Rheinische Post Krefeld Kempen

KFC-Trainer Michael Wiesinger lüftet ein Geheimnis

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Fußball: Im Trainingsl­ager spricht er erstmals über seinen Vertrag, was ihm an Präsident Mikhail Ponomarev gefällt und warum ihn die Aufgabe in Uerdingen ganz besonders reizt.

THOMAS SCHULZE BERICHTET AUS DEM TRAININGSL­AGER IN ANTALYA Blitze zucken, es donnert und kracht. Es ist nicht irgendein Gewitter, das in der Nacht zum Montag über Antalya niedergeht; es ist ein heftiges, wie man es hier nur selten erlebt. Sieben Stunden lang, von 23 Uhr bis 6 Uhr, fegt der Sturm über die Küste hinweg, zeitweise fällt der Fernseher aus – und das Training am Vormittag. „Die Plätze sind unbespielb­ar“, heißt es. Da hätte der KFC auch in Uerdingen bleiben können? Nein, denn die Plätze trocknen ab und sind am Nachmittag wieder bespielbar. So konnte das vereinbart­e erste Testspiel gegen Tractor Sazi FC wie geplant über die Bühne gehen (siehe nebenstehe­nden KFC-Ticker). „Auch wenn wir heute Morgen kurz umplanen mussten, bin ich von den Bedingunge­n hier wirklich angetan“, sagt Trainer Michael Wiesinger. „Die Plätze sind gut, die Organisati­on, das Essen, das Hotel – all das hat ein sehr gutes Niveau. Und das PreisLeist­ungs-Verhältnis stimmt. Das ist Herrn Ponomarev sehr wichtig.“Und das zählt.

„Wir wollen nach oben,

aber wir sind in der Teufels-Liga“

Michael Wiesinger

Mikhail Ponomarev ermöglicht dem Verein vieles, aber er investiert nicht blauäugig, sondern will eine adäquate Gegenleist­ung sehen. Das Trainingsl­ager war zum Beispiel im Etat eingeplant. Spanien war das Reiseziel. Doch als das im November ausgefalle­ne Pokalspiel gegen Rot-Weiß Oberhausen vom Verband für den 4. Februar neu angesetzt wurde, platzte die Spanien-Reise, weil es nicht möglich war, sie vorzuverle­gen. Der KFC fand eine Alternativ­e, die trotz Storno-Gebühren nun sogar kostengüns­tiger ist: Antalya in der Türkei.

KFC-Präsident Ponomarev ist Investor, Unternehme­r und FußballFan. Er ist kein Mäzen, sondern interessie­rt und wirkt gestaltend mit. Das ist auch für Michael Wiesinger neu und eine Herausford­erung. „Ja, das kannte ich so auch noch nicht, aber es hat mich gereizt. In dem Modell gibt es keinen Sportvorst­and, da ist keiner zwischenge­schaltet“, erklärt der Coach im Klubhaus der Sportanlag­e von Mehmet Aygün. „Ich stehe mit Herrn Ponomarev in einem direkten Austausch, wir haben fast täglich Meetings. Er verfügt über Fachkenntn­isse, was ich so nicht unbedingt erwartet hatte. Da bin ich überrascht. Die Diskussion­en sind auf einem angenehmen Niveau. Es ist auch ein kritischer Austausch.“

Ponomarev bringt Ideen und Erfahrunge­n aus England ein, wo er beim AFC Bournmouth im Aufsichtsr­at saß und dessen Aufstieg in die Premiere League aktiv begleitete. „Aber ihm ist es auch wichtig, dass es neben dem Platz stimmt“, berichtet Wiesinger. „Zum Beispiel lagen ihm die beiden Familienta­ge sehr am Herzen, die wir veranstalt­et haben.“

Wiesingers Aufgabe ist es, den Verein weiterzuen­twickeln. Zweimal ist er mit dem SV Elversberg erst in der Relegation zur dritten Liga gescheiter­t. „Dort brauchte ich mich nur auf die Mannschaft zu konzentrie­ren“, sagt er zurückblic­kend. „Hier in Uerdingen müssen wir Strukturen schaffen, die Geschäftss­telle aufbauen, Trainingsb­edingungen schaffen. Da ist Elversberg einen Tick weiter.“

Wiesinger weiß die Aufgabe in Krefeld zu schätzen. „Heute schaue ich nicht mehr nur auf die Liga“, sagt er, der zuvor auch schon in Ingolstadt und Nürnberg als Trainer in höheren Ligen gearbeitet hat. „Wir wollen nach oben, aber wir sind in der Teufels-Liga. Es ist rundum ein interessan­ter Job, und es gibt nicht so viele spannende Klubs. Viele Vereine in der dritten Liga sind weniger interessan­t. Ich bin happy, dass ich so einen Job habe.“

Und dann lüftet der 45 Jahre alte Fußballleh­rer noch ein Geheimnis, denn selbst beim Fußball-Internetpo­rtal Transferma­rkt steht nicht, wie lange sein Vertrag läuft. „Bis 2019“, sagt er. Erhält er im Erfolgsfal­l eine Aufstiegsp­rämie? „Es gibt einige Klauseln, aber über Details spreche ich nicht.“

Sein Auftrag ist klar formuliert: In dieser Zeit ist der Aufstieg in die dritte Liga das Ziel. Zumindest drei Ergänzunge­n zur Laufzeit sind denkbar – dass er bei einem überaus lukrativen Angebot die Freigabe erhält, dass sich sein Vertrag im Fall des Aufstiegs verlängert und dass er im Erfolgsfal­l ein paar Euro mehr bekommt. Verdient hätte er sie dann.

 ?? FOTO: JENNIFER SCHIMS ?? Trainer Michael Wiesinger beobachtet­e gestern im ersten Testspiel in der Türkei auf dem Platz des Hotels Titanic seine Spieler ganz genau. Schließlic­h sucht er bis zum Pokalspiel gegen Oberhausen seine Wunschform­ation.
FOTO: JENNIFER SCHIMS Trainer Michael Wiesinger beobachtet­e gestern im ersten Testspiel in der Türkei auf dem Platz des Hotels Titanic seine Spieler ganz genau. Schließlic­h sucht er bis zum Pokalspiel gegen Oberhausen seine Wunschform­ation.

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