Rheinische Post Krefeld Kempen
Tobias Hans soll das Saarland führen
Die CDU nominiert den 40-Jährigen als Ministerpräsidenten. Die große Koalition in Saarbrücken könnte weiter stabil arbeiten.
SAARBRÜCKEN Zum Rosenmontagsumzug in seiner Heimatstadt Neunkirchen schlüpfte Tobias Hans vorige Woche in ein Matrosenkostüm. Aber selbst wenn er eine Kapitänsuniform getragen hätte, wäre wohl niemand auf die Idee gekommen, dass der 40-Jährige im Saarland schon in Kürze das Kommando übernehmen würde. Der CDU-Politiker wird dann nicht nur der jüngste Regierungschef sein, den das Saarland in seiner 60-jährigen Geschichte hatte, sondern auch der jüngste unter den 16 aktuell amtierenden Regierungschefs in Deutschland.
Lange Zeit galt Finanzminister Stephan Toscani als Favorit für die Nachfolge Annegret Kramp-Karrenbauers. Doch die Regierungschefin traut den Job wohl eher Hans zu, den sie seit Jahren protegiert. Außerhalb des Saarlandes dürfte Hans in etwa so bekannt sein wie der Bürgermeister von Recklinghausen; selbst im Saarland ist sein Bekanntheitsgrad begrenzt. Das wird sich nun ändern, zumal er nach einer Übergangszeit auch den CDU-Lan- desvorsitz von Kramp-Karrenbauer übernehmen wird. Jedenfalls sagte er gestern, er sei der festen Überzeugung, dass beide Ämter in eine Hand gehörten.
Wer also ist dieser Tobias Hans, der mit 14 Jahren der Jungen Union und mit 16 Jahren der CDU beitrat? Ein klares politisches Profil wie die sozial-konservative Kramp-Karrenbauer hat Hans bislang nicht. Was man sagen kann: Ein konservativer Hardliner ist er nicht, und ein Wirtschaftsliberaler auch nicht. Hans fühlt sich eher in der Sozial- und Gesundheitspolitik zu Hause. Sein Amt als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken wird er nun aber aufgeben müssen.
Hans stammt aus Münchwies, einem Neunkircher Stadtteil mit gut 1000 Einwohnern. Seine heutige Frau lernte der Pferdeliebhaber bei einem Wanderritt kennen. Seitdem er vor Jahren 18 Kilogramm abgenommen hat, wirkt er dynamischer. Hans hat keinen Hochschulabschluss, sein Studium der Informationswissenschaften brach er ab.
Zunächst arbeitete er an der Psychosomatischen Fachklinik in sei- nem Heimatort Münchwies. 2006 fing er als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der CDU-Landtagsfraktion an. 2009 wurde er in den Landtag gewählt. Dort übernahm Hans 2015 den Chefposten der CDU-Fraktion und trat damit in die Fußstapfen seines Vaters Peter Hans, der von 1999 bis zu seinem Tod 2007 ebenfalls Fraktionsvorsitzender war.
Der künftige Ministerpräsident Hans ist auch kommunalpolitisch verankert. Sein Versuch, Landrat des SPD-geprägten Landkreises Neunkirchen zu werden, scheiterte 2015 aber.