Rheinische Post Krefeld Kempen
Vorsorge: Je früher, desto besser
Private Vorsorge ist nötig, wenn man seinen Lebensstandard auch im Ruhestand sichern will. Dabei gilt: Je früher die Vorsorge startet, desto größer sind die Erfolgschancen.
Ein Thema drängt immer mehr auf die Tagesordnung: Wie kann ich ausreichend für mein Alter vorsorgen? Jüngere Menschen stellen sich diese Frage interessanterweise weniger als ältere – dabei ist das Thema gerade für sie relevant – je jünger, umso mehr sogar. Denn ihre Lebenserwartung liegt über derer früherer Generation. Die Politik versucht zwar, die gesetzliche Rente darauf auszurichten, doch die aktuellen politischen Diskussionen zeigen die Grenzen aller Bemühungen auf. Das öffentliche Rentensystem wird kaum dazu ausreichen, den gewohnten Lebensstandard auch im Ruhestand zu sichern.
Egal, ob die Rente mit 63, 65 oder 67 Jahren beginnt: Die Menschen werden immer älter und müssen daher immer längere Lebenszeiträume finanziell absichern. Jeden Tag steigt die Lebenserwartung Neugeborener um gut sechs Stunden. Sie hat sich seit Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland mehr als verdoppelt. Ein neugeborenes Mädchen hat laut aktueller Generationensterbetafel des Statistischen Bundesamtes inzwischen eine durchschnittliche Lebenserwartung von 90,7 Jahren, Jungen werden im Schnitt 86,4 Jahre alt.
Dafür gibt es viele Gründe: Die Menschen ernähren sich gesundheitsbewusster, treiben mehr Sport, rauchen weniger, haben eine bessere medizinische Versorgung und eine höhere Bildung. Auch die Arbeitsbedingungen haben sich über die Jahrzehnte stark verbessert. Entscheidend ist aber vor allem der medizinische Fortschritt: Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch zu den häufigsten Todesursachen zählten, sind in der westlichen Welt mittlerweile nahezu verschwunden. Herz- und Kreislauferkrankungen oder Krebs, auf die heute die meisten Todesfälle zurückzuführen sind, können inzwischen besser behandelt werden. Dies alles lässt die Menschen länger leben. Eine 1973 geborene Frau, die 2040 mit 67 Jahren in Rente gehen wird, hat nach der optimistischsten Prognose des Statistischen Bundesamtes noch durchschnittlich 22,8 Lebensjahre vor sich. Ihre Tochter, Jahrgang 2000 wird bei Rentenbeginn 2067 sogar weitere 24,9 Jahre erwarten können. Der Prognose liegt allerdings die Annahme zugrunde, dass sich die medizinische Versorgung nochmals verbessert und damit vor allem das Sterberisiko im hohen Alter weiter absinkt. Das erscheint aber durchaus realistisch.
Und das erklärt auch, warum das öffentliche Rentensystem an seine Grenzen kommt. Denn es funktioniert als Umlagesystem, sprich: Die gerade im Arbeitsleben stehenden Generationen finanzieren die Rente der Senioren. Leben diese immer länger, müssen die arbeitenden Menschen immer mehr Geld aufbringen. Dies geht nur begrenzt. Am Ende steht jeder selbst in der Verantwortung, die entstehenden Lücken zwischen Rente und gewohntem Lebensstandard zu füllen. Der Staat unterstützt die Anstrengungen auf vielfältige Weise, zum Beispiel mit der Riesterund der Rürup-Förderung sowie in der betrieblichen Altersvorsorge. Doch auch dies dürfte vielen nicht reichen.
Frühzeitig sollte man sich daher den Bedarf im Ruhestand vergegenwärtigen, raten Experten. Natürlich braucht man auf der einen Seite weniger Geld als im Berufsleben. Man muss nicht mehr in die gesetzliche Rentenkasse, eine Lebensversicherung oder einen Riester-Sparplan einzahlen. Auch fallen Fahrtkosten für den Arbeitsweg weg, ebenso in der Regel Unterkunftsund Ausbildungskosten für Kinder oder Raten für Immobiliendarlehen.
Andererseits entstehen neue Kosten, zum Beispiel für medizinische Behandlungen und Medikamente. Man verbringt mehr Zeit zu Hause, also stei- gen auch die Ausgaben für Strom und Gas. Manche wollen in eine seniorengerechte Wohnung umziehen, auch dies kostet. Den Ruhestand möchte man aber auch gerne dazu nutzen, die langersehnte Weltreise zu buchen, neue Hobbys anzugehen oder Theater und Konzerte besuchen.
Wer ein finanzielles Polster aufbaut, kann dieser Zeit gelassener entgegenblicken. Je früher man mit der Vorsorge beginnt, desto leichter fällt sie. Das gilt für die ganze Palette möglicher Vorsorgeformen. Beispiel Aktien: Derzeit gelten sie als bevorzugte Anlage im Vergleich zu Zinspapieren, die angesichts der niedrigen Zinsen kaum Rendite bringen. Doch man braucht bei Aktieninvestments Zeit – dann gleichen sich selbst einschneidende Kurseinbrüche in der Regel aus, und die Aktie wird zum spannenden Renditebringer. Über ein Engagement in Aktienfonds kann man zudem die Risiken streuen.
Am besten lassen sich Sparer und Anleger gut beraten, um die passende Vorsorgestrategie aufzubauen. „Ob vorsichtig, mutig, zukünftiger Häuslebauer oder frisch gebackene Eltern: Für jeden gibt es die passende Altersvorsorge“, sagen Vorsorgeexperten aus der Sparkassenorganisation.
Die Lebenserwartung hat sich seit Ende des 19. Jahrhunderts mehr als
verdoppelt