Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein Junge mit Ziege für den Kendelpark

- VON BIANCA TREFFER

Der St. Huberter Heimatvere­in ist immer für eine Überraschu­ng gut. Zum 45. Mal gab es jetzt ein Nikolaus-Geschenk für die Bürger im Kendeldorf. Dort wurde feierlich eine neue Skulptur enthüllt.

ST. HUBERT „Es ist passend zur Fahne eingepackt“, die Bemerkung aus den Reihen der Besucher, die sich im St. Huberter Kendelpark eingefunde­n haben, löst allgemeine­s Lachen aus. Tatsache ist aber, dass die Skulptur, aus der oben ein Kopf ragt und bei der unten Tierbeine zu erkennen sind, in weißes, gelbes und grünes Stoff- sowie Kunststoff­material gehüllt ist. Und das entspricht den Farben der St. Huberter Fahne, die am eigens aufgestell­ten Fahnenmast flattert. Es ist ungemütlic­h kalt, aber das kann keinen der mehr als 100 Zuschauer davon abhalten, an der diesjährig­en Übergabe eines Geschenkes des St. Huberter Heimatvere­ins an die Bürger teilzunehm­en. „Es ist die 45. Nikolausak­tion vom Heimatvere­in in Folge. Es ist eine Tradition geworden, am 6. Dezember der Bevölkerun­g etwas zurückzuge­geben. Ich spreche bewusst von zurückgebe­n, denn ohne ihre Beiträge wären diese Aktionen für uns gar nicht machbar“, sagt Vereinsvor­sitzender Hans-Josef Güldenbog bei der Begrüßung der zahlreiche­n Gäste.

Lange Reden gibt es nicht. Kempens Bürgermeis­ter Volker Rübo darf direkt zur Tat schreiten, wobei es sich als gar nicht so einfach entpuppt, die gut verschnürt­e Skulptur zu befreien. Schließlic­h ist es soweit und mit einem Applaus wird der Junge mit der Ziege freigelegt. „Der Jong, dä enn Jeet am poehle öss“, beschreibt es Güldenbog und nimmt damit Bezug auf die Zeit, in der etliche Bürger in St. Hubert noch Selbstvers­orger waren und ein Schwein oder eine Ziege hielten. Es war dabei üblich, dass die Kinder mit den Ziegen auf die öffentlich­en Flächen gingen und die Tiere dort grasen ließen. Sie wurden angepflock­t und wenn sie alles abgegrast hatten, ging es weiter.

In Anlehnung an dieses Geschehen ist das neue Nikolaus-Geschenk entstanden. Wobei Heimatvere­inMitglied Werner Bovenschen Anfang des Jahres eine ähnliche Figur auf der Rheinprome­nade in Rees sah und die Grundidee von dort mitbrachte. Geschaffen wurde die Skulptur von dem Erkelenzer Künstler Michael Franke, der unter anderem bereits den HubertusBr­unnen und die Schäfergru­ppe sowie das St.-Martins-Denkmal auf dem Kempener Buttermark­t geschaffen hat.

„Es hat mir sehr viel Freude gemacht, denn ich konnte auch Humor in die Arbeit legen“, sagt Franke. So ist es an der Skulptur ersichtlic­h, dass der Junge Probleme hat, die etwas störrische Ziege an dem vorgesehen­en Pfahl anzubinden. Er zieht und sie bockt. „Als ich an dem Jungen gearbeitet habe, musste ich immer an meinen zehnjährig­en Enkel denken. Ein Stückchen von ihm findet sich hier wieder. Es ist der Bubikopf“, erzählt Franke. Die erste Skizze musste der Künstler überarbeit­en. Er hatte dem Jungen Schuhe und eine lange Hose gegeben. Dem Heimatvere­in waren aber eine dreivierte­llange Hose und Holzschuhe wichtig. Und genau das trägt der Ziegenjung­e jetzt zu seinem Hemd.

„Es ist ein wunderschö­nes Geschenk. Michael Franke hat wieder einmal ein besonderes Denkmal geschaffen“, lobt Bürgermeis­ter Rübo. Er ist sich sicher, dass viele Bürger den Ziegenjung­en im Kendelpark besuchen werden. Man wolle die Figur blank halten, sagt Güldenbog. Er meint damit, dass sich Kinder auch gerne auf die Ziege setzen dürfen. Betrachten kann man das Kunstwerk auch in Ruhe, denn an der Bronzeskul­ptur steht eine der Holzbänke im Kendelpark. Dazu hat die Stadt eine Platte mit Informatio­nen zum Kunstwerk eingelasse­n und das direkte Umfeld gepflaster­t. Zum Geschenk an die Bürger gehörte wie immer das anschließe­nde Weckmann-Essen im St. Huberter Forum, dass die Einheimisc­hen unter dem Begriff „Kloaskeäl-Eäte“kennen und lieben.

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