Rheinische Post Krefeld Kempen
Spannende Strategien für Zeiten des Umbruchs
Neue Geschäftsmodelle und Anlagestrategien auf der einen Seite, Verunsicherung auf der anderen: Umbruchzeiten führen in allen Wirtschaftssegmenten zu Veränderungen, die es zu bewältigen gilt. Im Detail sind dabei spannende Ansätze erkennbar.
Merkwürdige Zeiten erlebt Deutschland gerade. Auf der einen Seite flimmern zahlreiche Erfolgsmeldungen über die Bildschirme. Auf der anderen Seite befindet sich das Land plötzlich in einer politischen Lähmung, ja, Schockstarre, Stichwort: Scheitern der Jamaika-Sondierungen. Im Ausland blickt man mindestens genauso sorgenvoll nach Berlin wie hierzulande. Dringend notwendige Reformen in Europa lassen nun ebenso auf sich warten wie neue Impulse Deutschlands in internationalen Konfliktfragen.
Ungeachtet dessen scheint die Wirtschaft von einem Erfolg zum nächsten zu springen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hat das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal unerwartet kräftig um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal zugelegt. Der Außenhandel blüht, die Unternehmen investieren mehr, und die Konsumenten halten sich auch nicht zurück.
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung geht davon aus, dass das im kommenden Jahr so weitergeht: Die Experten rechnen mit Zuwachsraten des BIP von 2,2 Prozent in 2018 (nach 2,0 Pro- zent in diesem Jahr). Der Staat nimmt 2017 vermutlich rund 1,8 Milliarden Euro mehr an Steuern ein, als noch im Mai angenommen worden war. Für die kommenden Jahre werden weitere Steigerungen prognostiziert.
Die Widersprüchlichkeit zwischen positiver Entwicklung und allgemeiner Verunsicherung zieht sich durch viele Bereiche. Normalbürger werden davon ebenso erfasst wie Unternehmer, aber sogar auch vermögende Menschen – sie haben immerhin einiges zu verlieren. Family Offices, die solche Menschen begleiten, können davon einiges erzählen (siehe Meldung unten und die Seiten dazu in dieser Sonderveröffentlichung).
Spannend sind die vielen Ansätze in der Vermögensverwaltung und Anlegerbetreuung, in der Geldanlage ebenso wie im unternehmerischen Mittelstand, die die Unsicherheit aufgreifen, die vor Blauäugigkeit warnen, aber auch Lösungsansätze zeigen. Einige Wirtschaftsbranchen befinden sich in einem radikalen Umbruch (Stichwort: Digitalisierung), die Unternehmen müssen hier frühzeitig die Weichen richtig stellen und gegebenenfalls jetzt schon auch juristisch für unruhige Zeiten vorsorgen (mehr dazu auf Seite E4 in dieser Veröffentlichung). Und sie müssen dringend ihre Personalpolitik überdenken – der Fachkräftemangel hemmt bereits Wachstum und Investitionen (Seite E10).
Auf neue Herausforderungen müssen sich auch Anleger einstellen. Sie finden viele Instrumente, Unsicherheit (auf den Finanzmärkten in Form schwankender Kurse) abzufedern, zum Beispiel im Zertifikatemarkt (Seiten E4 und E5). Insbesondere die Altersvorsorge sollte nicht zu kurz kommen – angesichts niedriger Zinsen müssen Sparer hier umdenken und neue Anlageformen in Be- tracht ziehen (Seite E3). Und wer wissen will, ob das Depot solide und krisenfest aufgebaut ist, kann dies von Profis überprüfen lassen – beim Vermögens-Check der V-Bank (mehr dazu Seite E5).
Die Finanzbranche selbst ist im Übrigen voll von der digitalen Revolution erfasst, die neue Geschäftsmodelle hervorbringt. Zum Beispiel die digitale Vermögensverwaltung. Hier gibt es bereits spannende Modelle (Seite E2). Allgemein hinkt Deutschland laut einer aktuellen Studie beim Thema Start-up aller- dings den Vorreitern in anderen Ländern hinterher; die Unternehmen, die den Sprung auf die Märkte gewagt haben, zeigen sich indes sehr kooperationsfreudig und weltoffen (Seite E2).
Andererseits finden etablierte Unternehmen, zum Beispiel Banken, immer wieder Wege, sich etwa durch eine Neuaufstellung eine bessere Position im Markt zu erarbeiten. Ein Bespiel ist das Zusammengehen der französischen Privatbank Oddo mit der deutschen BHFBank zur neuen Oddo BHF (Seite E3). Bewegende Zeiten also – es ist spannend zu beobachten, welche Auswirkungen sie im Detail auf das Leben der Menschen und auf die Wirtschaft haben.
Der Staat nimmt 2017 mehr an Steuern ein, als noch im Mai angenommen
worden war Angesichts niedriger Zinsen müssen
Sparer neue Anlageformen in Betracht ziehen