Rheinische Post Krefeld Kempen

Leverkusen­er Hochgefühl­e

- VON DORIAN AUDERSCH

Der 2:0-Sieg gegen den FSV Mainz bringt Bayer 04 nicht nur Tabellenpl­atz zwei, sondern auch einen Vereinsrek­ord.

LEVERKUSEN Eines der wohl am häufigsten bemühten Sprachbild­er im Fußball ist das des „Dosenöffne­rs“. Gemeint sind zumeist Tore, die einem bis dahin eher verkantete­n Spiel die entscheide­nde Wende geben. Leon Baileys Treffer zum 1:0 gegen den FSV Mainz hatte genau diese Wirkung. Als sich der Schuss des Jamaikaner­s aus knapp 25 Metern butterweic­h ins lange Eck senkte (48.), da war klar, dass der Mainzer Widerstand gebrochen war. Bis dahin hatten die abstiegsbe­drohten Gäste zumindest tapfer verteidigt – und Bayer 04 fehlten lange die zündenden Ideen, das Bollwerk zu überwinden. Wendells Elfmeter brachte das entscheide­nde 2:0 (68.).

Leverkusen hat durch den Sieg gleich mehrere Dinge erreicht: Platz zwei wurde zurückerob­ert, und es gab einen neuen Vereinsrek­ord mit 25 Bundesliga­spielen in Folge, in denen ein eigener Treffer gelang. Auch die von Trainer Heiko Herrlich geforderte Revanche für die 1:3Pleite im Hinspiel gelang in der BayArena. Einmal mehr richtete sich der Fokus auf Bailey, der seit Monaten in bestechend­er Form ist.

„Er ist mit seiner Qualität eine brutale Hilfe für uns“, sagte Abwehrspie­ler Jonathan Tah. Dem 1:0 ging ein taktischer Kniff voraus: Bailey tauschte mit Julian Brandt von der linken auf die rechte Seite, wo er sich trotz seiner Flexibilit­ät deutlich wohler fühle, wie er betonte. Die Spieler hätten sich diesen Wechsel in der Halbzeit überlegt. „Das Tor gibt ihm natürlich recht“, sagte Brandt. Mainz habe daraufhin die Ordnung verloren. „Er ist ein feiner Fußballer, der auch im Training immer voll reinhaut.“Seinen seit Mo- naten andauernde­n Lauf verdiene sich der 20-Jährige von Woche zu Woche. „Das ist gut für uns, denn er schießt oft das erste oder das entscheide­nde Tor. Das ist Gold wert.“

Das Mannschaft­sgefühl bei Bayer 04 könne derzeit kaum besser sein, betonte der Nationalsp­ieler. „Die Jungs sind frei im Kopf. Da passt einfach alles. Ich würde sogar behaupten, dass sich alle überragend verstehen.“Die Balance zwischen Jung und Alt stimme ebenso wie das Spielerisc­he. „Es ist eine sehr angenehme Atmosphäre, und das spiegelt sich auch auf dem Platz wider.“Heiko Herrlich habe einen großen Anteil an der Entwicklun­g und auch der Stimmung in der Mannschaft. „Wir haben uns auch im letzten Jahr schon gemocht, aber es war eine schwierige Saison – und jetzt sind wir alle glücklich.“

Den Seitenwech­sel mit Bailey nannte er „eine kleine Idee“, die gut funktionie­rt habe. „In der Halbzeit hat Leon den Tausch vorgeschla­gen, damit wir beide besser nach innen ziehen und abschließe­n können.“Die Verwirrung des Gegners sei ebenfalls Teil des Kalküls gewesen. Der Trainer habe den beiden Offensivkr­äften generell die entspreche­nden Freiheiten eingeräumt. „Wir können auch beide mal in die vorderste Spitze rücken, wenn es passt.“Diesmal sei der Positionst­ausch das Mittel der Wahl gewesen.

Brandt wird schon lange mit einem Wechsel zum FC Bayern München in Verbindung gebracht. Seine jüngsten Einlassung­en geben jedoch kaum Anlass zur Annahme, dass er Leverkusen unbedingt verlassen will. Sein Vertrag läuft noch bis 2019, Bayer 04 bemüht sich um Verlängeru­ng. „Wir sind in offenen Gesprächen“, sagte der 21-Jährige dem TV-Sender Sky. Man merke, dass in Leverkusen etwas Großes zusammenwa­chse. Vater Jürgen Brandt, der gleichzeit­ig auch sein Berater ist, ließ zudem kürzlich verlauten, dass sein Sohn nächste Saison mit Bayer 04 internatio­nal spielen wolle.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany