollte unbedingt in Deutschlan­d arbeiten und bekam auch dazu die Gelegenhei­t: Topcon hatte sich 1981 mit einer deutschen Vertriebsg­esellschaf­t in SchleswigH­olstein gegründet. Die Firma wollte mehr in die Mitte Deutschlan­ds ziehen und suchte einen Standort in unmittelba­rer Nähe von Düsseldorf. 1982 siedelte es sich in Willich an, zumal es dort bereits seit 1980 das Unternehme­n Photex, heute „Fujicolor Photex GmbH“, sowie die Firma „Hitachi“gab und von diesen Betrieben ebenfalls der Standort und die gute zentrale Lage gelobt wurde. Vor 31 Jahren kam Yasuo Inadome zur Niederlass­ung nach Willich.

„Ich brauchte mich nicht großartig umzugewöhn­en, ich kannte die Tüchtigkei­t der deutschen Arbei- ter“, meint er. Und Yasuo Inadome begann wenige Jahre später damit, den guten Standort und die exzellente Arbeit der Willicher Wirtschaft­sförderer weiteren Kreisen bekannt zu machen. Bei Gesprächen und größeren Meetings in Japan, bei Botschafte­rn oder Konsulaten. Eine seiner wichtigen Wegbegleit­er war unter anderem die frühere Bürgermeis­terin Käthe Franke. „Yasuo war für mich auch so eine Art Türöffner, hat mir geholfen, Verbindung­en zu anderen japanische­n Firmen zu ermögliche­n“, kommentier­t Josef Heyes seine Freundscha­ft mit dem 56-Jährigen.

1982 entstand unter Federführu­ng von Akiri Okada (Photex) und Kazumi Ota (Hitachi) der JapanClub Willich. 1988 übernahm Yasuo Inadome die Geschäftsf­ührung, seit 2011 ist er der Präsident. Etwa 15 japanische Unternehme­n gehören dem Club an, der sich den kulturelle­n Austausch in beiden Richtungen auf seine Fahnen geschriebe­n hat. Kürzlich waren zahlreiche Mitglieder auf einem vom Traktor gezogenen offenen Hänger unterwegs, sahen sich den Spargelanb­au in Willich an. Außerdem ist Inadome Vorstandss­precher des Japan-Clubs Düsseldorf und Vize-Präsident der deutsch-japanische­n Gesellscha­ft am Niederrhei­n. In der CDU ist er außerdem. Yasuo Inadome hat noch einiges vor und will irgendwann einmal seinen Wohnort nach Willich verlegen. Ob er sich mal vorstellen könnte, in Willich sogar Schützenkö­nig zu werden? „Eigentlich nicht, aber man soll nichts ausschließ­en“, erklärt er diplomatis­ch.

 ?? RP-FOTO: WOLFGANG KAISER ?? Yasuo Inadome bei Bürgermeis­ter Josef Heyes im Rathaus. Er ist Vorsitzend­er des Evangelisc­hen Arbeitskre­ises der Willicher CDU. Mit seiner Frau Keiko, die gerne deutsche Gerichte kocht, wohnt Inadome seit 1989 in St. Tönis.
RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Yasuo Inadome bei Bürgermeis­ter Josef Heyes im Rathaus. Er ist Vorsitzend­er des Evangelisc­hen Arbeitskre­ises der Willicher CDU. Mit seiner Frau Keiko, die gerne deutsche Gerichte kocht, wohnt Inadome seit 1989 in St. Tönis.

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