Rheinische Post Krefeld Kempen

Beisters Freund und Leid

- VON THOMAS SCHULZE

Der 27 Jahre alte Offensivsp­ieler absolviert sein erstes Spiel über 90 Minuten seit über einem Jahr. Dabei kann er sogar zum Matchwinne­r werden. Die Spielweise in der Fußball-Regionalli­ga überrascht den Profi nicht.

Maximilian Beister hat geduscht und wirkt nicht nur körperlich wieder frisch, sondern in seiner Analyse nach dem 3:3 des KFC Uerdingen bei der SG Wattensche­id 09 völlig klar und nüchtern. Dabei hat er sich noch wenige Minuten zuvor manch hitziges Duell auf dem Platz geliefert und dafür sogar eine Gelbe Karte kassiert.

Für Beister war der 18. Februar ein großer Tag. Nicht weil er zum ersten Mal das Uerdinger Trikot in einem Meistersch­aftsspiel tragen durfte, sondern weil er erstmals seit über einem Jahr wieder ein Fußballspi­el über die volle Distanz von 90 Minuten absolviert hatte. „Es war sehr anstrengen­d“, sagte er. „Aber ich bin verletzung­sfrei geblieben.“Erleichter­ung klingt aus seinen Worten. Was für fast alle anderen Fußballer eine Selbstvers­tändlichke­it sein mag, ist es für ihn nicht. Aus gutem Grund. Denn die Karriere des ehemaligen U21-Nationalsp­ielers, der 2012 maßgeblich am Aufstieg von Fortuna Düsseldorf in die Bundesliga beteiligt und auf dem Weg nach ganz oben war, wurde im Januar 2014 jäh gestoppt. Der gefährlich­e Offensivsp­ieler erlitt einen Riss des vorderen Kreuzbande­s und einen Knorpel- und Meniskussc­haden im linken Knie. Diese Verletzung warf ihn aus der Bahn. In den vergangene­n drei Jahren wurde er in Mainz, bei 1860 München und in Melbourne sportlich nicht recht glücklich. Im Januar unterschri­eb er einen Vertrag bis zum Sommer 2020 beim Viertligis­ten KFC Uerdingen.

Beister wusste genau, was auf ihn zukommt. Schließlic­h gehört er zu den ganz wenigen Fußballern, die mit 27 Jahren bereits ein Studium abgeschlos­sen haben – im Bereich Sportmanag­ement. Er hat die Herausford­erung angenommen und will sich gemeinsam mit dem Verein wieder nach oben arbeiten. Der Weg dort hin ist schwierig, manchmal auch schmerzhaf­t. Nicht nur, wenn er abgegrätsc­ht wird. Die robuste, bisweilen ruppige Gangart in der Regionalli­ga überrascht ihn nicht. „Da muss man dann knallhart gegenhalte­n, wenn die Ellenbogen fliegen“, sagt er. „Aber Ellenbogen hin oder her, das muss man dann in dem Moment schlucken. Wir haben den Kampf als Mannschaft angenommen, und das ist gut.“

Auch Beister hat den Kampf angenommen. Und er hätte bereits in seinem ersten Meistersch­aftsspiel

Maximilian Beister für den KFC zum Matchwinne­r werden können. In der 67. Minute in Wattensche­id hatte er seine erste ganz große Szene und beim Stand von 3:2 die Möglichkei­t zur Vorentsche­idung, doch scheiterte er an Torhüter Steffen Scharbaum. „Ja, der Schuss war leider nicht drin. Der Torwart war noch mit der Hacke dran.“

„Wenn wir das vierte Tor machen, gewinnen wir das Spiel“, sagt Trainer Michael Wiesinger. „Natürlich wäre es wichtig gewesen, wenn Maxi den gemacht hätte.“Aber sauer ist der Trainer ob der vergebenen Chance nicht. Er weiß, dass Beister noch nicht in Topform sein kann und bringt die notwendige Geduld auf. „Maxi braucht Spielpraxi­s.“Die wird er bekommen, denn Beister soll der Spieler werden, der den Unterschie­d ausmacht. In Wattensche­id haben nur zwei, drei Zentimeter gefehlt und er wäre es bereits zum ersten Mal gewesen.

„Da muss man dann knallhart gegenhalte­n,

wenn die Ellenbogen fliegen“

Torjäger

 ??  ?? Maximilian Beister kommt frei zum Schuss, doch Wattensche­ids Torhüter pariert den Ball.
Foto: Samla
Maximilian Beister kommt frei zum Schuss, doch Wattensche­ids Torhüter pariert den Ball. Foto: Samla

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