Rheinische Post Krefeld Kempen
Investieren mit sozialer und finanzieller Rendite
Im Unterschied zu Spenden und Stiftungen setzt Impact Investing darauf, gesellschaftlich relevante Projekte nach ökonomischen Kriterien zu finanzieren – zum Vorteil für die Projekte und die Investoren. Auch vermögende Familien interessieren sich für solche Investments.
Seit einigen Jahren findet ein spannender Investmentansatz sowohl in der Welt gesellschaftlich orientierter Engage- ments als auch in der Finanzwelt der Investoren zunehmend Beachtung: das Impact Investing. „Es geht über das, was allgemein als nachhaltiges Investieren bekannt ist, hinaus“, betont Dr. Thomas Rüschen, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Oppenheim Family Office AG. Während letzteres insbesondere bei der Auswahl liquider Assets (Anlageformen) wie Aktien oder Anleihen darauf achtet, dass Nachhaltigkeitskriterien eingehalten werden, geht Impact Investing weiter. Die Gelder fließen zum Beispiel in alternative Assets wie Projekte oder Beteiligungen und implizieren damit ein starkes gesellschaftliches Engagement der Investoren. Auch die Finanzierung von Mikrofinanz-Institutionen ist Teil dieser relativ neuen Assetklasse. Sie finanzieren Projekte, die sowohl soziale wie auch finanzielle Rendite erzielen sollen. Impact Investing verbinde somit beide Welten, sagt Rüschen.
Solche Investments wollen demnach bewusst gesellschaftlich wirken. Die Investitionen fördern Projekte der Armutsbekämpfung, Wasserversorgung oder im Umweltschutz. Auch von Spenden und Stiftungen unterscheidet sich das Impact Investing, erklärt Rüschen: „Spenden und Unterstützungen durch Stiftungen reichen für nachhaltige Wirkungen letztlich nicht aus, weil sie nicht ökonomischen Prinzipien folgen müssen und damit in ihrem Volumen begrenzt sind.“
Investoren mit Interesse an einer finanziellen Rendite engagieren sich vielleicht doch professioneller als Spender und Stifter, die allein den guten Zweck im Blick haben. Rüschen will den Sinn solcher Engagements keinesfalls in Frage stellen, aber „um Dinge tatsächlich und langfristig zu verändern und zu verbessern, sind auch ökonomisch arbeitende Gelder nötig.“
Bei aller Professionalität: Die Investitionen sind natürlich mit Risiken verbunden, warnt Rüschen. Oft geht es um Projekte in Ländern mit fehlender Transparenz, instabilen politischen Rahmenbedingungen und auch Korruption. „Vielen Investoren ist dieses Risiko zu hoch“, beobachtet Rüschen. Dennoch gewinnt der Markt an Fahrt. Wurden 2016 laut des Annual Impact Investor Survey des Netzwerks GIIN (Global Impact Investing Network) weltweit rund 22,1 Milliarden US-Dollar wirkungsvoll investiert, waren für 2017 bereits Investitionen in Höhe von 25,9 Milliarden Dollar geplant. Institutionelle Investoren, bei denen ohnehin Nachhaltigkeitskriterien zunehmend an Bedeutung gewinnen, entdecken die Investmentstrategie für sich ebenso wie Stiftungen. Auch in den Entwicklungsländern nimmt die Professionalisierung zu, etwa bei der Finanzierung von Mikrokrediten. Der Markt bietet hier mittlerweile professionelle Instrumente für Entscheider an wie zum Beispiel mehrjährige Statistiken zu Ausfallquoten. „Die Investoren suchen zudem den Schulterschluss mit dem öffentlichen Sektor“, sagt Rüschen und nennt als Beispiel gemeinsame Projekte mit der deutschen Förderbank KfW, von deren Know-how dann auch die Privatinvestoren profitieren. „Öffentliche Gelder erhöhen zudem den Risikopuffer“, fügt Rüschen hinzu.
Zu den Investoren gesellen sich bislang vereinzelt auch vermögende Familien. „Wir sehen hier erste Ansätze“, sagt der Deutsche OppenheimVorstand. Familien „mit hohem Vermögen und großem Verantwortungsbewusstsein“öffnen sich allmählich für die Strategie. „Es ist unsere Aufgabe, dies auszuweiten.“Ohnehin verfolgt das Deutsche Op- penheim Family Office eine ausgeprägte Nachhaltigkeitsstrategie, beispielsweise mit seinem erfolgreichen FOSFonds RuN („Rendite und Nachhaltigkeit“). Das Impact Investing ergänze gut diesen Ansatz.
Das Family Office kann Entscheidungen bereits mit seinen eigenen Nachhaltigkeitsfiltern unterstützen und darüber hinaus Transparenz schaffen auf einem Markt, der Außenstehenden vielleicht unübersichtlich erscheint. Allerdings ist in den meisten Fällen hohes Spezialwissen erforderlich. Deshalb arbeitet das Deutsche Oppenheim Family Office mit entsprechend aufgestellten Partnern zusammen, zum Beispiel mit der Organisation Finance in Motion in Frankfurt. Diese baut als Asset Manager eigene Fondsstrukturen auf, ist beratend tätig und auch an öffentlich-privaten Partnerschaftsprojekten beteiligt.
Außerdem kann das Family Office Netzwerke bieten und Familien zum Erfahrungsaustausch zusammenbringen. Unter Umständen zeigen sich dabei Übereinstimmungen bei Interessen, die zu gemeinsamen Transaktionen führen könnten, merkt Rüschen an. Die Deutsche Oppenheim vermittelt zudem Kontakte und lädt Experten aus Spezialorganisationen zu Informationsveranstaltungen ein.
„Wir sind der Auffassung, dass Impact Investing heute zu einem umfassenden und nachhaltig orientierten Ansatz der Vermögensstrukturierung dazugehören sollte“, fasst Rüschen zusammen. Gerade für verantwortungsvoll denkende Menschen sei die Kombination von sozialem und ökonomischem Investieren sicher spannend und zukunftsorientiert.
„Die Investoren
suchen den Schulterschluss mit dem öffentli
chen Sektor“