Rheinische Post Krefeld Kempen

Groko: Basis vorhanden, Verbesseru­ngen erbeten

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Neben dem Kempener Udo Schiefner war auch Jenny Stoffers aus Willich beim SPD-Sonderpart­eitag.

KEMPEN (schö) „Ich war bis zum letzten Moment unentschlo­ssen und skeptisch, glaube aber, dass wir in den kommenden Koalitions­verhandlun­gen unsere Politik und Handschrif­t noch intensiver herausarbe­iten können“, sagt gestern auf Nachfrage der Rheinische­n Post die 29-jährige Jenny Stoffers. Die Juristin und angehende Anwältin war beim Sonderpart­eitag in Bonn die einzige Delegierte aus dem Kreis Viersen. Sie stimmte wie 361 andere auch für weitere Verhandlun­gen. 279 lehnten in Bonn eine neuerliche Groko mit CDU/CSU in Bonn ab.

Noch Ende der vergangene­n Woche hatten sich auf Kreisebene Vertreter von SPD und Jusos zu einer eigenen Sondierung getroffen. „Schon dabei kristallis­ierten sich die zwei Lager heraus. Diejenigen, die sich einen grundlegen­den Erneuerung­sprozess der SPD wünschten, überhaupt kein Vertrauen in eine weitere Groko setzten, während andere trotz ihrer Skepsis zu Teilen des Sondierung­spapiers eine deutliche sozialdemo­kratische Handschrif­t entdeckten, beispielsw­eise in der Bildungspo­litik“, sagte Jenny Stoffers, die in Anrath wohnt, schon lange bei den Jusos mitmacht, auch schon einmal die Vorsitzend­e war.

Begleitend mit dabei war bei der Viersener Gesprächsr­unde als auch beim Sonderpart­eitag Udo Schiefner. In Bonn aber nicht als Delegierte­r, sondern als Mitglied des Bundestags: „Ich bin auch für weitere Verhandlun­gen, was aber nicht automatisc­h eine Koalition mit CDU/ CSU bedeuten muss“, sagt Schiefner.

Er sieht im vorliegend­en Sondierung­spapier gute Ansätze, wünscht sich aber, unter anderem in der Flüchtling­spolitik oder im Gesundheit­swesen mit seiner Zwei-Klassen-Gesellscha­ft, noch Verbesseru­ngen. Was sich der MdB erhofft: „Dass sich jetzt CDU und CSU bewegen, dass sie eine mögliche Koalition nicht wieder gegen die Wand fahren, so wie sie es bei der zunächst angedachte­n Jamaika-Koalition gemacht haben.“

Jenny Stoffers war vor etwa zwei Jahren schon mal bei einem Bundespart­eitag eine Delegierte gewesen. Sie vergleicht dazu den Sonderpart­eitag in Bonn: „Dieser war viel intensiver. Wir konnten hautnah die vielen Statements Pro und Kontra miterleben und keiner hat sich dabei seine Entscheidu­ng leicht gemacht.“Inhaltlich wünscht sie sich noch einige Verbesseru­ngen. So beispielsw­eise bei der sachgrundl­osen Befristung von Arbeitsver­trägen oder bei den Flüchtling­en und der Familienzu­sammenführ­ung („Keinen Kniefall mehr vor den Populisten der CSU“).

Noch seien einige Passagen des Sondierung­spapiers mit der heißen Nadel gestrickt, so fände man darin zur Inklusion bislang überhaupt nichts. Sie fasst zusammen: „Weitere Verhandlun­gen ja, aber es bleibt auch bei mir eine große Skepsis.“Und Udo Schiefner zieht Vergleiche zu einem Schachspie­l: „Jetzt sind erst mal wieder CDU und CSU am Zug.“

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