Rheinische Post Krefeld Kempen

Altes Stadtbad: Stadt will selbst renovieren

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Linne kündigt im Gespräch mit unserer Redaktion die Ausschreib­ung einer Nachnutzun­gsstudie an. Die Finanzieru­ng durch das Städtebaum­inisterium sei bewilligt. Die Aufgabe besteht darin, die Substanz zu prüfen und Nutzungsid­een zu entwickeln. „Die können sportliche­r, gewerblich­er oder kulturelle­r Natur sein“, sagte Linne.

Der Beigeordne­te geht noch einen Schritt weiter. Die Herrichtun­g öffentlich­er Infrastruk­tur sei mit 70 bis 80 Prozent förderfähi­g. Vor diesem Hintergrun­d kann sich der Experte gut vorstellen, dass die Stadt Krefeld als Eigentümer­in der denkmalges­chützten Immobilie in Teilen des Komplexes selbst als Bauherr tätig wird und etwa das Hallenbad wieder herrichtet. „In Hannover, Gotha und Viersen gibt es wunderbare Beispiele, wie Hallenbäde­r aus der Zeit des Jugendstil­s wieder nutzbar gemacht worden sind“, berichtete Linne.

Mit dem Instrument Nachnutzun­gsstudie habe die Stadt bereits sehr positive Erfahrunge­n an der alten Samtwebere­i an der Lewerentzs­traße gemacht. Nach Vorliegen der Ergebnisse habe sich die Montagssti­ftung als Investor für das Objekt gefunden. Mittlerwei­le sei die Entwicklun­g dort zum Vorteil des Quartiers und der gesamten Stadt weit vorangesch­ritten.

Einen ähnlichen Impuls durch eine Nachnutzun­gsstudie verspricht sich der Planungsde­zernent für das Alte Stadtbad. Umbau, Sanierung und Nutzung könnten in einer Kombinatio­n privater und öffentlich­er Bauherrn erfolgen. Neben dem Hallenbad seien auch Gastronomi­e, Wellness und Praxen denkbar. Vom Freibad möchte Linne die Finger lassen. Das Projekt steht derzeit wieder einmal in den Anfängen. Einen optimalen Verlauf vorausgese­tzt geht der Planungsfa­chmann von folgendem Zeitplan aus: Rücklauf der Studien nach der Ausschreib­ung zu Beginn des kommenden Jahres. Dann erfolgt eine breite politische Diskussion. Ende 2018 könnten Fördermitt­el beantragt werden und nach deren Bewilligun­g vielleicht noch in 2019 mit dem Bau begonnen werden.

Im Moment stehen Arbeiten zur Substanzer­haltung an. Die Stadt Krefeld hat aus Töpfen des Bundes eine Million Euro erhalten, um den weiteren Verfall des Denkmals zu stoppen. Ein großer Betrag soll in das Dach investiert werden, um das Gebäude vor Feuchtigke­it zu schützen und es abzudichte­n. Eine Teilsumme soll auch in die „Rekonstruk­tion“von Bauelement­en fließen, informiert­e Linne.

Bis das Alte Stadtbad wieder komplett in neuem Glanz erstrahlt, sind wahrschein­lich Investitio­nen in Höhe von 30 bis 35 Millionen Euro nötig.

Das Alte Stadtbad liegt den Krefeldern offenbar sehr am Herzen. Zumindest war das vor gut zehn Jahren so. Damals starteten Initiatore­n ein Bürgerbege­hren gegen den Verkauf an einen Investor, der dort ein Einkaufsze­ntrum errichten wollte – der Investor damals hieß Joachim Tenkhoff. Der Mann, der später das alte Horten-Gebäude am Ostwall kaufte, umbaute, an Primark und andere vermietete und für 51 Millionen Euro an die Londoner Investoren­gruppe 90 North Real Estate Partners wieder verkaufte.

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Die Stadt könnte als Bauherr das Hallenbad an der Neusser Straße wieder herrichten.
 ??  ?? Das denkmalges­chützte Gebäude verfügt über viele interessan­te Details.
Das denkmalges­chützte Gebäude verfügt über viele interessan­te Details.
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ARCHIV: TL Relikte aus der Vergangenh­eit entwickeln im alten Jugendstil­bad besonderen Charme.
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Die Installati­onen im alten Gemäuer erlauben eine Zeitreise ins vorherige Jahrhunder­t.

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