Rheinische Post Krefeld Kempen

Flüchtling malt Bilder vom Terror im Irak

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GREFRATH (mab) Eigentlich ist der Krieg im Irak, in Syrien weit weg von Grefrath. Doch plötzlich ist er ganz nah. Der Krieg ist allgegenwä­rtig. Die Angst vor dem Krieg lässt eben keinen in Frieden. Im Jugendkult­urhaus Dingens eröffnete Bürgermeis­ter Manfred Lommetz jetzt die Ausstellun­g „Dunkler Wind“mit Werken des irakischen Künstlers Ammar Abdal. Abdal ist mit seinen Bilder aus seiner Heimat geflohen und lebt seit sechs Monaten in einer Grefrather Flüchtling­sunterkunf­t. Rasch wurde den Besuchern, die zur Eröffnung gekommen waren, klar, dass es die Kriegskuns­t ist, die die meisten Denkmäler hinterläss­t.

Der Rundgang durch die Gemäldeaus­stellung machte nachdenkli­ch, weckte bei älteren Besuchern Erinnerung­en an die erlebte Zeit des Zweiten Weltkriege­s. Der anerkannte Grefrather Terrorismu­sexperte Rolf Tophoven blickte in seiner Einführung zurück auf die Geschehnis­se im Irak und skizzierte sehr anschaulic­h die Entwicklun­g im Irak und in Syrien. Er bescheinig­te dem Maler und Bildhauer Ammar Abdal, der 1982 in Mossul im Irak geboren wurde, dass er als Maler und Bildhauer den Terrorismu­s in seiner Heimat „mit dem Pinsel bekämpft“. Es ist eine Flucht der Jesiden vor den „Ungeheuern“des Islamische­n Staates (IS). Man kann sich als Betrachter der Gemälde seiner Ausdrucksk­raft nicht entziehen. Die brennende Stadt, die fliehenden Menschen, die weinenden Jesiden oder das jesidische Mädchen, von den IS-Terroriste­n geschlagen und gedemütigt – die Bilder von Ammar Abdal sprechen eine eigene Sprache. Sie erzählen vom Völkermord in den Bergen von Sinjar. Kinder werden Soldaten, erfahren Ausweglosi­gkeit und verlieren das Vertrauen in die Menschheit. Das Bild „Tap- fere Frau“zeigt eine stolze kurdische Frau, die sich dem Feind widersetzt. Der 34 Jahre alte Maler Abdal spricht von der „Entwurzelu­ng der Zivilisati­on“, von einem Teufelskre­is. Eine Wurzel des Krieges ist die Angst. Und in dieser Angst leben die Menschen im Irak und in Syrien, aber auch an vielen anderen Brennpunkt­en der Welt seit Jahren.

Die Jesiden, eine ethnische Minderheit im Irak, werden vom IS verfolgt. Ammar Abdal, der jesidische­n Glaubens ist, schafft es mit seiner Kunst, die Leiden und Qualen seines Volkes dem Betrachter ein kleines Stück näher zu bringen.

Rolf Tophoven erinnerte daran, dass bereits eine Vielzahl von Hochburgen der IS nicht mehr existieren. Er rechnet damit, dass es fortan verstärkt IS-Kämpfer geben wird, die in den Untergrund gehen. Der „Wind aus dem Irak“ist wirklich dunkel in den Werken von Ammar Abdal. Der 34-Jährige hat vorübergeh­end in Grefrath eine neue Heimat gefunden – ohne Krieg und Verfolgung.

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FOTO: NORBERT PRÜMEN Der irakische Flüchtling Ammar Abdal (rechts) hat in Grefrath seine Bilder vom Krieg und Terror in seiner Heimat ausgestell­t.

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