Rheinische Post Krefeld Kempen
Abschied vom Berufskolleg Viersen
Genau zu ihrem 65. Geburtstag ging Gisela Werner jetzt in den Ruhestand. Zehn Jahre leitete sie das Berufskolleg des Kreises in Dülken. Ihren Entschluss, Schulleiterin zu werden, hat sie nie bereut.
KREIS VIERSEN An ihrem 65. Geburtstag läutete Gisela Werner jetzt nicht nur ein neues Lebensjahr, sondern auch einen neuen Lebensabschnitt ein. Im Berufskolleg in Dülken wurde die Viersenerin in den Ruhestand verabschiedet. Seit dem 1. August 2007 hatte sie dort den Posten der Schulleiterin inne. Landrat Andreas Coenen dankte Gisela Werner für die gute Zusammenarbeit. „Sie hinterlassen ein gut geführtes, modernes und vielfältiges Berufskolleg“, sagte er bei der Verabschiedung.
„Dass ich Lehrerin werden wollte, ist mir in meiner Ausbildung zur Bauzeichnerin klar geworden. Ich selbst habe eine sehr gut schulische Begleitung erlebt, und ich wollte diese Erfahrung ein Stück weit zurückgeben“, erinnert sich Gisela Werner, die viele Jahre sehr aktiv Kommunalpolitik für die Grünen im Viersener Stadtrat mitgestaltet hat.
Ihr damaliger Politiklehrer stellte mit einem Vorleseverzeichnis der Technischen Hochschule Aachen die Weichen für ein Studium in eben jener Stadt. Die Voraussetzungen brachte die gebürtige Viersenerin mit. Nach der Realschule in Süchteln – zu ihrem Schulstart an einer weiterführenden Schule gab es dieses Angebot noch nicht in Viersen – folgte der Wechsel ans Viersener Mädchengymnasium, an dem Werner ihr Abitur ablegte. Sie schloss ihre Ausbildung zur Bauzeichnerin ab und ließ ein Lehramtsstudium für Berufsbildende Schulen mit den Fächern Bautechnik und evangelische Religionslehre folgen. Das Referendariat brachte Werner zum Friedrich-Albert-Lange-Berufskolleg in Duisburg. Danach zog es sie zurück in heimatliche Gefilde. Am Krefelder Berufskolleg Glockenspitz, an dem sie selbst während ihrer Ausbildung die Berufsschule für Bauzeichner besucht hatte, trat sie 1982 ihre erste Stelle an. Ein Vierteljahrhundert blieb Werner der Schule treu, von 2004 bis 2007 als stellvertretende Schulleiterin.
Dann wurde der Posten eines Schulleiters am Berufskolleg Viersen ausgeschrieben. „Mein damaliger Schulleiter, mit dem ich sehr gut zusammengearbeitet habe, ermutigte mich, den Schritt zu wagen. Immerhin war ich schon 54 Jahre alt“, erzählt Werner. Sie traute sich und zog 2007 als Schulleiterin in Dülken ein. Ein Schritt, den sie nie bereut hat. „Es läuft nicht immer alles rund, aber wenn man ein gutes Team ist, meistert man alles. Und wir waren ein gutes Team aus stell- vertretenden Schulleitern, Kollegen, Verwaltung, Hausmeistern und Schulsozialarbeitern. Die Kooperation mit Kreis und Stadt stimmte immer“, sagt Gisela Werner.
Junge Menschen auf den Weg zu bringen, sie zu unterstützen, Talente und Fähigkeiten zu entdecken sowie Schüler auf ein selbstbestimmtes Leben vorzubereiten, lag ihr am Herzen. „Das Berufskolleg Viersen ist eine gute Adresse. Wir halten ein gutes, breites Bildungsangebot vor. Ich freue mich, dass ich über zehn Jahre an der Spitze stehen durfte“, sagt Werner. Ob die Modernisierungen der Schule, die Einführung des Wirtschafts- und Gesundheitsgymnasiums, der Weg zur Europaschule, Projekte wie das deutsch-türkische Märchenbuch oder die Vielzahl an Aktivitäten, angefangen vom Einsatz in Sachen Knochenmarkspender bis hin zur „Schule ohne Rassismus“– Werner blickt auf eine erfolgreiche Arbeit zurück.
Die Viersenerin freut sich aber auch auf den Ruhestand. „Etwas Besonderes habe ich mir nicht vorgenommen. Ich habe mit der Schule gelebt und in keiner Weise das Gefühl, jetzt etwas nachholen zu müssen wie zum Beispiel eine lange Reise“, sagt Werner. Sie freut sich darauf über das Faulenzen selbst entscheiden zu können und nicht mehr mit Termindruck leben zu müssen. „Das ist eine schöne Vorstellung. Wobei mein Mann seit sechs Jahren Rentner ist und ich mich nun erst einmal in das System einfädeln muss“, meint sie lächelnd. Und dann sind da noch ihre vier Enkel. Für die hat sie jetzt viel mehr Zeit.