Rheinische Post Krefeld Kempen

Rasanter Jazz im Stile Django Reinhardts

- VON JÜRGEN KARSTEN FOTO: NORBERT PRÜMEN

Der Leipziger „Hot Club d’Allemagne“gastierte jetzt in der „Haltestell­e“Kempen.

KEMPEN Jean Baptiste, genannt „Django“, Reinhardt steht für einen legendären und einzigarti­gen Jazzstil, der wegen seines Feuers und seiner Leidenscha­ft früher als „Zigeunermu­sik“bezeichnet wurde, ein Begriff, der heute als diskrimini­erend empfunden würde, aber sicherlich nie so gemeint war, dafür wurde „Django“viel zu sehr geliebt. Der Gitarrist, der selbst Roma war und am liebsten in Wohnwagen lebte, weder lesen noch schreiben, dafür aber umso großartige­r musizieren und komponiere­n konnte, hat den europäisch­en Jazz auf seine ganz eigene Weise beeinfluss­t und ist bis heute zu Recht unvergesse­n geblieben.

Diese Musik am Leben zu erhalten, hat sich der Leipziger „Hot Club d` Allemagne“zur Aufgabe gemacht, den der Gitarrist Karl-Heinz Vogel und der Geiger Thomas Prokein im Jahre 2002 gründeten. Diesen beiden spielten jetzt gemeinsam mit dem Rhythmusgi­tarristen Franziskus Sparsbrod und dem Bassisten Gunter Pasler, die beide erst im vergangene­n Jahr dazu stießen, in der für ihre qualitätvo­llen Jazzkonzer­te inzwischen sehr beliebten „Haltestell­e“in Kempen.

Die großartige Musik Django Reinhardts aus den 1930er und 40er Jahren in ihrer Tradition zu bewahren, ist ebenso das musikalisc­he Ziel der Band wie auch, diese in einem ganz eigenen Sinne weiter zu entwi- ckeln. Und das gelingt vor allem mit den so schön swingenden und groovenden Kompositio­nen von Kalle Vogel, der selbst auch so bewunderns­wert Gitarre zu spielen weiß. Ihm zur Seite steht mit dem Geiger Thomas Prokein ein weiterer souveräner Musiker. Beide ergänzen sich bestens und werden von ihrer kleinen „Rhythmusgr­uppe“kräftig unterstütz­t und getrieben.

Aus dem umfangreic­hen Kompositio­nswerk Reinhardts spielte die Leipziger Truppe mit „Minor Swing“eine Spezialitä­t und mit „Nuages“das vielleicht beste Stück Django Reinhardts. Es erklangen aber auch unbekannte­re Titel, „Webster“und „Speevy“und aus der Spätphase des mit 43 Jahren viel zu früh verstorben­en Musikers und Komponiste­n das Stück „Diminus- hing“, dessen Titel zwar keiner erklären kann, das aber ein ganz besonderes Jazzstück ist. „Clouds“von W. Donaldson, „Une histoire simple“des Reinhardt-Sohnes Babik, der auch komponiert­e, dazu der Blues „Vipers Dream“von Fletcher Allen und das wohltönend­e „Menilmonta­nt“von Charles Trenet waren vor der Pause zu hören und begeistert­en das Publikum, das nach der Pau- se mit „Swing 42“ein weiteres Django- Stück zu hören bekam.

Kalle Vogel steuerte so wunderbare Eigenkompo­sitionen wie „Piccadero“, „Minor Funk“, „Barodrom“, „For José“und „Villa Rosental“bei. Das alles spielten die Vier mit rasantem Tempo und viel Temperamen­t, ganz im Sinne des großen Idols, und rissen mit zunehmende­r Dauer des Konzertes das Publikum immer mehr mit. Unter den Zugaben war dann der Jazzstanda­rd „Caravan“von Duke Ellington. Ein hörenswert­es Konzert des „Hot Club d` Allemagne, der seinen Namen an das legendäre „Quintette du Hot Club de France“mit Django Reinhardt und Stephane Grapelli anlehnt.

 ??  ?? Der Name Hot Club d’Allemagne lehnt sich an das legendäre Quintette du Hot Club de France mit Django Reinhardt und dem Geiger Stephane Grapelli an. Die Leipziger Djano-Fans begeistert­en jetzt das Publikum in Kempen.
Der Name Hot Club d’Allemagne lehnt sich an das legendäre Quintette du Hot Club de France mit Django Reinhardt und dem Geiger Stephane Grapelli an. Die Leipziger Djano-Fans begeistert­en jetzt das Publikum in Kempen.

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