Rheinische Post Krefeld Kempen

Eine Perspektiv­e zum Weitermach­en

- VON RALF MÜLLER FOTO: PRESSESTEL­LE DER STADT WILLICH

„kunst.punkt.willich“zeigt am Sonntag die Ausstellun­g „Dunkler Wind – zum Schicksal der Jesiden“im ehemaligen Flüchtling­s-Atelier an der Bahnstraße und lädt zum Mitfühlen und Mut Machen ein.

WILLICH Einige der Bilder sind wirklich nichts für Zartbesait­ete: Der aus dem Irak stammende Maler und Bildhauer Ammar Abdal hat Krieg, Terror und Gewalt gesehen und erlebt – und in seinen Bildern hält er eindrückli­ch die Verbrechen fest, die der sogenannte „Islamische Staat“2014 in Sinjar über die Jesiden (siehe „Stichwort“) gebracht hat: „Dunkler Wind – Schicksal der Jesiden“ist die Ausstellun­g überschrie­ben, die am Wochenende 24./ 25. Februar im ehemaligen „Flüchtling­s-Atelier“an der Bahnstraße 14 in Willich zu sehen sein wird.

Der in der Nachfolge des enorm erfolgreic­hen Flüchtling­s-Ateliers aus der Taufe gehobene „kunst.punkt.willich“zeichnet für die vielschich­tige Aktion verantwort­lich; namentlich die Künstlerin­nen Beate Kreme und Anne Fiedler stehen hinter Idee und Konzept. In Kontakt zum Künstler Ammar Abdal kam man eher zufällig. Dieser ist nach seiner Flucht über Spanien in einer Grefrather Unterkunft „gelandet“. Eckhard Klausmann koordinier­t dort Hilfe für Flüchtling­e und bedürftige Kinder, erfuhr zufällig vom künstleris­chen Background des Künstlers und stellte den Kontakt nach Willich her.

Und nun kommt es zur auch konzeption­ell ungewöhnli­chen und zweigeteil­ten Ausstellun­g: Am Samstag, 24. Februar, wird es zunächst einen Vortrag des langjährig erfahrenen und anerkannte­n Journalist­en und Terrorismu­s- Experten Rolf Tophoven geben; der Direktor des Essender Instituts für Terrorismu­sforschung und Sicherheit­spolitik wird Hintergrün­de der in den Bildern dargestell­ten Geschehnis­se und der aktuellen Entwicklun­g im Irak und in Syrien erläutern. Beim anschließe­nden Rundgang durch die Ausstellun­g erläutert dann Ammar Abdal mit Hilfe des Dolmetsche­rs Wesam Georges die Geschehnis­se und Fakten hinter den Bildern.

Zu sehen sind dann neben den Werken Ammars auch Bilder aus dem Zyklus „Die Farben von Rojava“: Sie stammen von Omran Shekhmous, im Norden Kurdistans geborener Künstler, der inzwischen in Kasachstan lebt. Bei Rojava (oder eingedeuts­cht auch „Rodschawa“) handelt es sich um Westkurdis­tan, ein faktisch autonomes Gebiet in Syrien. Diese Bilder werden bis zum 11. März zu sehen sein, wogegen die die Arbeiten Ammars nach der zwei- tägigen Hängung in Willich zum nächsten Ausstellun­gsort wandern. „Meine Bilder“, erläutert der Künstler, „sind in der Gesamtheit eine Art Dokumentat­ion, die an vielen Orten vom Terror und der Gewalt erzählen sollen.“Aus diesem Grund sind die Bilder auch nicht verkäuflic­h.

Der Sonntag der Ausstellun­g (25. Februar) steht dann auch im Zeichen der Aktivität der Besucher: „Mitmachen, Zuschauen und Zuhören“, so Beate Krempe, stehen ab 12 Uhr im Fokus: Es gibt kurze Dokumentar­filme über den Künstler Amar Abdal und seine Arbeit und Orientalis­che Musik auf der Oud (Hussam Almoshalba­n spielt). Eine Diskussion­s- und Gesprächsr­unde mit Udo Holzenthal (Stadtarchi­var Willich), Rolf Klein (Evangelisc­her Pfarrer), Anna Rieve („Initiative LOT“), Monika Werhahn-Mees (Stifterin und Zeitzeugin) in der Moderation von Beate Krempe soll auch zu einer „Mitmach-Aktion“überleiten, die Erfahrunge­n und Gedanken für ein Buch der Zuversicht zusammentr­agen soll. Krempe: „Gedacht ist daran, ein TextSkizze­nbuch entstehen zu lassen, in das Ausstellun­gsbesucher Worte der Zuversicht, Gedichte, Fotos und Erfahrunge­n eintragen können.“Gerade die deutsche Geschichte, so Krempe, biete ja Gelegenhei­t, „wertvolle Erfahrunge­n auszutausc­hen und darüber zu berichten, was hier im Krieg und vor allem danach geschehen“sei: „Wie versöhnt man sich mit dem grausamen Schicksal der Vergangenh­eit? Wie tröstet man sich, Kinder, Freunde, Nachbarn, Familie, wie gewinnt man Hoffnung und Freude zurück, wie kann Liebe wachen, Neues entstehen?“

Diese Impulse will man (auch als „Buch der Zuversicht“festgehalt­en) dem Künstler Ammar am Ende der Ausstellun­g mitgeben. Letztlich ist die Ausstellun­g interaktiv. Sie will informiere­n, aufklären und damit Empathie wecken – aber eben auch Zuversicht und Mut schaffen. Denn davon ist Beate Krempe fest überzeigt: „Das Leid der Menschen im Krieg ist immer gleich – und in Hoffnungsl­osigkeit brauchen Menschen und Künstler wie Ammar eine Perspektiv­e, weiterarbe­iten zu können, die Hoffnung auf Veränderun­g nicht zu verlieren.“

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Auf dem Bild von links: Anne Fiedler, Beate Krempe, Ammar Abdal, Waleed Ibrahim, Wesam Georges und Eckhard Klausmann.

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