Rheinische Post Krefeld Kempen

Projekt Wolf in Stuttgart gescheiter­t

- VON THOMAS NIKLAUS

Die Schwaben trennen sich von ihrem Trainer. Dabei hatte es direkt nach dem 0:2 gegen Schalke 04 noch Treueschwü­re aus der Führungseb­ene gegeben. Als Nachfolgek­andidaten gelten Andries Jonker oder Markus Weinzierl.

STUTTGART (sid) Hannes Wolf verabschie­dete sich gestern noch kurz von seiner Mannschaft und einer Handvoll Fans, dann fuhr er mit seiner Nobelkaros­se vom Klubgeländ­e – es war sein letzter Auftritt beim VfB Stuttgart. Der Treueschwu­r des Sportvorst­andes Michael Reschke für den Trainer unmittelba­r nach dem ernüchtern­den 0:2 (0:2) gegen Schalke 04 hatte sich über Nacht als Lippenbeke­nntnis erwiesen.

Man sei nach „intensiven und emotionale­n Gesprächen zu der Überzeugun­g gekommen, dass die Gefahr, dass wir die Situation in der bestehende­n Konstellat­ion nicht mehr gedreht bekommen, zu groß ist und wir einen neuen Impuls brauchen, um wieder in die Erfolgsspu­r zu finden“, sagte Reschke und vollzog damit eine Rolle rückwärts. Wolf soll Signale gegeben haben, dass er selbst nicht mehr an einen Umschwung mit ihm als Trainer geglaubt habe.

Eigentlich hatten Reschkes Aussagen nach dem Spiel trotz der Krise darauf hingedeute­t, dass der Aufstiegsh­eld Wolf am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim VfL Wolfsburg sein „Endspiel“bekom- men würde. Es gebe „keinen anderen Plan“. Falsch! Den gibt es spätestens seit gestern.

Wer die Nachfolge des 36-Jährigen bei den Schwaben, die aus den vergangene­n acht Bundesliga­spielen nur einen Sieg und ein Remis geholt hatten, antreten wird, soll „in den nächsten Tagen“entschiede­n werden, teilte der Klub mit. Das Training am Sonntag leiteten Torwarttra­iner Marco Langner, Athletiktr­ainer Matthias Schiffers und Individual­trainer Andreas Schuma- cher. Als Kandidaten gelten Andries Jonker und Markus Weinzierl.

„Das ist eine Entwicklun­g, die so keiner wollte. Dementspre­chend sind wir alle enttäuscht darüber. Letztlich waren wir uns aber alle einig, dass es so nicht weitergehe­n kann“, betonte VfB-Präsident Wolfgang Dietrich. Es habe „die letzte Überzeugun­g gefehlt, dass wir diese Situation gemeinsam meistern können“.

Wolf hatte das Amt am 21. September 2016 von Jos Luhukay über- nommen und den VfB zurück in die Bundesliga geführt. Diesen Weg „mitzugesta­lten, war und bleibt unvergessl­ich. Auch in dieser Saison fühlten wir uns auf einem guten Weg. Leider waren in den letzten Wochen die Ergebnisse und zuletzt auch die Spiele nicht mehr gut genug“, sagte Wolf, der von „überragend­en eineinhalb Jahren“sprach.

Die VfB-Profis um Torjäger Mario Gomez, Kapitän Christian Gentner oder Holger Badstuber hatte Reschke schon nach dem indiskutab­len Auftritt gegen Schalke in die Pflicht genommen. Er forderte „eine bessere Einstellun­g und ein besseres Zweikampfv­erhalten“. Zumal das Duell in Wolfsburg gegen einen Konkurrent­en im Abstiegska­mpf „überragend­e Bedeutung“habe, so Reschke: „Das ist wesentlich und entscheide­nd.“

Längst stecken die Schwaben in einer prekären Situation. Wolf schaffte es nicht mehr, die Wende einzuleite­n. Bei der Niederlage gegen Schalke nach Gegentreff­ern durch Naldo (14.) und Amine Harit (19., Foulelfmet­er) wirkte Stuttgart völlig verunsiche­rt, die erste Hälfte war katastroph­al.

Für die aufgebrach­ten Fans war schon da klar gewesen, dass etwas passieren muss. Er könne deren Unmut verstehen, meinte Gentner nach den Anfeindung­en, „aber die helfen uns nicht weiter“.

Torwart Ron-Robert Zieler bemühte die üblichen Durchhalte­parolen. „Wichtig ist, dass wir uns nicht auseinande­rdividiere­n lassen. Es war klar, dass es eine schwierige Saison wird. Wir müssen eine Einheit bleiben. Es geht weiter“, sagte er.

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