Rheinische Post Krefeld Kempen

Eklat in Hülser Politik: Alle gegen einen

- VON BÄRBEL KLEINELSEN

In der jüngsten Sitzung der Bezirksver­tretung Hüls stand die „Behandlung von Eingaben des Bezirksver­ordneten Herrn Eitze“auf der Tagesordnu­ng. Seine Art des Umgangs wird einheitlic­h abgelehnt.

Die 22. Sitzung der Bezirksver­tretung Hüls hatte Mittwochna­chmittag kaum angefangen, da gab es schon den ersten Eklat. Der parteilose Bezirksver­treter Wolfgang Eitze, früher AfD, verließ schimpfend und polternd den Saal des Heinrich-Joeppen-Hauses. Anlass war die Tagesordnu­ng, auf der unter Punkt 14 zu lesen war: „Behandlung von Eingaben des Bezirksver­ordneten Herrn Eitze“.

Der betroffene Bezirksver­treter hatte direkt zu Beginn der Sitzung gefordert, diesen Punkt abzusetzen. Er habe alle Anträge für diese Sitzung zurückgezo­gen. „Damit ist der TOP 14 obsolet“, schreibt er in seinem Einspruch, in dem er das Verhalten des Bezirksvor­stehers als illegitime­n „Eingriff in meine Souveränit­ät als unabhängig­er Mandatsträ­ger“bezeichnet. „Dieses ordnungswi­drige, zutiefst antidemokr­atische Verhalten öffnet der Manipulati­on Tür und Tor“, heißt es in dem Schreiben weiter.

Dies sah Bezirksvor­stehender Jochen Butzen anders – unter Zustimmung der übrigen Bezirksver­treter. Eitze habe die Grenze des parlamenta­rischen Umgangston­s weit unterschri­tten, deswegen sei ein Gespräch darüber, wie man in Zukunft mit seinem Verhalten umgehen soll, dringend notwendig. „Herr Eitze benimmt sich sprachlich daneben, setzt seine Anträge, die persönlich­e Diffamieru­ngen enthalten, auch auf seine Webseite. Wir haben in der Sitzung Einigkeit darüber festgestel­lt, das wir ein solches Benehmen künftig nicht mehr tolerieren werden“, erklärte Bezirksvor­steher Butzen.

Er selbst gehört zu denjenigen, die von dem parteilose­n Bezirksver­treter verbal angegriffe­n werden. Unter anderem forderte Eitze am 20. September 2017 Butzens Rücktritt als Bezirksvor­steher, da er mit seiner „Herzensang­elegenheit BP550 krachend gescheiter­t“sei. In dem Offenen Brief schreibt Eitze: „Herr Butzen, verschwind­en Sie von der politische­n Bühne in Hüls! Sie sind weder der ,Bezirksvor­steher der Herzen’, noch der ,Bezirksvor­steher des Vertrauens aller Hülser’!“

Eine Mitarbeite­rin des Bürgerserv­ices wiederum beschrieb er in einem Schreiben an den entspreche­nden Fachbereic­h am 4. Januar als „etwas ältere, dickliche Dame“. Dem Schriftfüh­rer der Bezirksver­tretung unterstell­t Eitze unprofessi­onelles Verhalten. Streitpunk­t ist die – aus Eitzes Sicht zu späte – Versendung der Niederschr­ift einer Sitzung. Dazu Butzen: „Das stimmt so einfach nicht und da stell ich mich dann auch schützend vor meine Leute. Das muss sich keiner anhören.“

Damit steht Butzen nicht alleine da. Timo Kühn, CDU: „Wir wissen, dass der Bezirksvor­steher nicht immer ein Unschuldsl­amm ist, aber Kollege Eitze hat eine Grenze überschrit­ten. Wir machen das hier alle ehrenamtli­ch. Ich verurteile sein Verhalten scharf und hoffe, dass er die Entgleisun­gen abstellen kann.“Martin Reyer (SPD) ergänzte: „Er ist ein ziemlicher Feigling, der zwar austeilen kann, aber Kritik an der eigenen Person nicht aushält.“

Seit zwei Jahren beschäftig­e das Thema „Umgangston“laut Butzen die Bezirksver­tretung, ohne dass sich etwas grundlegen­d geändert habe. Er selbst habe bisher keine Möglichkei­ten gehabt, solche Schreiben zu unterbinde­n. „Ich muss als Bezirksvor­steher das auf die Tagesordnu­ng setzen, was von Bezirksver­tretern eingereich­t wird.“

Am Mittwoch jedoch entschiede­n die Bezirksver­treter aller Parteien, dass ab sofort Schreiben mit persönlich­en Angriffen jeder Art nicht mehr angenommen werden. Butzen: „Wir wollen einen ordentlich­en Umgang miteinande­r. Wir sind hier keine Box-Bude.“

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RP-ARCHIV: T.L. Der Hülser Bezirksvor­steher Hans Butzen.

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