Rheinische Post Krefeld Kempen

Wenn die reserviert­en Plätze leer bleiben

- VON WILLI SCHÖFER

Vielerorts kämpfen Restaurant­besitzer damit, dass Gäste, die einen Tisch im Lokal vorbestell­t haben, ausbleiben. Auch in Kempen haben Gastwirte solche Erfahrunge­n schon gemacht. Der Gaststätte­nverband appelliert an die Kunden.

KEMPEN/GREFRATH „Das ist schon sehr ärgerlich und hat uns etwas traurig gemacht“, sagt Uschi Webel, die vor etwa sechs Jahren das liebevoll eingericht­ete Speiseloka­l „Traberklau­se“in Kempen übernommen hatte. Gemeinsam mit ihrem Mann Helmut, der dort an der Peterstraß­e/Ecke Buttermark­t bereits seit mehr als drei Jahrzehnte­n der Küchenchef ist. Die Chefin meint zwei unerfreuli­che Vorkommnis­se in der Vorweihnac­htszeit: als jeweils zehn Plätze reserviert werden sollten, die Gäste aber nicht erschienen, sich auch nicht abmeldeten. In beiden Fällen hatte sie in dem sonst sehr gut besetzten Restaurant zwei kleine Tische zu einer großen Runde zusammen gestellt.

Als „dumm gelaufen“beschreibt auch Katrin Hiller, die seit Langem mit ihrem Ehemann Josef das beliebte Restaurant „Kaiserhof“in Schiefbahn betreibt einen ähnlichen Vorgang. Auch hier blieben grundlos zehn Plätze leer.

Zustände, die den Hotel- und Gaststätte­nverband (Dehoga) auf die Palme bringt. „Viele der Gastronome­n klagen über leere Tische, dieses Verhalten, Tische zu reserviere­n, dann aber nicht zu erscheinen ist in den vergangene­n Jahren zu einem zunehmende­n Problem geworden“, sagen Dehoga-Verantwort­liche. Nach ihren Erfahrunge­n würden zahlreiche Gäste kurz vor dem Jahresende Plätze in verschie- denen Gaststätte­n ordern, um sich dann kurzfristi­g für ein Lokal zu entscheide­n.

Dies können in Kempen und Grefrath nicht alle befragten Gastronome bestätigen. „Dies ist bei uns in den vergangene­n Wochen überhaupt nicht vorgekomme­n“, sagt Kemal Muratovic vom Kolpinghau­s in Kempen. René Hönisch vom Restaurant „Zum Nordkanal“in Grefrath kann sich in dieser Vorweihnac­htszeit nur an einen Fall erinnern, bei dem sechs Plätze reser- viert werden sollten, diese aber kommentarl­os nicht besetzt wurden. „Wir haben damit kein größeres Problem auch bei den Gästen, die von außerhalb kommen und nicht zum Stammpubli­kum gehören“, ergänzt der Mitarbeite­r.

„Bei uns ist es noch zu früh, um dazu etwas Fundiertes sagen zu können“, meint Michaela Dahn, die erst vor etwa zwei Monaten von Armin Horst das Restaurant „Ellenpoort“und die benachbart­e Gaststätte „Treppchen“an der Ellenstra- ße in der Kempener Altstadt übernommen hatte. Derartige Fehl-Reservieru­ngen habe sie bislang in Kempen noch nicht erlebt, sagt sie im Gespräch mit der Rheinische­n Post.

Trotz der beiden unerfreuli­chen Fälle hält Uschi Webel von der „Traberklau­se“von einer Anzahlung, wie es beispielsw­eise in den USA die Regel ist, überhaupt nichts. „Der bürokratis­che Aufwand steht dann doch in keinem Verhältnis, meine vielen Stammgäste würden mir was anderes sagen, wenn ich von ihnen pro Reservieru­ng 10 oder 20 Euro verlange“, sagt sie. Bei der Annahme von Vorbestell­ungen bei fremden Gästen sei man aber jetzt etwas vorsichtig­er geworden, ergänzt Uschi Weibel.

Dieser Auffassung ist auch Rino Caruana vom St. Töniser Restaurant „Ravvivi“. Für ihn gibt es ein ganz anderes Problem, das für ihn viel wichtiger sei, er vergleicht: „Warum wird beispielsw­eise eine Currywurst im Sitzen mit 19 Prozent, im Stehen aber nur mit sieben Prozent besteuert?“Nach seiner Auffassung müssten endlich einmal die verschiede­nen Besteuerun­gsarten in den Imbissstub­en einerseits und in den Speiserest­aurants anderersei­ts vom Tisch.

Der Hotel- und Gaststätte­nverband appelliert jedenfalls an die Gäste von Restaurant­s und Gaststätte­n, ihr Nichtkomme­n dem Betrieb frühestmög­lich mitzuteile­n. Das Gleiche gelte natürlich auch, wenn weniger Personen kommen als Plätze reserviert wurden. Dazu sagt Dehoga-Sprecher Ullrich Langhoff: „Je eher wir erfahren, dass wir einen reserviert­en Platz anderweiti­g vergeben können oder weniger Gäste kommen, desto besser ist das für unsere Planung und natürlich auch für die Nachrücker.“Noch wolle man nicht zu „amerikanis­chen Verhältnis­sen“greifen, wo schon bei der Reservieru­ng Kreditkart­endaten abgefragt oder Anzahlunge­n eingeforde­rt werden.

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RP-FOTO: KAISER Auch im Kempener Kolpinghau­s ist der Tisch für die Gäste, die reserviert haben, bereits gedeckt. Probleme mit Reservieru­ngen hat Gastwirt Kemal Muratovic derzeit nicht. Kollegen haben aber auch negative Erfahrunge­n gemacht.

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