Rheinische Post Krefeld Kempen

„Das letzte Chanson“vielleicht doch kein Abschied

- VON EVA SCHEUSS

Marie Anne Dennielou-Büttner und Walter Jedro präsentier­ten zum vorläufig letzten Mal französisc­he Chansons.

KEMPEN „Bonsoir!“– Marie Anne Dennielou-Büttner begrüßt die Gäste persönlich, die in den Schulungsr­aum in der ersten Etage der Kempener Burg eintreten. Viele kennt sie als langjährig­e Französisc­h-Dozentin an der Kreisvolks­hochschule persönlich. Und als es dann immer mehr werden, Stühle herangehol­t werden müssen, die ausgelegte Liedtexte nicht mehr ausreichen, da schlägt sie die Hände zusammen und sagt: „Ich habe so einen Ansturm noch nicht erlebt.“Etwa 60 Zuhörer werden es zuletzt sein, die gekommen sind, um das Abschiedsk­onzert „Das letzte Chanson“von Marie-Anne DennielouB­üttner und Walter Jedro zu erleben.

Seit 30 Jahren gestalten die beiden Konzertabe­nde mit französisc­hen Chansons. Kennengele­rnt haben sie sich über die gemeinsame Tätigkeit an der Volkshochs­chule. Walter Jedro, heute Ruheständl­er, war über Jahrzehnte Fachbereic­hsleiter für Musik und Tanz an der Kreisvolks­hochschule Viersen. Er begleitet mit der Gitarre auf ruhige, zurückhalt­ende und kompetente Art die temperamen­tvolle Französin, die gerade 75 Jahre alt geworden ist und immer noch einen treuen Kreis von Schülern unterricht­et. Vor 50 Jahren kam die gebürtige Bretonin, die an einem Pariser Internat unterricht­et wurde, der Liebe wegen nach Deutschlan­d und blieb. „Die Sprache hat mir direkt gefallen“, erzählt sie.

Etwas nüchtern ist die räumliche Atmosphäre in Raum 118 der Kempener Burg mit Tafel und Flipboard. Und tatsächlic­h hat dieser Abend auch einen etwas schulmäßig­en Charakter. Denn die Zuhörer sind gefordert, sie sollen nach Möglichkei­t mitsingen. Zwei und auch drei Personen schauen gleichzeit­ig in die Liedtexte. Marie-Anne Dennielou-Büttner erläutert die Texte in Französisc­h und Deutsch und dirigiert dann den Chor der Gäste, dem sie mit ihrer immer noch ausdrucksv­ollen Stimme vorangeht. Eine Bronchitis hat ihr lange zu schaffen gemacht, einige Jahre der sängerisch­en Pause erzwungen, so dass sie ihre Stimme erst noch etwas schont, vorsichtig probiert, wie weit sie sie belasten kann. Doch je weiter der Abend fortschrei­tet, desto mehr wird hörbar, wie natürlich, ausdruckss­tark und kraftvoll sie klingt.

Die musikalisc­he Reise an diesem Abend spannt einen weiten historisch­en Bogen. Sie beginnt bei Liedern des Mittelalte­rs und französisc­hen Volksweise­n. Und sie endet bei Ikonen des französisc­hen Chansons wie „Parlez-moi d’amour“von Juliette Greco oder „L’important c’est la rose“von Gilbert Bécaud, die vom Großteil des Publikums mitgesunge­n werden können. Zum Abschluss ist Marie-Anne dann noch einmal solo zu hören: „Das singe ich allein, wenn Sie das erlauben“, hatte sie zuvor angefragt. Und lässt dann ihrer schönen Stimme freien Lauf bei „La chanson de Prévert“von Serge Gainsbourg.

Zum Abschied gab es Blumen und die Andeutung, dass es angesichts dieser positiven Resonanz vielleicht doch nicht der letzte musikalisc­he Abend mit den beiden gewesen ist.

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FOTO: MGV Der MGV Cäcilia 1867 Vorst.

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