Rheinische Post Krefeld Kempen
Der Weizen steht auf der Kippe
Die Landwirte können derzeit kaum auf den Feldern arbeiten, dort ist es zu nass. Für die Kartoffeln waren die starken Regenfälle auch nicht so gut. Für andere Kulturen hingegen waren sie wichtig, etwa für Rüben und Mais
KEMPEN/GREFRATH Für den Weizen kam der viele Regen zu spät. Viele Landwirte haben derzeit das Problem, dass sie auf den durchnässten Feldern nicht roden können. „Wir brauchen unbedingt jetzt eine stabile Wetterlage, sonst sieht es mit dem Weizen sehr schlecht aus“, schätzt Josef Hamm, Pflanzenschutzberater der Landwirtschaftskammer. Derzeit seien die Erträge beim Weizen schon um bis zu 30 Prozent zurückgegangen seien. Auch das Stroh müsse jetzt dringend reingeholt und geborgen werden. Und die Wettervorhersage für die nächste Woche lässt weitere Niederschläge befürchten.
Man kann sich leider das Wetter nicht aussuchen. Anfang Juli hatten sich viele Landwirte noch kräftige Landregen gewünscht. Das Wasser kam, in unterschiedlicher Intensität. „Im Juli sind bisher im Schnitt gut 80 Liter auf den Quadratmeter runter gekommen, das sind nur etwa 20 Prozent mehr als beim langjährigen Mittel“, relativiert Hamm. Derzeit sei der Weizen meist erst zu etwa 50 Prozent geerntet worden, wobei die Trockenheit davor dazu führte, dass die Kornfülle nicht die ist, die man sich zur weiteren Verarbeitung vorgestellt habe. Heißt: die Backqualität des Mehls werde darunter leiden. Der restliche Weizen müsse aber jetzt schnellstmöglich geerntet werden. Hamm: „Ansonsten werden aus den goldenen Halmen schnell schwarze, wenn sich im Korn oder im Stroh Pilze ansiedeln.“
„Den Regen der vergangenen Tage konnten wir gut gebrauchen“, sagt Kempens Ortslandwirt Peter Josef Coenen, der auch Vorsitzender der Ortsbauernschaft Kempen ist. Eine Woche schönes Wetter wäre jetzt nicht so schlecht, damit der Weizen abgeerntet werden könne. Die bisherigen Erträge käme nicht an normale Jahre heran. Coenen spricht von Verlusten von rund 15 Prozent. Auch einige Landwirte, die derzeit mit der Rodung der Frühkartoffeln begonnen hätten, sprächen von Verlusten in einer ähnlichen Größenordnung. Für den Kohl oder den für den Mais sei bislang der Regen der vergangenen Tage ganz gut gewesen.
„Der Regen war bitter nötig und ist für die Kulturen und für das Gras enorm wichtig“, kommentiert Christoph Tenhaef, der in Grefrath Ortslandwirt und Vorsitzender der Ortsbauernschaft ist. Tenhaef selbst hat sich seit 1980 auf Milchkühe spezialisiert, ist natürlich froh darüber, dass der Literpreis der Milch etwas nach oben gegangen ist und sich derzeit, ohne die Qualitätszuschläge, zwischen 33 und 34 Pfennig eingependelt hat. Zukünftig wünscht er sich: „Dass dieses Niveau in etwa bleibt und dass es nicht erneut zu riesigen Schwankungen kommt.“
„Uns wäre schon mit zwei oder drei Sonnentagen und etwas Wind sehr geholfen“, kommentierte Kreis-Landwirt Paul Christian Küskens. Er spricht ebenfalls das Problem des Weizens an, der zur Weiterverarbeitung an die Genossenschaften oder den Landhandel nur eine Restfeuchte von unter 15 Prozent haben dürfe. Sei der Anteil höher, wäre die Gefahr der Schimmelbildung sehr hoch. Es müsse jetzt bald mit der Ernte weitergehen, zumal in den vergangenen Wochen nur an zwei Tagen gedroschen werden konnte.
Hermann-Josef Hegger, Vorsitzender der Ortsbauernschaft Tönisvorst, pflanzt unter anderem Mais und Weizen an. Obgleich er von den Problemen anderer Landwirte weiß, hofft Hegger, die Ertragseinbußen in Grenzen halten zu können. „Überrascht hat mich dabei selbst, wie gut der Weizen hier auf dem sandigen Lehmboden herangereift ist, im Gegensatz zu den leichteren Böden“, sagt Hegger.
Aber es gibt noch andere Landwirte, für die der Regen gerade zum richtigen Zeitpunkt gekommen ist. Frank Mertens (Schiefbahn) erinnert an die schlimmen Unwetter der letzten Tage, an die schlimmen Unwetter vor allem in Mitteldeutschland und im Harz und meint: „Von daher können wir froh sein, dass es uns nicht so erwischt hat.“
Anfang Juli hatten
sich viele Landwirte noch kräftige Landregen
gewünscht