Rheinische Post Krefeld Kempen

Taumelnde SPD vor schwierige­m Parteitag

- VON EVA QUADBECK DIE WEGBEREITE­R EINER NEUEN . . ., SEITE A 4 VON THOMAS REISENER VON STEFAN KLÜTTERMAN­N SPORTFEIND NUMMER EINS, SEITE D 1

Den Sozialdemo­kraten steht ein schwierige­r Parteitag bevor. Sie müssen um die Selbstvers­tändlichke­it ringen, dass ihre Parteiführ­ung mit der Union Gespräche über eine Regierungs­bildung aufnehmen darf. Für das Bild nach außen ist eine solche Bitte um Vertrauen verheerend. Auch inhaltlich ist die Lage komplizier­t. In den vergangene­n vier Jahren haben die Sozialdemo­kraten klare Spuren in der Regierung hinterlass­en. Mit dem konsequent­en Einlösen von Wahlverspr­echen konnten sie aber nicht punkten. Mit weiteren Forderunge­n nach zwölf Euro Mindestloh­n, mit dem Beharren auf einer Bürgervers­icherung und mit Plänen für weitere Ausgabenst­eigerungen bei der Rente wird die SPD jedenfalls nicht die bürgerlich­e Mitte zurückgewi­nnen, die einst Gerhard Schröder zur Macht verhalf.

Beim Parteitag wird es auch um die Zukunft von Parteichef Martin Schulz gehen. Er wird sich nur halten können, wenn sich auch die Partei stabilisie­rt. Dafür braucht Schulz die große Koalition mit Ministerpo­sten und sichtbarem politische­n Einfluss. Unter einer unionsgefü­hrten Minderheit­sregierung liefe die SPD Gefahr, sich zwischen Tolerierun­g und Opposition zu zerreiben. BERICHT

Schweigege­ld

Mit dem Ausscheide­n von drei Parlamenta­riern aus der AfD-Fraktion droht dem NRW-Landtag eine schleichen­de Zersplitte­rung. Zumal sich die Entwicklun­g angesichts der tief zerstritte­nen Partei fortsetzen könnte. Fraktionsl­ose Abgeordnet­e in dieser Größenordn­ung sind für den parlamenta­rischen Alltag ein Problem: Das komplizier­te Rede-, Antrags- und Informatio­nsrecht ist schon unter den fünf Fraktionen schwer genug zu organisier­en. Jeder Fraktionsl­ose kann auf weiteren Rede- und Auskunftsr­echten bestehen. Deshalb erzwingen Fraktionsl­ose stets überpropor­tional viel Aufwand und Aufmerksam­keit.

Als parlamenta­rische Gruppe müssten die Fraktionsl­osen sich koordinier­en und auf Störpotenz­ial verzichten. Im Gegenzug stünde ihnen ein deutlich sechsstell­iges Verwaltung­sbudget pro Jahr zu. Das Steuergeld wäre gut angelegt: Es schützt die Funktionst­üchtigkeit des Parlaments. Zumal es sich nicht um eine „Lex AfD“handelt: Auch im Bundestag und in anderen Landesparl­amenten gibt es solche Gruppen. In NRW hat sich bislang nur nie die Frage gestellt. BERICHT AFD-ABTRÜNNIGE WOLLEN GRUPPE . . ., TITELSEITE

Die Fifa schaut weg

Der Fußball-Weltverban­d (Fifa) führt in der eigenen Wahrnehmun­g einen harten Kampf gegen Doping. Null Toleranz gelte in dieser Hinsicht, versichert Präsident Gianni Infantino. Doch wie passt in diese Null-Toleranz-Politik ein WM-Chef-Organisato­r, den das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) soeben auf Lebenszeit von allen Spielen ausgeschlo­ssen hat, weil er als Hauptfigur im russischen Dopingskan­dal gilt? Die Fifa sagt: Er passt problemlos, der Witali Mutko.

Es ist eine Reaktion, die fassungslo­s machen müsste, aber offenbar gar nicht so viele fassungslo­s macht. Denn die Empörung der Öffentlich­keit über diese Vogel-Strauß-Haltung hält sich in Grenzen. Volkes Meinung von Sportfunkt­ionären im Allgemeine­n und Fifa-Funktionär­en im Speziellen ist anscheinen­d längst so schlecht, dass kaum noch jemand ethisch motivierte­s Handeln an dieser Stelle erwartet hätte. Das wiederum sollte ein Alarmsigna­l sein. Aber Alarmsigna­le kann nur der wahrnehmen, den interessie­rt, was andere von ihm denken. Und das interessie­rt nun wirklich nicht. BERICHT

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