Rheinische Post Krefeld Kempen
Vollath glaubt an die Mannschaft
Für den ehemaligen U20-Nationaltorhüter ist der Zusammenhalt die Basis des Erfolgs. Entsprechend große Bedeutung hat das Trainingslager des Regionalligisten KFC Uerdingen in Antalya vor dem Start ins neue Fußball-Jahr.
THOMAS SCHULZE BERICHTET AUS DEM TRAININGSLAGER IN ANTALYA Da stehen sie auf dem Trainingsplatz der Mehmet Aygün-Sportanlage vor den Toren Antalyas und sind gekleidet wie an einem Wintertag in Krefeld. Der Trainingsanzug mit langer Hose und Jacke hat Hochkonjunktur, Trainer Michael Wiesinger schützt eine schwarze Mütze vor dem Wind. Acht Grad, bedeckter Himmel – da hätte der KFC doch gleich in Uerdingen bleiben können? Das verneint der Coach gleich aus doppeltem Grund: zum einen sind die Plätze in der Türkei in bestem Zustand, zum anderen geht es in dieser Woche nicht nur um Fitness und Spielkultur, sondern auch um die Förderung und Stärkung des Mannschaftsgeistes.
Das macht in Uerdingen besonders Sinn, denn hier wurde im Sommer quasi eine völlig neue Mannschaft zusammengestellt. Oguzhan Kefkir ist neben Patrick Ellguth und Kai Schwertfeger einer von drei Spielern, die in der vergangenen Saison schon dabei waren und zum Aufstieg in die Fußball-Regionalliga beitrugen. „Der Aufstieg war natürlich ein positives Erlebnis“, sagt Linksaußen Kefkir. Das hat gut getan, denn davon hatte er in den vergangenen Jahren ebenso wenige wie der Verein. „Ob man Erfolg hat, das liegt nicht immer nur am Spieler. Da spielen viele Faktoren eine Rolle. Das ganze Drumherum muss passen, man muss sich verstehen. Als ich in der Oberliga zum KFC gekommen bin, hatte ich gleich ein sehr gutes Gefühl. Ich bin froh, dass ich mich so entschieden habe.“
Dass er einer der wenigen ist, die auch in dieser Saison an dem Projekt Aufstieg mitwirken dürfen, überrascht ihn nicht. „Ich habe mit meiner Qualität überzeugt und gezeigt, dass ich der Mannschaft helfen kann“, sagt er. Dafür überrascht ihn aber etwas anderes: „Eine neu zusammengestellte Mannschaft benötigt eigentlich Zeit. Dass wir so schnell zusammengefunden haben, ist nicht selbstverständlich. So gesehen war die Hinrunde schon sehr gut. Die Rückrunde wird aber jetzt noch schwieriger.“
Einer der Neuen ist Rene Vollath, die Nummer eins des KFC. Der Torhüter spielte zuletzt vier Jahre lang beim Zweitligisten Karlsruhe. „Ich bin kein Wandervogel. Der Wechsel in den Westen war für mich schon ein großer Bruch“, erzählt er nach dem Training in der Cafeteria des kleinen Klubheims. „Der große Unterschied zwischen der zweiten und der vierten Liga ist das Tempo. Je höher die Liga, desto höher das Tempo. Da entscheidet die Handlungsschnelligkeit im Kopf. Aber auch bei uns kommt kein Zweitligaspieler mit 70 Prozent durch.“
Vollath kommt es zugute, dass er bis zur U16 auch im Feld gespielt hat. Dann fiel die Entscheidung zugunsten der Torhüterposition, als eine Einladung zur Nationalmannschaft erfolgte. „Das Torwartspiel hat sich verändert. Früher ging es darum, Bälle zu halten. Heute bist du als Torhüter der elfte Feldspieler.“Dass er nicht in der Bundesliga gelandet ist, erklärt er so: „Fußball hat viele verschiedene Komponenten, da muss einfach alles passen, um Erfolg zu haben: richtige Zeit, richtiger Ort, der richtige Trainer, Fürsprecher, und man muss von Verletzungen verschont bleiben. Die sind ein Karrierekiller.“
Kefkir und Vollath kommen langsam ins so genannte beste Fußballer-Alter. Sie wollen noch etwas erreichen. „Wir können vom großen Ziel träumen“, sagt Vollath. „Wir dürfen aber nicht ans Saisonende denken, sondern den Fokus immer auf die nächste Wochen richten. Das ist jetzt zunächst das Pokalspiel gegen Oberhausen und dann das erste Meisterschaftsspiel gegen Wegberg-Beeck.“
Und obwohl er Torhüter ist, kann er den Spruch „hinten hui, vorne pfui“nicht mehr hören. „Elf Gegentore und neun Mal in Folge zu null – das ist eine Mannschaftsleistung. 21 Tore in 19 Spielen – das ist auch eine Mannschaftsleistung. Wir sollten jetzt nicht anfangen, Personen oder das System zu hinterfragen. Ich glaube an die Mannschaft, an jeden einzelnen Spieler, und das ist keine Floskel. Der Zusammenhalt ist hundertprozentig da – und das ist das Wichtigste.“Der Geist von Antalya – er soll die Basis einer erfolgreichen Rückrunde sein.