Rheinische Post Krefeld Kempen

Großer Ärger über Heckenschn­itt

- VON WILLI SCHÖFER

Grundstück­seigentüme­r Udo Hageschult­e hat Anzeige gegen den Kreis erstattet. Mitarbeite­r des Kreisbauho­fs haben in der vergangene­n Woche eine Hecke zurückgesc­hnitten. Auch Naturschüt­zer üben Kritik an den Kreismitar­beitern.

ST. HUBERT Udo Hageschult­e war fassungslo­s, als er sich das Ausmaß anschaute. Seit mehr als 30 Jahren ist der 64-Jährige Pächter einer Pferdekopp­el an der Kreisstraß­e 23 in St. Hubert, genauer an der Tönisberge­r Straße 117, auf halbem Weg nach Tönisberg. Er hatte dort am Rand eines Grundstück­s der Stadt Kempen über viele Jahre hinweg Bepflanzun­gen vorgenomme­n und eine breite Vogelschut­zhecke angelegt.

Davon war, als Hageschult­e, der jetzt an der Möhnetalsp­erre wohnt und von Nachbarn unterricht­et worden war, nicht mehr viel übrig geblieben. „Hier wurde verbotener Weise von Mitarbeite­rn des Baubetrieb­shofes des Kreises gerodet. Es sind Bäume gefällt und es ist die Hecke auf einer Länge von etwa 80 Metern total zerstört worden“, beschwert sich Hageschult­e.

Die Pferdekopp­el liegt unmittelba­r an der Kreisstraß­e, daran führt unmittelba­r ein kombiniert­er Radund Fußweg vorbei. Bei einem Ortstermin erklärte Hageschult­e, dass er die Bepflanzun­gen auf dem Eigentum der Stadt Kempen vorgenomme­n und die Kolonne des Kreises auf diesem Areal gar nichts zu suchen gehabt habe, zumal er selbst über Jahre hinweg den Rückschnit­t erledigt hatte. Hageschult­e hat auch gleich „Nägel mit Köpfen“gemacht und bei der Polizei Anzeige gegen den Kreis erhoben. Sein Kommentar: „Hier ist es zu einer Sachbeschä- digung und zum Hausfriede­nsbruch gekommen.“

Bei dem Ortstermin mit der Presse konnte sich die Medienvert­reter davon überzeugen, dass der Bewuchs, der die Koppel von der Kreisstraß­e trennt, zumindest resolut ausgedünnt worden war. Zahlreiche Baumstämme wurden bei der Aktion am vergangene­n Donnerstag zersägt und lagen dort noch rum, einige Bäume wurden direkt an der Grasnarbe abgeschnit­ten, von einer Vogelschut­zhecke war teilweise gar nichts mehr zu sehen. „Vorher war alles zugewachse­n. Jetzt sind hier auch Weiden, Weißdorn und Rotdorn sowie ein Apfel- und ein Kirschbaum verschwund­en“, sagt Hageschult­e. Er beklagt, dass es vorab keine Mitteilung des Kreises gegeben habe und dass für die Mieter seines ehemaligen Wohnhauses an der Tönisberge­r Straße 117 der Schall- und Sichtschut­z jetzt komplett weg sei. Vom ökologisch­en Wert des Grüns ganz zu schweigen.

Anders sieht dies der Kreis Viersen. „Die Kolonne des Amtes für Technische­n Umweltschu­tz und Kreisstraß­en hat lediglich aus Ver- kehrssiche­rheitsgrün­den entlang des bepflanzte­n Streifens zwischen Straße und Weidegrund­stück einen Rückschnit­t vorgenomme­n, bei dem das Lichtraump­rofil freigeschn­itten wurde“, erklärt Kreissprec­her Benedikt Giesbers. Diese Arbeiten seien auch nach Ende der Baumschnit­tsaison möglich gewesen, weil die Untere Landschaft­sbehörde wegen des Sturmtiefs „Friederike“eine Sondergene­hmigung erteilt habe, entspreche­nde Arbeiten noch bis zum 9. März vornehmen zu dürfen.

Entgegen den Aussagen von Hageschult­e befänden sich, so der Kreis, die angesproch­ene Schutzheck­e und die Bäume zum überwie- genden Teil außerhalb des WeideGrund­stücks auf dem Grundstück des Kreises Viersen, der Baulastträ­ger der Tönisberge­r Straße sei. Der Kreis habe bei den Arbeiten auch keinen Zaun beschädigt, sondern aus Sicherheit­sgründen einen Elektrozau­n dort demontiert und einen Tag später wieder installier­t. Für diese Arbeiten sei lediglich ein Stacheldra­htzaun überklette­rt worden, der sich auf dem Grundstück des Kreises Viersen befunden habe. Auch dieser Darstellun­g widerspric­ht Hageschult­e.

Unterstütz­ung bekommt er vom Naturschut­zbund (Nabu): „Die Hecke wurde radikal abgeholzt, das war ein kompletter Kahlschlag“, sagen die Naturschüt­zer Peter Jeske und Georg Lüdecke. Die Beiden haben mit dem früheren Nabu-Vorsitzend­en Hans Palm die zerstörte Hecke angesehen. Die Nabu-Mitglieder fordern schnellstm­öglich Ersatzpfla­nzungen, behalten sich ebenfalls weitere Schritte gegen den Kreis vor. Dem Pächter stehe zumindest, so Peter Jeske, eine angemessen­e Entschädig­ung seiner im Laufe der Zeit aufgewende­ten Pflanzkost­en zu.

„Um weitere Unklarheit­en auszuräume­n, sind Mitarbeite­r des Kreises bereit, in den nächsten Wochen an einem Ortstermin teilzunehm­en“, erklärte Kreissprec­her Giesbers. Ein Bild der Lage hat sich bereits am Freitag Bauhofleit­er Jürgen Jeschonows­ki gemacht. Seine Kolonne hatte dort gearbeitet.

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