Rheinische Post Krefeld Kempen

Der Weg ins Abenteuer Beten

- VON SILVIA RUF-STANLEY

Zu einer besonderen Erfahrung des Gebetes lädt die Kempener Pfarre St. Mariae Geburt bis zum kommenden Freitag, 16. März, ein. In der Kirche Christ-König im Hagelkreuz ist ein außergewöh­nlicher Gebetsweg aufgebaut.

KEMPEN Warum bloß vor der Türe stehen bleiben, wenn sie doch auf ist? Du brauchst nur hinein gehen und bist mitten drin! Und dann kommt die Aufforderu­ng im Programm: Trau Dich – geh Deinen eigenen Weg ins Abenteuer Beten! Es lohnt sich, den Gebetsweg zu gehen. Denn es ist eine ganz neue Erfahrung des Betens, die man dort machen kann. Zwölf Stationen erwarten den Besucher in Christ-König am Concordien­platz mit ganz unterschie­dlichen sinnlichen Empfindung­en. „Das ist eine große Einladung”, sagt Gemeindere­ferentin Regina Gorgs, die diesen Weg entwickelt hat.

Mit dem Gebet sei das so eine eigene Sache, meint sie. Viele Menschen würden im Laufe des Tages beten, ohne es zu merken. Da gibt es Ausrufe wie „Oh mein Gott” oder „Oh je”. Christen würden mit dem Beten die Beziehungs­aufnahme zu Gott verbinden – dies aber oft in der Formelhaft­igkeit der bekannten Gebete aus dem Gottesdien­st. Der interaktiv­e Gebetsweg lädt im Gegensatz dazu zur persönlich­en Beziehungs­aufnahme ein, abseits der Traditione­n. Wobei diese nicht schlecht sind, wie Regina Gorgs betont. Aber ebenso wichtig sei die stete Auseinande­rsetzung mit dem Glauben und die Offenheit auch anderen Religionen gegenüber.

Der Weg beginnt zunächst mit einem kurzen Videofilm. Gemeinde- mitglieder aus verschiede­nen Generation­en berichten sehr offen über ihre persönlich­en Erfahrunge­n mit dem Beten. Geht man dann in die Kirche hinein, begegnet einem zunächst eine Dornenwand. Denn der ganze Weg steht unter dem Motto des „Gegrüßet seist Du Maria” und dem bekannten Lied „Maria durch einen Dornenwald ging, der hat in sieben Jahren kein Laub getragen”. Weiter geht es durch eine weit geöffnete Tür, mit weißem Tuch ge- schmückt. Danach kann und soll jeder Besucher kreativ werden und eigene Wünsche zeigen. In der kleinen Kapelle liegen die Sünde und Jesus in Waagschale­n, in der Mitte ein tröstendes Herz. Dann gibt im Altarraum einen ruhigen Rosenbogen. Hier ist man beim nächsten Liedvers: „Was trug Maria unterm Herzen? Kyrieeleis­on! Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen,das trug Maria unter ihrem Herzen.” Auf dem Tabernakel steht ein Marien- bild, umhüllt von leuchtend blauem Seidentuch. Ein bequemer Sessel steht daneben. Zettel liegen aus, auf die jeder die Namen schreiben kann, denen er oder sie an dieser Stelle ein Gebet gewidmet hat. So geht es dann auf dem Weg durch die Kirche weiter. Nicht zu übersehen ist das von einem lila Tuch verhüllte große Wandkreuz. Man muss sich bücken oder kann die Kniebank nutzen, um einen Blick auf das hell erleuchtet­e Kreuz zu haben. Hier ist man bei der vierten Strophe des Liedes angekommen: „Wie soll dem Kind sein Name sein? Kyrieeleis­on! Der Name, der soll Christus sein,das war von Anfang der Name sein!“

Dann, kurz vor dem Ausgang, trägt der Dornenwald Rosen. „Als das Kindlein durch den Wald getragen,da haben die Dornen Rosen getragen!” Die Besucher sind eingeladen, an einem Busch selbst gebastelte Rosen anzubringe­n. Die dann vielleicht noch einmal ein Gebet in sich tragen.

Es ist ein stiller, ein sehr intensiver Weg, auf den man sich da machen kann. Die Christ-König-Kirche ist in dieser Woche bis Freitag immer von 10 bis 12.30 Uhr und von 15.30 bis 17 Uhr geöffnet. Es lohnt sich auf jeden Fall, einmal diese besondere Erfahrung des Betens zu machen. Dafür muss man nicht gläubig sein, sondern vielleicht einfach einen Ruhepunkt im Alltag finden wollen.

 ?? RP-FOTO: WOLFGANG KAISER ?? Nicht nur für Katholiken ist der Gebetsweg in Christ-König eine besondere Erfahrung.
RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Nicht nur für Katholiken ist der Gebetsweg in Christ-König eine besondere Erfahrung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany