Rheinische Post Krefeld Kempen
Düsseldorf darf nicht Provinzairport werden
Der irische Billigflieger Ryanair hat nicht völlig unrecht mit seiner Kritik daran, wie die Politik sich in die Krise bei Air Berlin einmischt: Ja, es stimmt, dass der Bund und die NRW-Landesregierung erreichen wollen, dass Lufthansa große Teile von Air Berlin schluckt. Das würde Tausende Jobs sichern, und es würde die Branche stabilisieren. Nachteil ist aber aus Sicht der Kunden, dass Europas günstigste Airline Ryanair erst einmal keine Startrechte in Düsseldorf erhält.
Nun muss die Politik Forderungen an Lufthansa stellen. Wenn der Marktführer in der NRW-Hauptstadt schon große Teile der Flugrechte seines hiesigen Hauptkonkurrenten übernehmen darf, sollte er diese nutzen, um attraktive Strecken anzubieten.
Lufthansa und Eurowings müssen sich also dazu bekennen, eine Reihe der Langstreckenverbindungen von Air Berlin wie nach Miami, San Francisco oder Boston wirklich lange Zeit fortzuführen. Würde Lufthansa dagegen die Slots in Düsseldorf fast nur nutzen, um europäische Strecken und Zubringerflüge zu den zwei globalen Drehkreuzen in Frankfurt und München anzubieten, wäre dies ein Problem: Düsseldorf würde als Ergebnis des Abstieges von Air Berlin fast zum Provinzairport degradiert. BERICHT KONKURRENZ STÜRZT SICH . . ., TITELSEITE
KAllein gelassen
aum ein Konzern ist so eng mit der deutschen Geschichte verknüpft wie Thyssenkrupp. Im Guten wie im Schlechten. Der Aufstieg Deutschlands zur Industrienation wäre ohne den 206 Jahre alten Stahlhersteller nicht möglich gewesen. Aber auch die Beteiligung an den beiden Weltkriegen gehört zum historischen Vermächtnis des Konzerns aus Essen.
Ein politischer Konzern ist Thyssenkrupp auch heute noch, allein wegen seiner U-Boote. Um nichts weniger als die Zukunft dieses Konzerns mit 156.000 Beschäftigten geht es in diesen Tagen. Gibt Thyssenkrupp die Stahlsparte in die Hände des britisch-indischen Tata-Konzerns? Spaltet es die Stahlsparte ab, um Teile davon an die Börse zu bringen? Was bedeutet all dies für die Standorte im Land?
Noch ist die Krupp-Stiftung die Haupteignerin des Konzerns. Dass im Kuratorium zurzeit der Ministerpräsident keine Stimme hat, zeigt, wie lose die Verbindung zwischen Stiftung und Land inzwischen ist. Das ist keine gute Nachricht, vor allem nicht für die Beschäftigten. BERICHT NRW IN KRUPP-STIFTUNG OHNE STIMME, TITELSEITE
Trumps Musik
Warum? Wieso bringt es der amerikanische Präsident nicht fertig, klar auf Distanz zum rechten Sumpf zu gehen? Am Montag hat er es ausnahmsweise getan, auf Anraten weitsichtigerer Berater, die ihn zu staatsmännischen Worten drängten. Tags darauf war er wieder der alte Trump, der Demagoge, der nichts dabei findet, mit ultrarechten Gedanken zu flirten. „Make America Great Again“: In den Ohren Richard Spencers, des Neonazis an der Spitze der Alt-Right-Bewegung, klingt seine Wahlkampfparole, als ginge es darum, das alte, das weiße Amerika wieder groß zu machen. Das nostalgisch verklärte Amerika zurückzuholen.
Trump hat dem nie widersprochen, es war ja tatsächlich auch seine Musik. Mit latent fremdenfeindlicher Polemik bewegte sich der Kandidat Trump nicht selten im gedanklichen Korridor von Leuten wie Spencer. Und den Präsidenten Trump stört es offenbar nicht, dass die zersplitterte US-Rechte durch seinen Wahlsieg Aufwind spürt und ganz versessen ist auf Machtdemonstrationen. Ein Problem scheint er darin nicht zu sehen, das ist das Problem. BERICHT