Rheinische Post Krefeld Kempen
Krefeld fällt im Städte-Ranking zurück
In Krefeld herrscht Aufbruchstimmung: Das ist zumindest der Eindruck, der in der Stadt selbst befördert wird. Der Blick von außen sieht anders aus. Mit der Modernisierung von Verwaltung, Gründung eines Kommunalbetriebs sowie dem Einsetzen von Projektkoordinatoren und Quartiersmanagern lässt sich außerhalb der Stadtgrenzen nur bedingt punkten. Das belegt auch die neue Studie des Kölner Forschers Wolfgang Steinle.
Es gibt Leute, die geben nicht allzu viel auf die Ergebnisse von Studien und Statistiken. In Krefeld dürften es besonders viele sein, vor allem in der Gruppe derer, die sich in der Stadt und den schönen Stadtteilen wohlfühlen. Bekannt ist der Ausspruch „Ich glaube keiner Statistik, die ich nicht selber gefälscht habe“, der dem britischen Premierminister Sir Winston Churchill zugesprochen wird. Ähnlich verhält es sich mit Studien. Wichtig ist stets, wer sie in Auftrag gegeben und bezahlt hat.
Warum die lange Vorrede? Das Nachrichtenmagazin Focus veröffentliche sein Deutschland-Ranking. Der Analyse des Kölner Forschers Wolfgang Steinle zufolge, ist die Lebensqualität fast nirgendwo in Deutschland so schlecht wie in Krefeld. Die Seidenstadt rangiert in der Rubrik auf Platz 394 von 401 insgesamt. Indikatoren waren unter anderem Zahlen zur Straßen- und Wohnungskriminalität, Arbeitslosigkeit, Altersarmut, Gesundheit, Grundwasserqualität und kommunale Steuereinnahmen.
Erinnert sei an eine Studie von IW Consult, die im Dezember 2017 zu folgendem Ergebnis kam: Ihrer Analyse lagen viele Parameter zugrunde, die in den vier Gruppen Immobilienmarkt, Lebensqualität, Arbeitsmarkt und Wirtschaftsstruktur zusammengefasst sind. Punkten konnte Krefeld ausgerechnet bei der Lebensqualität (Rang 29). Die gute Versorgung mit Kita-Plätzen, die geringe Quote bei Weg- und Zuzügen (Wanderungsbewegungen) sowie der Rückgang der Zahl der Straftaten und die gute Aufklärungsquote fallen besonders ins Gewicht. Eine bessere Platzierung verhinderte die hohe Zahl an Überschuldungen sowie der Rückgang der Einwohnerzahl. Die Diskrepanz in der Beurteilung der Lebensqualität in Krefeld ist offensichtlich.
Nicht viel besser schneidet die Seidenstadt in der Sparte Wachstum und Jobs beim Forscher aus der Domstadt ab. Kennzahlen sind die Wirtschaftsleistung je Einwohner und die Arbeitslosenquote in der Stadt. Krefeld liegt wieder fast am Ende aller 401 Kreise und kreisfreien Städte auf Rang 384.
Mehr als 100 Plätze klettert Krefeld in der Rubrik Produktivität und Standortkosten. Bewertet wurden die Wertschöpfung und die Steuerbelastung der Betriebe. Platz 267. Hinsichtlich Einkommen und Attraktivität belegt die Seidenstadt Rang 178. Darin flossen die Zu- und Abwanderungssalden sowie die Höhe der Haushaltseinkommen ein.
Zu den besten Städten in Deutschland zählt Krefeld bei den Firmengründungen. Die Seidenstadt rangiert in den Top 50 der 401 auf Platz 47. Diese Kategorie sei ein Maßstab für die wirtschaftliche Aufbruchstimmung einer Region. Gemessen würden die Gewerbeanmeldungen und der Saldo der Ab- und Anmeldungen. „In Krefeld übersteigt die Zahl der neu angemeldeten Gewerbe die der abgemeldeten. Unter dem Strich nimmt die unternehmerische Tätigkeit in der Stadt zu. 1058 Gewerbetreibende haben im ersten Halbjahr ihre Tätigkeit in der Seidenstadt abgemeldet. Das sind 5,5 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2016. Neu angemeldet wurden 1185 Betriebe“, berichteten wir im September des vergangenen Jahres. Hinzu kämen neu als zunehmend wichtige Voraussetzung die Verfügbarkeit und Verbreitung von schnellem Internet.
In der Gesamtbewertung befindet sich Krefeld im Mittelfeld. Rang 276 steht für das Oberzentrum am Niederrhein zu Buche. Mit der Platzierung geht ein Abrutschen im Ranking um 45 Plätze seit der Auswertung im Jahr 2015 einher.
Damit taucht wieder die Eingangsfrage nach der Aufbruchstimmung auf. Die sollten die Krefelder vor Ort für sich selbst beantworten – Studie hin oder Studie her.