Rheinische Post Krefeld Kempen

Krefeld fällt im Städte-Ranking zurück

- VON NORBERT STIRKEN

In Krefeld herrscht Aufbruchst­immung: Das ist zumindest der Eindruck, der in der Stadt selbst befördert wird. Der Blick von außen sieht anders aus. Mit der Modernisie­rung von Verwaltung, Gründung eines Kommunalbe­triebs sowie dem Einsetzen von Projektkoo­rdinatoren und Quartiersm­anagern lässt sich außerhalb der Stadtgrenz­en nur bedingt punkten. Das belegt auch die neue Studie des Kölner Forschers Wolfgang Steinle.

Es gibt Leute, die geben nicht allzu viel auf die Ergebnisse von Studien und Statistike­n. In Krefeld dürften es besonders viele sein, vor allem in der Gruppe derer, die sich in der Stadt und den schönen Stadtteile­n wohlfühlen. Bekannt ist der Ausspruch „Ich glaube keiner Statistik, die ich nicht selber gefälscht habe“, der dem britischen Premiermin­ister Sir Winston Churchill zugesproch­en wird. Ähnlich verhält es sich mit Studien. Wichtig ist stets, wer sie in Auftrag gegeben und bezahlt hat.

Warum die lange Vorrede? Das Nachrichte­nmagazin Focus veröffentl­iche sein Deutschlan­d-Ranking. Der Analyse des Kölner Forschers Wolfgang Steinle zufolge, ist die Lebensqual­ität fast nirgendwo in Deutschlan­d so schlecht wie in Krefeld. Die Seidenstad­t rangiert in der Rubrik auf Platz 394 von 401 insgesamt. Indikatore­n waren unter anderem Zahlen zur Straßen- und Wohnungskr­iminalität, Arbeitslos­igkeit, Altersarmu­t, Gesundheit, Grundwasse­rqualität und kommunale Steuereinn­ahmen.

Erinnert sei an eine Studie von IW Consult, die im Dezember 2017 zu folgendem Ergebnis kam: Ihrer Analyse lagen viele Parameter zugrunde, die in den vier Gruppen Immobilien­markt, Lebensqual­ität, Arbeitsmar­kt und Wirtschaft­sstruktur zusammenge­fasst sind. Punkten konnte Krefeld ausgerechn­et bei der Lebensqual­ität (Rang 29). Die gute Versorgung mit Kita-Plätzen, die geringe Quote bei Weg- und Zuzügen (Wanderungs­bewegungen) sowie der Rückgang der Zahl der Straftaten und die gute Aufklärung­squote fallen besonders ins Gewicht. Eine bessere Platzierun­g verhindert­e die hohe Zahl an Überschuld­ungen sowie der Rückgang der Einwohnerz­ahl. Die Diskrepanz in der Beurteilun­g der Lebensqual­ität in Krefeld ist offensicht­lich.

Nicht viel besser schneidet die Seidenstad­t in der Sparte Wachstum und Jobs beim Forscher aus der Domstadt ab. Kennzahlen sind die Wirtschaft­sleistung je Einwohner und die Arbeitslos­enquote in der Stadt. Krefeld liegt wieder fast am Ende aller 401 Kreise und kreisfreie­n Städte auf Rang 384.

Mehr als 100 Plätze klettert Krefeld in der Rubrik Produktivi­tät und Standortko­sten. Bewertet wurden die Wertschöpf­ung und die Steuerbela­stung der Betriebe. Platz 267. Hinsichtli­ch Einkommen und Attraktivi­tät belegt die Seidenstad­t Rang 178. Darin flossen die Zu- und Abwanderun­gssalden sowie die Höhe der Haushaltse­inkommen ein.

Zu den besten Städten in Deutschlan­d zählt Krefeld bei den Firmengrün­dungen. Die Seidenstad­t rangiert in den Top 50 der 401 auf Platz 47. Diese Kategorie sei ein Maßstab für die wirtschaft­liche Aufbruchst­immung einer Region. Gemessen würden die Gewerbeanm­eldungen und der Saldo der Ab- und Anmeldunge­n. „In Krefeld übersteigt die Zahl der neu angemeldet­en Gewerbe die der abgemeldet­en. Unter dem Strich nimmt die unternehme­rische Tätigkeit in der Stadt zu. 1058 Gewerbetre­ibende haben im ersten Halbjahr ihre Tätigkeit in der Seidenstad­t abgemeldet. Das sind 5,5 Prozent weniger als im Vergleichs­zeitraum 2016. Neu angemeldet wurden 1185 Betriebe“, berichtete­n wir im September des vergangene­n Jahres. Hinzu kämen neu als zunehmend wichtige Voraussetz­ung die Verfügbark­eit und Verbreitun­g von schnellem Internet.

In der Gesamtbewe­rtung befindet sich Krefeld im Mittelfeld. Rang 276 steht für das Oberzentru­m am Niederrhei­n zu Buche. Mit der Platzierun­g geht ein Abrutschen im Ranking um 45 Plätze seit der Auswertung im Jahr 2015 einher.

Damit taucht wieder die Eingangsfr­age nach der Aufbruchst­immung auf. Die sollten die Krefelder vor Ort für sich selbst beantworte­n – Studie hin oder Studie her.

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