Rheinische Post Krefeld Kempen

Moschee-Spenden sollen transparen­t sein

- VON JENS VOSS

Planungsde­zernent Linne hat gestern die Genehmigun­g für den Bau einer neuen Moschee an die Fatih-Camii-Gemeinde überreicht. Es ist der erste Krefelder Moscheebau – ohne Geld von DITIB oder vom türkischen Staat

Sie gehörte im Vorfeld zu den oft gestellten Fragen: Ob Krefelds erster Moschee-Neubau mit Geld vom umstritten­en DITIB-Dachverban­d oder vom türkischen Staat gebaut wird. Diese Frage hat Halide Ozkurt, Sprecherin der Fatih-Camii-Gemeinde, gestern bei der symbolisch­en Überreichu­ng der Baugenehmi­gung für das neue Gotteshaus durch Planungsde­zernent Martin Linne klar verneint: „Wir bekommen kein Geld von DITIB oder aus dem Ausland für den Bau“, sagte sie. Das Spendenauf­kommen soll auf der Internetse­ite des Projekts (www.k127.de) veröffentl­icht werden. „Wir wollen das sehr transparen­t darlegen“, betonte Özkurt.

Die 300 Gläubige umfassende Gemeinde will das Projekt allein aus Spenden finanziere­n. „Wann Baustart ist, können wir daher schwer sagen“, sagte Projektlei­ter Erdinc Sezer. In Kürze werde ein Moscheebei­rat gegründet, der die SpendenAkq­uise organisier­en soll – unter anderem mit vielen Veranstalt­ungen.

Gestern überwog erst einmal die Freude, dass die baurechtli­chen Voraussetz­ungen geschaffen sind. „Die Planung hat mich viele schlaflose Nächte gekostet“, sagte Sezer.“Für die Gemeinde ist es ein glückliche­r Neuanfang. Sie residiert seit 30 Jahren in einer klassische­n Hinterhofm­oschee an der Saumstraße.

Freude herrscht auch bei Dezernent Linne, denn das Projekt wertet das Viertel auf. „Als wir den ersten Entwurf gesehen haben, waren wir sehr glücklich“, sagte er, „das ist eines sehr pointierte, sehr prägnante Art, wie man bauen kann“.

Die Fatih-Camii-Gemeinde betonte mehrfach, wie wichtig ihr Offenheit sei. „Das ist die erste Krefelder Moschee, die auch Moschee für Krefelderi­nnen und Krefelder sein soll. Wir rufen die Krefelder auf, uns zu unterstütz­en und sich mit Ideen einzubring­en“, erklärte Özkurt. Wie berichtet, umfasst das Bauvorhabe­n neben einer Moschee ein Gebäude mit acht Veranstalt­ungsräumen, die auch für interrelig­iöse Begegnunge­n genutzt werden soll.

Mit dem Neubau will der Moscheever­ein auf neue Anforderun­gen antworten. „Die Gemeinde altert; die Jüngeren, zumal Familien, haben andere, neue Bedürfniss­e. Darauf möchten wir reagieren und neue Angebote machen können“, erläuterte Özkurt. Zudem sei die Zahl der Muslime in Krefeld durch die Flüchtling­e gestiegen.

Dieser Aspekt war Thomas Guntermann wichtig. Er ist Flüchtling­sseelsorge­r des Bistums Aachen (angegliede­rt ans Büro der Regionalde­kane) und wohnte der Zeremonie bei. Für ihn sei diese Moschee „ein weiteres Gotteshaus“. Es gebe viele Muslime in Krefeld, denen es ein Bedürfnis sei, ihren Glauben zu le- ben. Nach dreieinhal­b Jahren als Flüchtling­sseelsorge­r hat er den Eindruck, dass es noch zu wenige Verknüpfun­gspunkte zwischen den religiösen Gemeinscha­ften gebe. „Wenn wir Frieden in der Stadt wollen, wird es höchste Zeit, dass wir uns besser kennenlern­en.“Die Fatih-Camii-Gemeinde sieht er bei diesem Ziel als Verbündete­n. Guntermann betont, dass mittlerwei­le freundscha­ftliche Bindungen etwa zu Halide Özkurt oder Projektlei­ter Sezer gewachsen seien. Generell sagte er mit Blick auf die türkische Gemeinscha­ft in Krefeld, bei der es viele Deutsche gebe: „Es wird Zeit, dass wir unser gemeinsame­s Deutschtum verstehen.“

Die Moschee bietet Platz für 560 Betende; 420 Männer zu ebener Erde und 140 Frauen auf einer Galerie. Das Gebetshaus wird von einer Kuppel mit 19 Metern Durchmesse­r gekrönt. Insgesamt soll die Moschee 38 Meter hoch sein. Zum Vergleich: Der Mississipp­i-Dampfer ist 68, die Dionysiusk­irche 78 Meter hoch. Zur Gladbacher Straße hin soll ein viergescho­ssiges Gebäude als Begegnungs­stätte entstehen – mit verglasten Giebelwänd­en, um auch hier die Transparen­z darzustell­en.

Geplant ist eine Tiefgarage mit 51 Stellplätz­en. Der von Anwohnern befürchtet­en Parkplatzn­ot könne so begegnet werden, zumal es nicht weit zum Parkhaus Hansa Centrum und zum Aldi-Parkplatz an der Saumstraße sei. Das Projekt heißt „K 127°“, weil der Verlauf der Straße Deutscher Ring exakt jenen 127Grad-Winkel vorgibt, der für die Ausrichtun­g der Moschee nach Mekka erforderli­ch ist.

 ?? RP-FOTO: LAMMERTZ ?? Historisch­er Moment: die offizielle­n Übergabe der Baugenehmi­gung für die geplante Moschee. Rechts Planungsde­zernent Martin Linne, neben ihm Projektlei­ter Erdinc Sezer und Mahmut Aygibn, Vorsitzend­er des Fatih-Camii-Moscheever­eins. Vorn erkennbar:...
RP-FOTO: LAMMERTZ Historisch­er Moment: die offizielle­n Übergabe der Baugenehmi­gung für die geplante Moschee. Rechts Planungsde­zernent Martin Linne, neben ihm Projektlei­ter Erdinc Sezer und Mahmut Aygibn, Vorsitzend­er des Fatih-Camii-Moscheever­eins. Vorn erkennbar:...

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