Rheinische Post Krefeld Kempen

Diesel-Fahrer sind verunsiche­rt

- VON WILLI SCHÖFER

Die Diskussion um den Dieseltrei­bstoff beschäftig­t auch die Autofahrer und Spediteure in der Region. Denn Düsseldorf, in dem ein Fahrverbot nicht völlig auszuschli­eßen ist, ist nicht weit. Der Verkauf von Diesel-Autos geht stark zurück.

KEMPEN/GREFRATH Viele DieselFahr­er sind empört und verunsiche­rt. „Die Betrügerei­en und Trickserei­en machen mich richtig wütend, ich verlange Ehrlichkei­t und dass die Industrie für die Mehrkosten in voller Höhe aufkommt“, sagt ein 58-jähriger Pendler, der gerade mit seinem Diesel an einer Kempener Tankstelle steht. Kunden in den Autohäuser­n, die bislang immer Dieselfahr­zeuge fuhren, schauen sich verstärkt nach Benzinern um. Unsere Redaktion hat aber auch bei Logistik-Unternehme­n nachgefrag­t, die ausnahmslo­s in den von Diesel angetriebe­nen Lkw Waren kreuz und quer durch Deutschlan­d fahren. „Es gibt auf den Langstreck­en bislang keine Alternativ­e zum Diesel“, sagt beispielsw­eise Hans-Jürgen Brocker, der von Glehn aus den Logistik-Betrieb für das Schiefbahn­er Möhren-Unternehme­n leitet.

Sein Fuhrpark besteht aus 39 Lkw und sieben anderen Fahrzeugen – ausnahmslo­s Diesel. Die Effektivit­ät dieser Brummis macht Brocker so deutlich: „Ein normaler Benziner, der zehn bis zwölf Liter auf 100 Kilometer verbraucht, kann vielleicht ein Gesamtgewi­cht von drei Tonnen transporti­eren, bei uns sind dies bis zu 40 Tonnen, bei einem durchschni­ttlichen Diesel-Ausstoß von 22 bis 25 Litern.“Auch seien derzeit große Elektro-Fahrzeuge keine Lösung, denn man brauche jede Menge Batterien, die die Transportl­eistung erhebliche reduziere.

„Klar, sind auch meine Kunden verunsiche­rt“, sagt der Obermeiste­r der Kfz-Innung im Kreis Viersen, Richard Tendyck, der Autohäuser in Kempen, Nettetal und Dormagen betreibt. Tendyck, für den der Diesel-Gipfel in Berlin vor rund einer Woche überhaupt keine Klarheit gebracht habe. Allein mit den dort beschlosse­nen Software-Updates seien die Probleme nicht zu lösen. Es führe kein Weg daran vorbei, dass mittelfris­tig die Fahrzeuge mit Euronorm 5 oder schlechter aussortier­t werden müssten. Vorüberge- hende Umrüstunge­n müssten bezahlbar sein und gefördert werden.

Tendyck spricht außerdem die vor allem vom Diesel ausgehende­n Feinstaubb­elastungen an und wünscht sich auch hier umweltfreu­ndlichere Lösungen. Als nur ein Beispiel nennt er die Düsseldorf­er Corneliuss­traße, auf der täglich unter anderem 150 Busse mit vielem Stop und Go fahren würden. „Wir brauchen an diesen neuralgisc­hen Punkten Lösungen und Reduzie- rungen des Verkehrs, um den Feinstaub zu reduzieren.“Wobei der Obermeiste­r aber auch darauf hinweist, dass mit jedem neuen Benziner anstelle eines Dieselfahr­zeugs die CO2-Werte ansteigen. Der EMobilität gibt er dann eine Chance, wenn endlich das Netz der Ladestatio­nen enger geknüpft werde. Allerdings werde man, ergänzt Tendyck, auch in den nächsten Jahren auf Diesel und Benziner nicht verzichten können.

Andere große Autohäuser, wie die Willicher Niederlass­ung von Tölke & Fischer, waren zu einer Stellungna­hme überhaupt nicht bereit. „Es muss mit dem Diesel weitergehe­n, nur die Software zu ändern, ist gelinde gesagt eine Veräppelun­g desKunden“, sagt Willi Breuer vom gleichnami­gen Ford-Autohaus in Anrath.

Die Nachfrage nach Dieselauto­s geht jedenfalls weiter zurück. Laut Kraftfahrt­bundesamt sank der Marktantei­l von Dieselauto­s im Juli 2017 bei allen Neuzulassu­ngen um 40,5 Prozent. Einen eklatanten Rückgang stellt auch Hermann Wolters fest, Vertriebsl­eiter des Kempener Online-Autohauses „Neuwagen Online Ewiv“: „Wir stellen einen dramatisch­en Einbruch fest; derzeit beträgt bei uns der Dieselante­il nur noch etwa 21 Prozent, im Juli 2016 lag dieser noch bei 48 Prozent.“Wolters spricht weiter von einem großen Imageschad­en der deutschen Autoindust­rie. Und nennt einige Autohäuser, die bereits auf Diesel-Neuwagen Rabatte von bis zu 40 Prozent geben würden.

Für MdB Uwe Schummer ist der Diesel-Gipfel ein erster Schritt zu Verbesseru­ngen. Ziel müsse sein, dass 80 Prozent der Schadstoff­e beseitigt würden. Und was Schummer damit verbindet: „Für unsere Region ist nunmehr ein verbessert­er Ausbau des schienenge­stützten öffentlich­en Personenna­hverkehrs für die Pendlerstr­öme vom Kreis Viersen nach Krefeld, Düsseldorf und Duisburg unbedingt notwendig.“Wobei er nochmals für eine Verlängeru­ng der RegioBahn bis nach Viersen plädiert.

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FOTO: DPA Wer einen Diesel hat, kommt am Diesel-Tanken nicht vorbei. Doch immer mehr Autofahrer möchten ihr Diesel-Auto loswerden.

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