Rheinische Post Krefeld Kempen
Über 1000 Anzeigen für Lkw-Fahrer
Mit intensiven Kontrollen geht die Polizei gegen Ablenkung am Steuer vor.
SOLINGEN Immer wieder fahren Lkw auf Stauenden auf und verursachen verheerende Unfälle. Um 33 Prozent hätten diese Auffahrunfälle zugenommen, sagt Markus Niesczery, Sprecher der Polizei Düsseldorf. Mit der Aktionswoche zur Bekämpfung schwerer Lkw-Unfälle will die Behörde auf rund 700 Autobahnkilometern in ihrem Zuständigkeitsbereich gegen Ablenkung am Steuer und zu geringen Abstand vorgehen. Am gestrigen Mittag gewährten die Einsatzkräfte auf dem Rastplatz Ohligser Heide West an der A3 einen Einblick in ihre Arbeit.
„Trotz der Ankündigung in den Medien hatten wir allein in den ersten drei Tagen mehr als 700 Abstandsverstöße“, sagt Einsatzleiter Ekkehard Oberbeckmann. Hinzu kamen 63 Verstöße wegen Nutzung technischer Geräte wie Handys. „Nicht alle Lkw-Fahrer werden dafür aus dem Verkehr gezogen.“Von den 718 Abstandssündern seien etwa 60 genauer kontrolliert wor- den. Hierbei offenbaren sich die immer gleichen Mängel: unzureichend gesichertes Transportgut, abgefahrene Reifen, Überladung. „Beim Unfall auf der A46 Anfang Dezember wurde der Fahrer von seiner eigenen Ladung erschlagen“, stellt Oberbeckmann fest.
Obwohl Abstandswarner und Notbremssysteme seit 2015 verpflichtend in neuen Lkw verbaut werden müssen, schalten die Fahrer sie oft aus. Als Grund dafür nennt die Polizei den Zeitdruck, der auf den Fahrern laste. „Im Windschatten fahren geht dann natürlich nicht. Und wenn ein Pkw vor einem einschert, bremst das System ab“, sagt Niesczery. Die meisten Lkw besäßen aber gar keine Assistenzsysteme. „Insbesondere osteuropäische Unternehmen fahren teilweise mit 25 bis 30 Jahre alten Fahrzeugen.“