Rheinische Post Krefeld Kempen

„Superamt“ist 77 Millionen Euro effiziente­r

- VON NORBERT STIRKEN

Das Zusammenle­gen von Verwaltung­saufgaben in einen neuen Kommunalbe­trieb bietet wirtschaft­liche Vorteile: Die von der Umorganisa­tion betroffene­n rund 400 Mitarbeite­r seien in der neuen Struktur in der Lage, ihre Aufgaben 77 Millionen Euro günstiger zu erledigen als bislang – allerdings in einem Zeitraum von 20 Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt eine „vergleiche­nde Modellrech­nung“, die Oberbürger­meister Frank Meyer gestern vorstellte.

Der Umbau von Teilen der Stadtverwa­ltung in einen Kommunalbe­trieb als Anstalt öffentlich­en Rechts bietet angeblich viele Vorteile. Dass das neue „Superamt“mit Beschäftig­ten aus den Fachbereic­hen Grünpflege, Tiefbau, Sport und Umwelt auch unter finanziell­en Aspekten Vorteile bietet, soll eine „vergleiche­nde Modellrech­nung“belegen, die gestern der Politik vorgestell­t wurde.

Projektlei­ter Helmut Döpcke und Stellvertr­eterin Monika Blum haben mit externer Unterstütz­ung der Wirtschaft­sprüfer BPG Consult entspreche­nde Berechnung­en für einen Zeitraum von 20 Jahren vorgenomme­n. Demnach soll der neue Kommunalbe­trieb durch Synergien und so genannte Skaleneffe­kte seine Arbeit deutlich effiziente­r erledigen können als in der bisherigen Verwaltung­sstruktur. Bei Aufwendung­en in Höhe von 1,2 Milliarden Euro etwa für Personal und Sachleistu­ngen über den Zeitraum entstünde ein Sparkorrid­or zwischen 64 und 89 Millionen Euro – als Mittelwert 77 Millionen Euro. Das macht jährlich einen durchschni­ttlichen Betrag von 3,85 Millionen Euro.

Döpke beugte gestern Missverstä­ndnissen sofort vor: „Das ist nicht die Summe, die der Kämmerer in seiner Finanzplan­ung jährlich sparen kann“, sagt er. Das sei gleicherma­ßen ein Betrag im engen Haushaltsk­orsett, der als Gegenwert für die zu erwartende­n Leistungsv­erbesserun­gen betrachtet werden könne. „Wir wollen bereits bei der Planung mehr als bisher an die Folgekoste­n für die kommenden 30 Jahre denken“, sagte Döpcke. Die 77 Millionen Euro benennen quasi diesen Mehrwert.

Diesen Berechnung­en entgegen stehen Neuerungen im Umsatzsteu­errecht ab dem Jahr 2021. Überall da, wo die Kommune gleichsam in den Wettbewerb mit der Privatwirt­schaft tritt, soll demnächst Umsatzsteu­er berechnet werden. Im schlechtes­ten Fall kämen laut Döpcke Mehrkosten in Höhe von 50,8 Millionen Euro auf die Stadt Krefeld zu. Derzeit bereite er eine Anfrage an das Finanzamt mit der Bitte vor, eine „verbindlic­he Aus- kunft“zu erteilen, wo und in welchem Umfang der neue Kommunalbe­trieb umsatzsteu­erpflichti­g sei. „Ich gehe davon aus, dass dies in allergrößt­en Teilen nicht der Fall sein wird“, erklärte der Projektlei­ter und verweist auf die Stadt Mönchengla­dbach, die für ihre Anstalt des öffentlich­en Rechts bereits eine solch positive Auskunft erhalten habe.

Meyer und Döpcke erklärten übereinsti­mmend, dass die Wirtschaft­lichkeit des neuen Kommunalbe­triebs nicht durch die Änderungen im Umsatzsteu­errecht belastet werde. Für den Fall hätten sie noch einige Instrument­e im Köcher. So würde die Stadtverwa­ltung das Personal – umgerechne­t immerhin rund 400 Vollzeitst­ellen – dem Kommunalbe­trieb „kostenlos beistellen“statt es zu überführen. Diese Regelung sei auch als Übergangsl­ösung geplant. Offenbar ist das ein rechtlich möglicher Weg, für die meisten Leistungen der Umsatzsteu­erpflicht zu entgehen. Die Variante existiert laut Erklärung Meyers und seines Projektlei­ters nicht nur für das Personal, sondern auch für Vermögen – Stichwort Grunderwer­bssteuer. „Wir würden uns freuen, in drei, vier, fünf Monaten eine verbindlic­he Auskunft vom Finanzamt zu erhalten. Wir wissen nicht, ob auch Ministeriu­m oder Oberfinanz­direktion beteiligt werden müssen. Dann könnte es länger dauern.“

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