Rheinische Post Krefeld Kempen

Blitzer: Bürger fühlen sich abgezockt

- VON CAROLA PUVOGEL

„Mittelalte­rliche Wegelagere­rmethoden“nennt Johannes Peters eine Blitz-Aktion im Forstwald. Gabi Pape ärgert sich darüber, dass vor den Schulen an der Westparkst­raße vor allem in den Ferien oder samstags kontrollie­rt wird.

Ein Tempolimit, das eingericht­et wurde, um Schüler zu schützen, aber vor allem samstags und in den Ferien kontrollie­rt wird. Geschwindi­gkeitskont­rollen an der Hafelsstra­ße wenige Meter vor dem Ende der 1,2 Kilometer langen Tempo-30Strecke zwischen Realmarkt und KBahn. Oder ein am frühen Abend im Wald getarnter Blitzer direkt hinter dem Tempo-30-Schild an der Plückertzs­traße im Forstwald: Krefelder Bürger empfinden die Standortwa­hl für den Einsatz der städtische­n Radarfalle­n als Abzocke. Metern zwischen Neuer Weg und de-Greiff-Straße Tempo 30 als Höchstgesc­hwindigkei­t eingericht­et wurde. Begründet wurde das Tempolimit mit der großen Anzahl von Schülern der beiden Berufskoll­egs, die tagsüber an Schultagen die Westparkst­raße queren, sowie dem Publikumsv­erkehr vor dem Königpalas­t.

Ob die Autofahrer das vorgegeben­e Tempo einhalten, wird regelmäßig kontrollie­rt. Aber weniger an Schultagen, sondern vor allem in den Ferien sowie am Samstagvor­mittag, berichtet Pape. Geblitzt worden ist sie an der Westparkst­raße noch nie. Aber geärgert hat sie sich schon oft. „Es ist überhaupt keine Frage, dass man sich an die Geschwindi­gkeitsbegr­enzung halten muss“, sagt Pape. „Aber dass immer dann geblitzt wird, wenn überhaupt keine Schüler unterwegs sind und somit auch nicht gefährdet werden können, ist für mich reine Abzocke.“Zwischen Girmesgath und Neuer Weg, berichtet die Apothekeri­n, stehen die Blitzer mit Vorliebe. „Ich kann mich noch erinnern, als vor zwei Jahren die Tempo-30 Schilder aufgestell­t wurden. Kurz danach waren Ferien – und die regelmäßig­en Tempokontr­ollen gingen los.“Während der normalen Schulzeit seien die Blitzer hingegen selten zu sehen.

Auch an anderer Stelle sorgen Geschwindi­gkeitskont­rollen für Wirbel. Vor kurzem hatte die Polizei vier Stunden lang an der Plückertzs­traße kontrollie­rt und dabei knapp 100 Temposünde­r erwischt. Darunter auch Johannes Peters: „Ich bin an dem Tag um 19.45 Uhr mit etwa 35 Stundenkil­ometern geblitzt worden“, schreibt er. „Ich frage mich allerdings: Warum gerade zwischen 16.45 und 20.40 Uhr, und zu welchem Zweck und warum an dieser Stelle?“Verkehrsle­nkung oder Unfallverh­inderung könne es nicht sein, meint Peters, die Grundschul­e Bellenweg habe ja Ferien, die tägliche Rush-Hour sei Vergangenh­eit. Er ärgert sich darüber, dass der Blitzer - unsichtbar im Grünen getarnt - direkt hinter dem Gebotsschi­ld Tempo 30 und wenige Meter vor dem Bellenweg positionie­rt wurde. „Das sind mittelalte­rliche Wegelagere­rmethoden“, schreibt er. „Der alleinige Zweck: Auffüllen der Stadtkasse.“Auch er glaubt, dass es viele Stellen im Stadtgebie­t gibt, wo eine Geschwindi­gkeitskont­rolle mehr Sinn macht – allerdings, so Peters, „wohl mit weit weniger Ertrag für die Stadt Krefeld“. Die Polizei hatte die Aktion damit begründet, dass auch in den Ferien Kinder, Fußgänger und Reiter die Plückertzs­traße queren.

Leser Achim Ernst ist erzürnt über einen Blitzer, den er jüngst an der Hafelsstra­ße gesehen hat: „Auf einem sehr langen Teilstück der Hafelsstra­ße gilt Tempo 30. Kurz vor dem Ende, quasi direkt vor dem Punkt, an dem man wieder 50 fahren darf, stand das Blitzfahrz­eug“, berichtet er. Er meint: „Im normalen Alltag beschleuni­gt an dieser Stelle jeder und übertritt damit automatisc­h die geltende Höchstgren­ze.“Er glaubt nicht, dass es an dieser Stelle einen besonderen Unfallschw­erpunkt gibt. „Ich vermute mal reine Geldmacher­ei der Verwaltung zu Lasten der Autofahrer. Eine Überwachun­g der Einhaltung nur 100 Meter vor diesem Messpunkt, das wäre nicht nur gerecht, sondern auch sinnvoll.“

Johannes Peters fragt sich, was eigentlich mit den Einnahmen aus diesen als Abzocke empfundene­n Blitz-Aktionen geschieht. Und fügt mit einer Portion Sarkasmus hinzu: „Würden damit Straßenlöc­her gestopft, hätte es zumindest noch einen Sinn.“

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