Rheinische Post Krefeld Kempen
Sorgenkind Dahlmeier in Ruhpolding nur auf Platz 48
RUHPOLDING (sid) Laura Dahlmeier blickte ratlos über den Diopter, die schwarzen Scheiben fielen einfach nicht um: 29 Tage vor dem Beginn der Olympischen Spiele in Pyeongchang hat die Biathlon-Königin geschwächelt und eine herbe Enttäuschung erlebt. Beim Heim-Weltcup in Ruhpolding landete die 24-Jährige im Einzel über 15 Kilometer nur auf dem 48. Platz – weil sie gleich viermal zu ungenau zielte.
„Ich kann es mir nicht erklären. Ich weiß nicht genau, was da passiert ist“, sagte Einzel-Weltmeisterin Dahlmeier im ZDF über ihr drittes Schießen, bei dem sie sich mit drei Fehlern um alle Siegchancen brachte: „Da kann man dann nichts mehr ausrichten. Jetzt heißt es abhaken und sich auf die nächsten Rennen konzentrieren.“
Ganz oben auf dem Podest stand diesmal Dorothea Wierer. Die fehlerfreie Italienerin siegte vor der Finnin Kaisa Mäkäräinen (1/+12,7 Sekunden) und der Kanadierin Rosanna Crawford (0/+21,2). Dahlmeier hatte im Ziel 3:58,8 Minuten Rückstand auf Wierer, beste Deutsche war Maren Hammerschmidt (Winterberg/2) auf dem 15. Platz
Vor 13.000 Zuschauern in Ruhpolding hatte das Rennen dabei noch ganz nach Dahlmeiers Geschmack begonnen. Sowohl im ersten Liegend- als auch im Stehendschießen landeten alle Patronen im Ziel, wenig überraschend lag Dahlmeier, die auch läuferisch noch viel Luft nach oben hat, zur Halbzeit auf Siegkurs. „Ich habe mich am Anfang sehr gut gefühlt“, sagte Dahlmeier – doch dann kam der dritte Anschlag: „Das werden wir analysieren.“
Um die Fünffach-Weltmeisterin aus dem vergangenen Jahr hatte es vor dem ersten Rennen im Chiemgau Wirbel gegeben. Nach den Plätzen sieben und 13 beim Weltcup in Oberhof, die den gestiegenen Erwartungen vor allem der Öffentlichkeit vermeintlich nicht gerecht worden waren, nahm Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig seine Ausnahmeläuferin in Schutz.
Dahlmeier nahm die vorsichtige Kritik an ihren Leistungen hingegen äußerst gelassen hin. „Es wird schon werden“, meinte die Bayerin, die eigenen Angaben zufolge „alles in allem wieder im Plan“sei und nach dem Infekt zum Jahreswechsel von einer „aufsteigenden Form“sprach. Dies deutete sie gestern aber nur eine knappe halbe Stunde an.
Die Frauen haben nun einen Tag Ruhe, morgen (14.30 Uhr/ZDF und Eurosport) steht zunächst die Staffel der Männer an. Am Samstag (14.30 Uhr) sind dann Dahlmeier und Co. im Team am Start.