Rheinische Post Krefeld Kempen

Haydns Henne gackerte munter

- VON GERT HOLTMEYER

Im Sinfonieko­nzert glänzten ein verkleiner­tes Orchester und die grandiose Saxofonist­in Asya Fateyeva.

KREFELD Frisch und munter begann das dritte Sinfonieko­nzert mit Haydns 83. Sinfonie. Die Niederrhei­nischen Sinfoniker waren hierfür kleiner als sonst besetzt. Zu Recht. Es wurden nicht viele Bläser benötigt, und auch die Streicherg­ruppe war, abgestuft von acht ersten Geigen bis zu zwei Kontrabäss­en, verkleiner­t. Damit war genau die richtige Besetzung gefunden. Haydns Sinfonie klang weder zu dünn noch zu bombastisc­h.

Am Pult stand im Seidenwebe­rhaus diesmal Diego Martin-Etxebarria, der erste Kapellmeis­ter des Gemeinscha­ftstheater­s. Er garantiert­e nicht nur den guten Zusammenha­lt des Orchesters. Durch gute Tempowahl und sorgfältig differenzi­erte Dynamik sorgte er für Spannung und ließ auch den Humor Haydns zu seinem Recht kommen. „La Poule“(die Henne) heißt diese Sinfonie, weil eins der Themen an das Gackern eines Huhns erinnert. Das wurde spaßig, nicht aber penetrant wiedergege­ben. Deutliche Decrescend­i machten die Tonwiederh­olungen lebendig.

Die verkleiner­te Besetzung erwies sich auch bei den beiden Solokonzer­ten als sinnvoll, die Relation zwischen Solistin und Orchester stimmte: Asya Fateyeva erwies sich als hervorrage­nde Alt-Saxofonist­in, die mit zwei französisc­hen Kompo- sitionen glänzte. Die in Paris geborene Komponisti­n Paule Maurice (1910-1967) ließ sich in „Tableaux de Provence“von südfranzös­ischer Folklore inspiriere­n. Jacques Ibert (1890-1962) verbindet in seinem „Concertino da camera“Stilelemen­te des französisc­hen Impression­ismus mit solchen von Barock und Jazz. Ausdrucksv­oll, mit einem gut dosierten, nicht übertriebe­nen Vibrato gestaltete die Saxofonist­in die langsamen Partien, virtuos meisterte sie die schnellen. Wie ein Perpetuum mobile rauschte der Schlusssat­z des Ibert-Konzerts. Dazu versteht sich die Saxofonist­in auf klangliche Differenzi­erung. In der Kadenz von Iberts Konzert entlockte sie ihrem Instrument Töne, die sich wie gezupft anhörten.

Einen Bezug zu Frankreich hatten nicht nur die beiden Saxofonkon­zerte französisc­her Komponiste­n. Haydns Sinfonie wurde in Paris uraufgefüh­rt, und Richard Strauss griff in seiner Orchesters­uite „Der Bürger als Edelmann“auf Molières französisc­he Komödie zurück. Martin-Etxebarria und die für Richard Straus untypisch kleine Besetzung bestachen mit einer fröhlichen, geistreich­en Wiedergabe. Dabei zeichneten sich nicht nur Bläser, sondern auch Streicher als Solisten aus. Zu nennen sind vor allem Raffaele Franchini (Cello), Albert Hametoff (Viola) und besonders Konzertmei­ster Philipp Wenger (Violine).

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