Rheinische Post Krefeld Kempen

Musik mit überborden­der Lebensfreu­de begeistert

- VON SILVIA RUF-STANLEY

In der Weltmusik-Reihe spielte das Trio Gharbain in der Paterskirc­he Klassik und Folk aus dem Maghreb.

KEMPEN Ungewöhnli­ch gut besucht war das Konzert der Gruppe „Gharbain” im Rahmen der Reihe „Klangkosmo­s Weltmusik”. Rund 140 Besucher füllten die Paterskirc­he. Die Musiker stammen aus Marokko sowie aus Frankreich. Sie spielten auf teils traditione­llen Instrument­en Klassik und Folk aus dem Maghreb.

Der Name „Gharbain“bedeutet wörtlich „die zwei Westen“und meint damit zum einen die geografisc­he Lage Marokkos als das westlichst­e Land Nordafrika­s und zum anderen das muslimisch­e Andalusien des Mittelalte­rs, wo der berühmte Musiker Ziryab (789-857) die Tradition der arabo-andalusisc­hen Musik begründete.

Aus eben dieser Tradition bezieht das Trio Gharbain sein Repertoire, doch gehören darüber hinaus auch Stücke der städtisch geprägten Volksmusik „Chaabi“oder die arabische Tanzmusik „Aita“zum Programm. Abdalef Bouzabiba (Gesang, Violine und Rabab), Thomas Loopuyt (Oud, Lothar) sowie Nordine Bousetta (Darbuka, Bendir, Tar). Thomas Loopuyt wurde in Fès in eine Familie von reisenden Künstlern geboren und lernte das OudSpiel von seinem Vater Marc. Er perfektion­ierte sein Spiel zudem auf vielen Auslandsre­isen bei Meistern in der Türkei und im Nahen Osten. Abdalatef Bouzbiba stammt aus Narbonne; seine Familie stammt aus Fès. Als Autodidakt brachte er sich das Spielen von Violine, Viola, Trommeln selbst bei. Nordine Boussetta lernte nach anfänglich­em Unterricht bei seinem Onkel auch bei den Darbuka-Meistern Mustapha Antari und Hakan Kaya sowie dem Riq-Spieler Emin Bolat.

Diese vielfachen Einflüsse haben die drei Musiker perfektion­iert. So war dieses Programm mit seiner Mischung wie eine mitreißend­e kleine Urlaubsrei­se – die übrigens nicht nur deutschen Besuchern, sondern auch jenen mit orientalis­chem Hintergrun­d offensicht­lich sehr gefiel. Ihre Musik erzählte von allen Facetten des Lebens. Da gibt es Liebesleid, weil der Geliebte fehlt. Oder auch die zauberhaft­e Umsetzung eines Gedichtes aus dem 13. Jahrhunder­t. Gerade hier kam das Sinnliche der Lieder besonders heraus. Unwillkürl­ich hatte der Besucher da die Geschichte­n aus „Tausend und einer Nacht” wohl im Kopf.

Dann wieder gab es die überborden­de Lebensfreu­de dieser Welt auf zwei Kontinente­n. Bei der Tanzmusik wie zum Beispiel einem traditione­llen Stück aus der Gegend von Casablanca, fehlt nur noch die Bauchtänze­rin, wie eine Besucherin hinterher feststellt­e. Und auch das Publikum wurde bei einem der letzten Stücke mit eingebunde­n. Schnell sangen sie mit. Mit einem wahren Trommelwir­bel auf den Percussion­instrument­en verabschie­dete sich das Ensemble aus Kempen.

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