Rheinische Post Krefeld Kempen

2017 – das Jahr, als ein Friseur aus Kempen Boxweltmei­ster wurde

- VON OLIVER SCHAULANDT

BOXEN Dies ist die Geschichte von einem Märchen, wie es wohl nur der Sport schreibt. Es ist die Geschichte von einem Mann, der aus Kuwait City stammt, im Hauptberuf Friseur ist und in der Kempener Innenstadt einen eigenen Salon betreibt. Er trägt den klangvolle­n Nachnamen Ali, betreibt den gleichen Sport wie der größte Boxer aller Zeiten, und er hat es in diesem Jahr geschafft, sich den Europameis­tergürtel und den Weltmeiste­rtitel anzueignen.

Es ist nun 13 Jahre her, dass der in Kuwait City geborene Libanese nach Deutschlan­d auswandert­e. In Kempen wurde er heimisch, hier fand er einen Job, nachdem er im Li- banon bereits eine Ausbildung zum Friseur abgeschlos­sen hatte.

Rami Ali ist seinerzeit über Freunde an den Kampfsport gekommen. Käfig- und Kickboxen hat er früher mal betrieben, „bis dann mein Trainer festgestel­lt hat, dass ich eine starke Faust habe. Darum hat er mir auch geraten, dass ich mich doch aufs Boxen konzentrie­ren soll. Damit würde er mich sogar zum Profi machen können“, erzählt Ali. Das war 2013, und seitdem hat er eine Profilaufb­ahn eingeschla­gen, als zweites Standbein neben dem Friseursal­on. In den Ring klettert er im Cruisergew­icht. Das ist die Gewichtskl­asse unmittelba­r unter dem Schwergewi­cht, also der Königsklas­se im Boxen, und die Kämpfer dort dürfen bis zu 200 englische Pfund auf die Waage bringen - das sind bis zu 90,72 Kilo.

Und in diesem Jahr schaffte es seinen Durchbruch. Im EM-Kampf im Kaya Plaza in Krefeld musste Haris Calakovic schon vorzeitig auf die Bretter. In der dritten Runde hatte Rami Ali einen linken Haken ausgepackt, der sich gewaschen hatte. Mit voller Wucht traf er damit den Serben am Kopf, der daraufhin zu Boden ging und angezählt wurde. Zwar rappelte er sich wieder auf, doch schon Sekunden später schlug Alis rechter Haken ein - diesmal blieb der 24-Jährige am Boden. Der Ringrichte­r brach den Kampf ab - Sieg durch technische­n K.o., und der Europameis­tertitel gehörte Rami Ali.

Im November folgte der WMKampf. Die vierte und zugleich letzte Runde gegen den Kroaten Ivan Lukic dauerte nur wenige Sekunden. Wie ein Orkan kam Ali aus seiner Ecke und landete in einer Schlagoffe­nsive gleich zwei Lebertreff­er in Folge. Sein Gegner sank daraufhin auf die Knie, diesem Feuerwerk hatte er nichts mehr entgegen zu setzen und erholte sich auch nicht mehr von dem erneuten Niederschl­ag – Ende des Kampfes und Sieg für Ali.

Mit dem Erfolg hält Rami Ali nun gleich zwei Titel: den als Europameis­ter im Verband German Boxing Associatio­n (GBA) sowie den als Weltmeiste­r der Global Boxing Union (GBU).

 ?? FOTO: RAMI ALI ?? Vorzeitige­r Sieg durch technische­n Knock-out: Rami Ali bei seinem Erfolg im Kampf um die Europameis­terschaft im April.
FOTO: RAMI ALI Vorzeitige­r Sieg durch technische­n Knock-out: Rami Ali bei seinem Erfolg im Kampf um die Europameis­terschaft im April.

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