Rheinische Post Krefeld Kempen
Digitaler Banking-Baukasten
Manche etablierten Finanzdienstleister fürchten die digitale Revolution. Andere setzen sich an die Spitze der Entwicklung. Dazu zählt ebase, die mit ihrem Robo-Advisor fintego sowohl private als auch institutionelle Kunden anspricht – mit ganz unterschiedlicher Zielsetzung.
Auf Branchentreffen in der Finanzwelt ist neben den DauerAufregern Niedrigzinsen und Regulierung der Aufstieg der Fintechs wohl das Gesprächsthema Nummer eins. Die einen sehen zum Beispiel digitale Vermögensverwaltungen, sogenannte Robo-Advisors, als Konkurrenz, andere sehen die Chancen, die sich auftun. Zur zweiten Kategorie zählt zweifellos die comdirect-Tochter ebase.
Das aktuelle Vorzeigeprojekt der Bank ist der Robo-Advisor fintego. Das Angebot der digitalen Vermögensverwaltung richtet sich wie andere vergleichbare Services im Netz an die Zielgruppe der Anleger, die sich zwar ein durchdachtes Vermögensmanagement für ihr Geld wünschen, die aber den Schritt zum persönlichen Vermögensverwalter noch nicht wagen oder schlicht und einfach noch nicht ausreichend vermögend dafür sind.
Das fintego-Prinzip ist einfach und auch für Anlage-Neulinge gut zu verstehen: Der interessierte Kunde wird durch ein Menü geleitet, das ihm, je nach Kenntnissen und Erfahrungen sowie Anlagezielen, einen Anlagestil vorschlägt. Bis zu fünf verschiedene Anlagestile stehen grundsätzlich zur Verfügung: von defensiv und konservativ über ausgewogen bis zu Wachstum oder Chance. Letzterer bedeutet, dass das Kapital zu 90 Prozent in Aktien und zu zehn Prozent in Rohstoffe investiert wird. Anleihen spielen in diesem sehr offensiv ausgerichteten Depot keine Rolle.
Die jeweilige Anlagestrategie kann als Einmalanlage oder Sparplan ausgeführt werden. Zudem besteht die Möglichkeit, über einen Auszahlplan eine gemanagte Kapitalentnahme zu gestalten. Die konkrete Umsetzung erfolgt mittels passender ETFs, die der Strategie entsprechend eingesetzt werden. Abgerechnet wird halbjährlich. Je nach Anlagebetrag fallen jährlich zwischen 0,45 und 0,95 Prozent des Anlagevolumens an Gebühren an. Für Depotführung, Transaktionen und alle weiteren Dienstleistungen fallen keine weiteren Kosten an. Es handelt sich hier um ein sogenanntes Flat-Fee-Modell. Das ist nebenbei auch für den Anbieter praktisch, der damit die ab Ja- nuar 2018 geltenden Kostentransparenz-Kriterien unter der neuen Regulierungsrichtlinie Mifid II auf einfache Weise erfüllt.
Das fintego-Konzept unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht wesentlich von der zahlreichen Web-Konkurrenz. Das liegt zum einen an den Mifid-Vorschriften und dem Wertpapierhandelsgesetz WPGH. Der Gesetzgeber schreibt nämlich einen sogenannten Angemessenheitsund Geeignetheitstest vor, der die finanziellen Verhältnisse, die Anlageziele des Kunden und seinen Sachverstand klären soll und danach entscheidet, welche Anlagestrategie und welche Wertpapiere über- haupt infrage kommen. Die strukturelle Ähnlichkeit der verschiedenen Robo-Advisor ist also kein Zufall. Der Unterschied von fintego zur Konkurrenz liegt deshalb eher im Maschinenraum verborgen.
Hinter fintego steckt die European Bank for Financial Services, kurz ebase. Deren Zielgruppe sind eigentlich Geschäftskunden aus dem Finanzdienstleistungssektor, wie etwa Versicherungen, Vermögensverwalter, kleinere Banken oder Servicegesellschaften, unter deren Dach Finanzvermittler mit der höchsten 34F-Zulassung organisiert sind. Diesen professionellen Kunden bietet ebase verschiedene Lösungen aus seinem va- riablen FinanzdienstleistungsBaukasten an. Dazu zählen Kontoführungs-, Festgeld- und Wertpapierdepot-Lösungen, aber auch Wertpapierdepots oder eine Online-Vermögensverwaltung.
„fintego ist also auch als White-Label-Produkt verfügbar“, erklärt Rudolf Geyer, Geschäftsführer von ebase. Das Wüstenrot ETF Managed Depot ist ein Beispiel dafür. „Eine unserer Stärken ist es, dass ebase für fintego zugleich depotführende Bank als auch Finanzportfolioverwalter ist“, so Geyer. Dass das Backoffice aus einem Guss ist, sorgt auch mit dafür, dass das Produkt vergleichsweise günstig angeboten werden kann. „Eine weitere Stärke ist es, dass wir je nach Wunsch unserer Kooperationspartner den gesamten Online-Dialog in den Auftritt unserer Partner integrieren können. Und wir lassen uns immer wieder etwas Neues einfallen. Das zeigen wir auch mit fintego“, so Geyer.
fintego ist also nicht nur ein Robo-Advisor, sondern im besten Sinne auch ein Showcase, der es institutionellen Partnern ermöglicht, die Leistungsfähigkeit der Online-Vermögensverwaltung von ebase live erleben und wenn gewünscht in das eigene Angebot mit aufnehmen zu können. Im einen oder anderen Fall vielleicht sogar als Endkunde und Anleger.
fintego ist nicht nur ein RoboAdvisor, sondern im besten Sinne auch
ein Showcase