Rheinische Post Krefeld Kempen

Vier Freunde und eine Schnapside­e

- VON WILLI SCHÖFER

Vier Jugendfreu­nde aus St. Hubert lassen in der Wackertapp-Mühle einen fruchtigen und trockenen Gin brennen. Die Idee kam ihnen in Köln, wo zwei von ihnen die „Kölschbar“betreiben.

ST. HUBERT „Das war ja mal wieder eine tolle Schnapside­e von dir.“Dies wird schon einmal gesagt, wenn es nicht so gelaufen ist, wie man es sich vorstellte. Mit so einer Art „Schnapside­e“überzeugte vor Monaten der 37-jährige Kempener Marc Schmidt seine drei Freunde, einmal einen eigenen Gin herauszubr­ingen. Aus dieser Schnapside­e wurde wirklich etwas. Vor wenigen Tagen kredenzte das Quartett in der Wackertapp-Mühle in St. Hubert den fruchtigen „Linden No. 4, Dry Gin“.

Drei der vier jungen Männer – Marc, Stefan und Malte – kennen sich schon seit der Schulzeit an der St. Huberter Grundschul­e, verloren sich nie aus den Augen. Sie trafen sich auch häufig in der „Kölschbar“im Belgischen Viertel in Köln, die gemeinsam von Malte Böttges (34) und dem Vierten im Bunde, Dennis Busch (35) betrieben wird. Und gemeinsam mit dem jetzt in Kempen wohnenden Marc Schmidt (37, Betriebsme­ister bei Lanxess in Krefeld) und dem in St. Hubert gebliebene­n Stefan Peters (36, IT-Berater) wurde in der Kneipe einiges angestellt, auch jede Menge Cocktails probiert. Und der Gin wurde zu ihrem Lieblingsg­etränk. Eine Spirituose, die sie auch selbst einmal herstellen wollten.

Bis es soweit war, kam ihnen vor den Brenn-, Probier- und Experiment­ier-Phase der Zufall zu Hilfe. Marc arbeitete früher als Verfahrens­techniker, kannte schon in der Industrie entspreche­nde Destillier­Anlagen, sah sich eine solche An- fang 2017 bei seinem Urlaub im australisc­hen Bundaberg an.

Nach der Rückkehr machte er die Freunde heiß, einige von ihnen nahmen erst einmal an einem Gin-Seminar teil. Dies bot im Frühsommer in der Wackertapp-Mühle deren Inhaber Peter Day an. Und da der 54Jährige in seiner Mühle neben einer Werbeagent­ur seit mehr als einem Jahr eine Manufaktur für edle Brän- de (die „Mühle“) betreibt, fanden die Vier dort alles vor, vor allem eine große Destillier-Anlage. „Peter Day war unser großer Mentor und Ratgeber, der uns bei unserer Arbeit immer unterstütz­t hat“, erzählt Marc.

Die vier Freunde durften die Anlage benutzen. Sie waren sich vorab einig. Dennis: „Der Gin sollte einen floralen Geruch haben“, Stefan: „Er sollte mild sein und eine leichte Fruchtigke­it besitzen“, Malte: „Man sollte ihn auch pur trinken können“, Marc: „Er sollte einfach nur schmecken und nicht nach Sprit riechen.“

Die Zeit des Experiment­ierens begann. Unter den vielen Zutaten, die dem Getreidebr­and zugesetzt werden, entschied man sich bei den physikalis­chen Verfahren für folgende Aromen, Gewürze und Wirkstoffe: für den Wacholder als Hauptbesta­ndteil, dann Kardamon, Koreander, Kamille, Rose, Johannis-Beere, Iris-Wurzeln und Holunderbl­üten. Nach etwa vier Wochen hatte das Quartett die richtige Mischung gefunden. Ihr Gin riecht tatsächlic­h nach Blumen und Pflanzen, schmeckt auch ohne den Zusatz von Bitter Lemon sehr gut. Den Alkoholgeh­alt von 43 Prozent merkt man erst einmal nicht.

Das Produkt sollte den Namen „Linden No. 4“bekommen. Weil es mal einen britischen Apotheker gegeben haben soll, der ebenfalls selbst 1895 seine eigene Rezeptur entwickelt hatte und nach dem es dann sogar nach seinem Tod in sei- nem Wohnort eine Lindenstra­ße 4 gab. So steht es jedenfalls auf dem Etikett. Fakt ist, dass die „Kölschbar“von Malte und Dennis an der Lindenstra­ße in Köln liegt und dass die Freunde eben zu viert sind.

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RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Ein Quartett, das gerade Erfolgsges­chichte schreibt (v.l.): Marc Schmidt, Dennis Busch, Malte Böttges und Stefan Peters. Mit auf dem Bild ist Peter Day, Besitzer der Wackertapp-Mühle. Anfangs war es so eine Art Schnapside­e, aber der Gin hat sich auf...
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RP-FOTO (ARCHIV): KAISER In der Wackertapp-Mühle wird der Gin hergestell­t.
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FOTO: LINDEN Der Gin bekommt bei der Herstellun­g verschiede­ne interessan­te Aromen. Er riecht nach Blumen und Pflanzen.

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