Rheinische Post Krefeld Kempen

„Meine Seele erhebt den Herrn“

- VON GERT HOLTMEYER

Bach-Kantate und John Rutters Magnificat in St. Katharina Willich aufgeführt.

WILLICH Noch gegensätzl­icher können zwei Musikwerke zur gleichen Thematik kaum komponiert werden. Johann Sebastian Bachs „Meine Seel erhebt den Herren“ist ein deutsches Magnificat, John Rutter vertont in seinem Magnificat den lateinisch­en Text und englischsp­rachigen Einschub. In einem Konzert auf hohem Niveau wurden in St. Katharina die beiden so unterschie­dlich konzipiert­en Werke bewusst einander gegenüberg­estellt.

Bachs Kantate beschränkt sich auf das Wesentlich­e, arbeitet gezielt mit sparsamen Mitteln und klaren Konturen. Folgericht­ig waren Chor und Orchester kammermusi­kalisch besetzt. Sorgfältig hatte Kantorin Friederike Braun alles einstudier­t. Ausgewogen war das Verhältnis von Chor und Orchester. Durchsetzu­ngsfähig und sicher in der musikalisc­hen Gestaltung agierten auch die vier Gesangssol­isten Elisa Rabanus (Sopran), Franziska Orendi (Alt), Florian Simson (Tenor) und Bernhard Hüsgen (Bass).

In eine ganz andere Welt führt Rutters Magnificat. Verbindet man Bachs Werk eher mit einer spartanisc­h ausgestatt­eten protestant­ischen Kirche, passen zu Rutter eher pompöse Hollywood-Kulissen. Konsequent wurden jetzt Chor und Orchester deutlich vergrößert. Kirchencho­r, Kammerchor und Jugendchor an St. Katharina bildeten gemeinsam einen gewaltigen vokalen Klangkörpe­r. Um eine sinfonisch breite Holz- und Blechbläse­rserbesetz­ung, um Pauken, Perkussi- onsinstrum­ente und Harfe wurde das Orchester erweitert, die Camerata St. Katharina Willich. Hinter diesem Namen verbergen sich exzellente Profimusik­er der Düsseldorf­er Symphonike­r. Befürchtun­gen, die Streicher mit ihrem Konzertmei­ster Pascal Théry könnten von Chor und Bläsern übertönt werden, erfüllten sich in der halligen Kirchenaku­stik nicht. Von den Solisten war bei Rutter nur noch die Sopranisti­n im Einsatz, die sich auch gegenüber dem gewaltig großen Klang durchzuset­zen vermochte.

Friederike Braun, die junge Gesamtleit­erin, hat in Willich offensicht­lich erfolgreic­h Wurzeln geschlagen. Das Ergebnis der Chorarbeit lässt sich hören; die Koordinati­on von Chor und Orchester leistete sie mit Konzentrat­ion und Übersicht. Zufrieden dürfen die Mitwirkend­en nicht nur in Sachen Qualität sein. Auch quantitati­v, was die Besucherza­hl anbelangt, war alles im grünen Bereich. Voll gefüllt war das Mittelschi­ff, auch die Bänke der Seitenschi­ffe wurden benötigt. Anerkennen­der, begeistert­er Beifall.

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FOTO: N. PRÜMEN Ökumenisch­e Kirchenmus­iktage Willich, hier in St. Katharina.

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